Dietfurt
Oft helfen schon einfache Mittel

Eva Goldschmidt setzt sich als Dietfurter Inklusionsbeauftragte für Menschen mit Behinderungen ein

02.12.2020 | Stand 07.12.2020, 3:34 Uhr
Für das gleichberechtigte Zusammenleben aller Menschen mit und ohne Behinderung will sich Eva Goldschmidt einsetzen. −Foto: Hradetzky

Dietfurt - Eva Goldschmidt ist die neue und alte Behinderten- und Inklusionsbeauftragte der Stadt Dietfurt. 2014 hatte sie dieses wichtige Ehrenamt noch unter Ex-Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) übernommen und sich bereit erklärt, es weiterzuführen.

Die 68-jährige Sozialpädagogin ist in Rente, ist aber seit Juni 2020 als freie Mitarbeiterin als Sozialpädagogin in der Familienhilfe bei einem Träger in Ingolstadt tätig und selbst Mutter von drei Kindern. Sohn Alexis, 40 Jahre alt, hat eine Behinderung und lebt in der Regens-Wagner-Einrichtung in Holnstein. Eva Goldschmidt weiß somit bestens, wovon sie spricht.

Viele Menschen wüssten mit dem Begriff Inklusion nichts anzufangen, erklärt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. "Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch, egal wie er aussieht, welche Sprache er spricht oder ob er eine Behinderung hat, zur Gesellschaft gehört", definiert Goldschmidt. Inklusion habe demnach das gleichberechtigte Zusammenleben aller Menschen zum Ziel. Niemand dürfe ausgegrenzt werden.

Auch sei das Thema sehr komplex, so Goldschmidt, eine Behinderung könne viele Gesichter haben. "Es gibt Menschen, denen sieht man ihre Behinderung auf den ersten Blick an, da sie im Rollstuhl sitzen, aber es gibt eben auch anderweitig eingeschränkte Menschen, die etwa seh- oder hörbehindert sind. Das bemerkt man natürlich nicht sofort", so Goldschmidt. "Ich würde mir wünschen, dass sich die Gesellschaft einfach mal in die Lage solcher Personen versetzt", sagt sie.

Oft könnte den Betroffenen schnell und mit einfachen Mitteln geholfen werden. "Ich denke da zum Beispiel daran, dass Webseiten mit Vorlese-Einrichtungen für Texte oder in einfacher Sprache angeboten werden könnten. Schriften können oftmals größer gestaltet werden, sei es im Netz oder auch sonst im Alltagsbereich." Hier wiederum sei eben Voraussetzung, dass sich jeder Einzelne bemühe, sich in die Lage von Menschen mit Behinderung hineinzuversetzen. Wünschenswert sei, dass schon bei Kindern versucht werde, dass sie Behinderte als vollkommen selbstverständlich sehen und miteinbeziehen, da sie in ihrem Alltag überhaupt erst "vorkommen" und "auftauchen". Hier sei noch ein langer Weg zu gehen, Inklusion sei daher erst im Entstehen begriffen, so Goldschmidt.

Sie bedauert, das die Inklusion in gewöhnlichen Schulen mit Klassenstärken bis zu 30 Schülern kaum möglich und eine individuelle Förderung wohl eher in Montessori-Schulen möglich sei. "Es sollte selbstverständlich sein, dass ein Kinder oder Jugendlicher mit Behinderung mit in einer Klasse sitzt. Oftmals entscheiden sich aber die Eltern von behinderten Kindern gegen den Besuch einer normalen Einrichtung, da sich der Alltag oft als viel schwieriger gestaltet und mit vielen Hindernissen verbunden ist." Auch in punkto Arbeitswelt wäre es zu begrüßen, wenn Menschen mit Behinderung vermehrt daran teilhaben dürften, einbezogen statt ausgeschlossen würden, um so die Hürden nach und nach zu nivellieren.

Goldschmidt selbst möchte in den nächsten Jahren hierzu einen kleinen Beitrag leisten und plant auch schon in Kooperation mit der Stadt ein kleines Projekt für das Jahr 2021. Als Inklusionsbeauftragte steht Goldschmidt allen Bürgern der Großgemeinde als Bindeglied zwischen Stadt, den verschiedenen Ämtern und Anlaufstellen für Auskünfte zur Verfügung. Telefonisch ist sie unter der Nummer (0171) 8814603 erreichbar.

khr