Parsberg
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Forstamt hängt im Revier Breitenbrunn 250 Nisthöhlen für Bechstein- und Mopsfledermäuse auf

26.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr
Die Anbringung der Kästen überprüfen die Fledermaus-Beauftragten Bärbel Petz-Görgner (von links), Hans Prün und Georg Knipfer sowie Förster Ernst Hautmann. −Foto: Sturm

Parsberg/Breitenbrunn - Wer derzeit an lauen Abenden rund um Parsberg unterwegs ist, kann im letzten Abendlicht mit etwas Glück Fledermäusen auf der Jagd nach Insekten begegnen.

Zu den in Bayern streng geschützten Arten gehören die Bechstein- und die Mopsfledermaus und das Große Mausohr. Um deren Bestand weiter zu fördern, wurden jetzt in den Staatswaldungen spezielle Nisthöhlen aufgehängt.

Die Bechsteinfledermaus lebt in strukturreichen Laub-Misch-Wäldern, wie sie rund um Parsberg von Natur aus typisch sind. Sie benötigt eine ausreichende Zahl an Baumhöhlen, in denen sie ihre Jungen großzieht. Besonders die alten Buchen mit ihren vielen Baumhöhlen werden gerne von ihr besiedelt. Die Quartiere der Mopsfledermaus befinden sich in der Regel ebenfalls in Wäldern. Diese Spezies bevorzugt jedoch Verstecke hinter abstehender Rinde und in Spalten von Stammanrissen. Von geringerer Bedeutung sind dagegen Baumhöhlen. Am häufigsten nutzt die Mopsfledermaus Quartiere in alten, an Totholz reichen Eichen- und Buchenwäldern.

Laubholzreiche Gebiete mit vielen Wasserflächen und teilweise Schluchtwaldcharakter findet man in den Waldungen der Bayerischen Staatsforsten, etwa im rund 1700 Hektar großen Forstrevier Breitenbrunn. Zu diesem Revier gehören unter anderem die Staatswaldabteilungen Hatzengrün, Langholz und Schoppertanne bei Parsberg sowie das Haag bei Eichenhofen. Der Forstbetrieb Kelheim hat nun dort in Zusammenarbeit mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Neumarkt (AELF), dem Landesbund für Vogelschutz Neumarkt (LBV) und den Fledermaus-Beauftragten des Landkreises Neumarkt 250 Fledermauskästen angebracht. Geleitet wurde die Aktion vom Revierleiter Ernst Hautmann aus Dürn. Die Anbringung der Kästen sowie Dokumentation, Kontrolle und Pflege erfolgte durch die Fledermaus-Beauftragten Bärbel Petz-Görgner, Hans Prün und Georg Knipfer sowie durch weitere Mitglieder des LBV. Die Kosten von zirka 5600 Euro werden teilweise als "besondere Gemeinwohlleistung" vom AELF Neumarkt übernommen.

"Bei einem Fledermaus-Monitoring 2017 hat sich herausgestellt, dass mit einem Quartier-Notstand zu rechnen ist, da viele alte Kästen nicht mehr funktionsfähig sind", erzählte Knipfer. Die neuen Kästen habe man in mehreren Gruppen von jeweils fünf bis zehn Kästen an vier verschiedenen Waldorten angebracht. Insgesamt seien so im Kreis Neumarkt zwischenzeitlich rund 1500 Giebelkästen und Flachkästen aufgehängt worden, zum Beispiel im Forstrevier Burggriesbach des Forstbetriebs Kelheim. Flachkästen, die natürliche Spaltenquartiere ersetzen sollen, werden von den Tieren angeflogen.

Die Giebelkästen dagegen haben eine maximal 14 Millimeter breite Einflugsöffnung. Das ist laut Hautmann wichtig, denn wären die Öffnungen größer, würden sie von den mittlerweile weit verbreiteten Siebenschläfern genutzt. Knipfer unterstrich die große Bedeutung der nachtaktiven Jäger für den Naturkreislauf, denn eine Fledermaus vertilge mehrere 1000 Insekten pro Nacht.

swp