Dietfurt
Glocken und Friedenslicht als Zeichen der Hoffnung

Dietfurter Pfarrer mahnen die Gläubigen in Zeiten der Coronakrise zu österlicher Zuversicht

10.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Das Kabel ist verlegt. Kirchenpfleger Martin Hengl und Max Bachhuber haben fieberhaft daran gearbeitet, eine Übertragung der Gottesdienste möglich zu machen. −Foto: Palm

Dietfurt - Ein Osterfest wie dieses hat noch niemand in Dietfurt erlebt, ein Osterfest ohne öffentliche Gottesdienste, ohne gemeinsamen Kreuzweg auf dem Kreuzberg und nur im engsten Familienkreis.

 

Der Neumarkter Dekan, die Dietfurter Pfarrer, das Pastoralteam und die Brüder im Franziskanerkloster haben sich Gedanken gemacht, wie es dennoch ein schönes Osterfest für alle werden kann.

Dekan Artur Wechsler rät den Gläubigen, das große Angebot der Medien zu nutzen. "Auf vielen Kanälen werden Gottesdienste übertragen. " Er empfiehlt, einen würdigen Gebetsraum zu schaffen, eine Kerze anzuzünden, den Tisch mit Blumen und einem Kreuz zu schmücken. So werde auch für Kinder deutlich, dass etwas Besonderes folgt. Vorschläge für Hausgottesdienste gibt es auf der Internetseite der Diözese und in den Kirchen. Als schönes österliches Zeichen bezeichnet Dekan Wechsler die Aktion der evangelischen und katholischen Kirchen. "Am Ostersonntag läuten um 10 Uhr alle bayerischen Kirchenglocken als akustisches Zeichen, dass das Hochfest der Auferstehung gefeiert wird", so Wechsler.

Stadtpfarrer Gerhard Schlechta bedauert, dass die Dietfurter Glocken nicht pünktlich um 10 Uhr mit denen in ganz Bayern läuten können, da zur gleichen Zeit der Ostergottesdienst stattfindet. Er wolle sie aber vorher kräftig erklingen lassen. Bereits in der Osternacht werden die Glocken das Osterfest beim Gloria einläuten. Stadtpfarrer Schlechta freut es besonders, dass es Kirchenpfleger Martin Hengl und Max Bachhuber von Kolping gelungen ist, eine Liveübertragung der Gottesdienste zu ermöglichen. "Einen Gottesdienst aus der eigenen Pfarrei zu sehen ist trotzdem noch mal anders als am Fernsehen fremde Priester und Pfarreien zu sehen", sagt er. Die Gottesdienste sind unter folgenden Internet-Adressen anzusehen: www. pfarrei-dietfurt. de (Livestream); www. kolping-dietfurt. de; oder über youtube .

Ruhestandsgeistlicher Markus Harrer wünscht den Gläubigen, dass sie den Tagen gut nachgehen können. Er regt zur Vorbereitung auf Ostern an, gemeinsam mit den Kindern Osterlämmer zu backen. Früher habe er immer Osterlämmer an seine Ministranten verteilt, erinnert er sich. Am Karsamstag lädt er die Gläubigen ein, zum Friedhof zu gehen. "Der Karsamstag ist ein leerer Tag, der Tag der Grabesruhe Jesu", erklärt der Pfarrer in Rente. An diesem Tag sei es wichtig, an die Gestorbenen zu denken.

Pfarrkurat Czeslaw Kubalski hält heuer die Osternachtsfeier. Er erzählt, dass er jeden Tag eine Messe liest, bei der er um den guten Ausgang der Coronakrise bittet. Auch die Messintentionen, die von den Gläubigen bestellt wurden, bringt er mit ein. Kubalski ist vor ein paar Tagen auf einen Text gestoßen, der ihn seitdem nicht mehr los lässt: "Kommt Ostern die Wende? " von Michael Heyer. Heyer bezeichnet Ostern darin als ein Fest der Wende. Auch hier werde sich das Blatt wenden, Christus habe den Tod letztlich besiegt. "Auch wir dürfen darauf vertrauen, dass in unserer Situation die Wende kommt", zeigt sich Kubalski zuversichtlich.

Pfarrvikar Franz Scheliga sind das private Gebet und das Lesen in der Bibel sehr wichtig, dabei entdeckt er immer wieder Neues. "Früher war ich in der Karwoche oft in den Altenheimen, um geistigen Beistand zu leisten, das ist im Moment nicht möglich. "Wir schützen die alten und gebrechlichen Menschen mit unserer körperlichen Distanz, versuchen ihnen aber geistig nahe zu sein. " Scheliga empfiehlt: "Nehmen Sie die Bibel in die Hand und öffnen Sie sie an irgendeiner Stelle. Lesen Sie diesen Text, auch wenn er ihnen fremd oder ungewöhnlich erscheint. Dann machen Sie sich Ihre persönlichen Gedanken dazu. " Oft seien es gerade unbekannte Texte, zu denen man einen neuen Zugang bekommt.

Gemeindereferentin Jutta Kreipp formuliert ihre Gedanken folgendermaßen: "In diesen Tagen denke ich besonders an die Kinder und Jugendlichen unserer Pfarreien. Auch, wenn im Moment keine direkten Begegnungen stattfinden können, bleiben wir als Kirche miteinander verbunden. Bei den Liveübertragungen erlebe ich mich gestärkt im Glauben und in der Hoffnung. Dabei zünde ich vor dem Laptop eine Kerze als Zeichen der Nähe Gottes an. Für den Karsamstag habe ich mir die Lesungen der Osternacht vorgenommen, um mich darin zu vertiefen. Diese Texte können uns Kraft schenken und Hilfe sein. "

Eher im Hintergrund agiert Mesnerin Anna Dunkes. Die Arbeit bei ihr ist nicht viel anders als sonst. Nur heuer sieht sie Ostern viel gedämpfter. "Das Heilige Grab so bunt wie bisher mit Blumen zu schmücken, fällt mir heuer besonders schwer. " Eine rechte Vorfreude will bei ihr nicht aufkommen. Das hängt auch damit zusammen, dass Ostern für sie ein Familienfest ist. "Ohne meine Enkel Ostern zu feiern fällt mir besonders schwer. Ich habe heuer auch bewusst meine Osterstrauch nicht wie sonst dekoriert. Alles ist irgendwie bedrückend. " Ein Osterfeuer brauchen die Mesner in diesem Jahr nicht herrichten, da es nicht erlaubt ist. Die Mesnerin wünscht allen, dass diese schlimme Zeit bald vorübergehen wird und dann echte Osterfreude in die Herzen der Menschen dringen kann.

Die Brüder im Franziskanerkloster sind von den Einschränkungen der Coronakrise genauso betroffen wie die Pfarrei. Die Osternacht können die Franziskaner nur in ihrer kleinen Gemeinschaft feiern. Aber dann werden sie das neue Osterlicht in die Kirche bringen, damit sich jeder dieses Zeichen der Hoffnung nach Hause holen kann. Guardian Johannes Matthias Tumpach wünscht seinen Schwestern und Brüdern trotz der Krise, "dass sie in dieser schweren Zeit immer noch Christus den Auferstandenen, sichtbar durch die neue Osterkerze, wahrnehmen und spüren. Wir dürfen uns bewusst sein, dass nach dem Karfreitag unserer jetzigen Situation auch wieder ein Ostern mit Te Deum kommt".

Bruder Robert Lenglein hat schon einige Tage vor Ostern die Szene in der Jahreskrippe mit einem hoffnungsvollen Auferstehungsmotiv dekoriert: Maria Magdalena begegnet dem auferstandenem Jesus am Grab. Entgegen sonstigen Gepflogenheiten erhellt die "alte" Osterkerze von 2019 den Kirchenraum. Pater Rolf Fleiter, rät dazu, dass die Familien gemeinsam beten. Die Osterkerze brennt in der Osternacht und kann die Tage danach noch abgeholt werden. Bruder Rolf wünscht den Gläubigen, dass sie sich Zeit nehmen und bewusst darüber sprechen, dass die Menschen endlich sind. "Tod und Sterben gehen neben uns her. Das wird uns bei der Krise deutlich. Durch die Coronakrise haben wir heuer den Verzicht in der Fastenzeit besonders zu spüren bekommen. Nicht den Verzicht auf Nahrungsmittel, sondern eher den Verzicht auf persönliche Kontakte, auf kulturelle Angebote. Vielleicht ist es eine Chance, dass wir nach der Krise unsere Kontakte neu und bewusster pflegen," so Pater Rolf.

Pater Gregor Huber freut sich, dass er in der Gemeinschaft des Klosters gut aufgehoben ist. "Auch wenn die Gläubigen nicht bei unseren Gottesdiensten dabei sein können, so nehmen wir sie trotzdem mit im Gebet und wir haben das Gefühl, dass sie da sind. Es wäre schön, wenn die Menschen in der Zeit nach den Ausgangsbeschränkungen merken, dass ihnen die Kirche gefehlt hat und sie gerne wiederkommen. Osternacht - Auferstehung - Hoffnung, gerade für viele ist dies ein besonderes Fest zu dem man gerne in die Kirche geht," erklärt Pater Gregor.

"Der Kreuzweg, den Jesus ging, wird jetzt Sinnbild für viele Corona-Kranke. Viele Leute sind alleine, sehen es als Kreuz zu Hause zu sein, krank zu sein, niemanden zu haben. " Diesen Menschen legt er ans Herz, gemeinsam mit Christus weiterzugehen. "Auch wir hoffen, dass nach dieser Krise alles wieder weiter geht. Wir sind nicht alleine, einer geht mit uns. Schön und wünschenswert wäre es, wenn die Krise die Leute wieder näher zusammenbringt", so der Pater.

Pater Raphael Konrad formuliert seine Gedanken in einem Osterbrief an seine Angehörigen und Freunde. "Vieles, das sonst selbstverständlich ist, ist auf einmal nicht mehr da. Dies ist jetzt eine Prüfung für die ganze Welt und macht das bedrohte Leben bewusster. " Pater Raphael legt den Gläubigen die Gelassenheit ans Herz. "Fassungslos auf das Kreuz Jesu zu starren oder auf das Coronavirus lähmt alles Leben und führt mit Sicherheit in den Tod. " In der Osterbotschaft gehe es darum, diese Fassungslosigkeit zu überwinden und ins Leben zurückzufinden, so wie Jesus durch sein Auferstehen den Tod überwunden und das Leben wiedergewonnen hat.

"Jeder Christ kann in seiner Familie zu Hause Ostern feiern", sagt Hans-Michael Hechtel, der evangelische Pfarrer von Dietfurt. Dazu gehören ein Osterlied wie "Christ ist erstanden", die Lesung des Osterevangeliums (Markus 16, 1-8), ein Vaterunser und ein Segen -"Es segne und behüte uns der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. " Selbstverständlich könne diese Grundform noch weiter ausgestaltet werden.

pmd