Postbauer-Heng
Flammende Plädoyers für den Bauernstand

Hubert Aiwanger und Albert Füracker beim Landfrauentag - "Silbernes Herz" für Kreisbrandrat Jürgen Kohl

05.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:49 Uhr
Minister Hubert Aiwanger hat die Festrede beim Landfrauentag gehalten. −Foto: Meyer

Postbauer-Heng - Die Erich-Kästner-Halle in Postbauer-Heng ist beim Landfrauentag gut besucht gewesen.

Viele Bäuerinnen aus dem gesamten Landkreis nahmen daran teil. Im Mittelpunkt stand die Rede des stellvertretenden Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (FW), der gleichzeitig Minister für Wirtschaft und Energie ist. Mit Kartoffelkönigin Stephanie Brüderle aus Königsmoos im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen und der Weizenkönigin Maria Breitsameter aus Pfaffenhofen gaben auch zwei Hoheiten der Versammlung die Ehre.

Kreisbäuerin Sieglinde Hollweck lobte eingangs die Landfrauen, die sich mit viel Herzblut bei zahlreichen Aktionen engagieren, um den ländlichen Raum zu stärken. "Jede zweite unserer Frauen ist ehrenamtlich tätig. Sie bilden ein festes Bindeglied in der Dorfgemeinschaft", stellte Hollweck heraus. Die junge Generation benötige im ländlichen Raum Perspektiven, forderte die Kreisbäuerin. Dazu gehöre auch das schnelle Internet.

Minister Aiwanger, früher auch Bauer, verteidigte die Landwirtschaft, die "hervorragende Lebensmittel" erzeuge. Er kritisierte die, die den Bauern immer am Zeug flicken wollen, aber nichts davon verstünden. "Wenn die Bauern ab Mitte März nicht mehr walzen dürfen, dann erwarte ich auch, dass kein Hundehalter über die Wiese läuft", forderte Aiwanger und bekam dafür großen Beifall. Schüler sollten in Projektwochen vor Ort Höfe sehen und nicht in einem eigenen Schulfach etwas über Nahrungsmittelerzeugung erfahren. Aiwanger misstraute nämlich den Lehrkräften. "Da sind viele Öko-Spezialisten darunter. "

Ferner beklagte der Politiker der Freien Wähler, dass der Ruf nach Drogenfreigabe immer lauter werde. Zwischen Drogenfreigabe und dem Vorwurf, Fleisch sei ungesund, sei ein Widerspruch. "Mir ist es lieber, wenn jemand ein Schnitzel mehr isst, aber keine Drogen nimmt. "

Der 49-jährige Niederbayer plädierte dafür, Nahrungsmittel aus der Region zu verzehren. "Im Wirtshaus soll ein Schild 'garantiert bayerisches Rindfleisch' stehen", forderte der Politiker.

Zum Flächenverbrauch in Bayern sagte der Minister, dass man diesen von jetzt zehn Hektar pro Tag auf fünf reduzieren müsse. Bayern benötige aber durch viele Zuzüge Bauland und Gewerbegebiete zum Erhalt von Arbeitsplätzen vor Ort. Leerstände in den Dörfern solle man sinnvoll nutzen, bevor man neue Baugebiete ausweist. Bei der Energiewende sei der Kreis Neumarkt vorbildlich. "Strom zu erzeugen, ist ein alternatives Einkommen für die Landwirte", meinte Aiwanger. Eine Lanze brach Aiwanger für das Verbrennen von Scheitholz im eigenen Ofen. "Mit Energie, die bei uns wächst, zu heizen, ist besser als mit Öl aus Saudi-Arabien", verteidigte Aiwanger den heimischen Brennstoff und bekam viel Applaus dafür. Was Bauern Jahrhunderte gemacht hätten, kehre jetzt bei den Städtern wieder ein, wenn diese ihr eigenes Gemüse anpflanzen und gescheiterte Manager Hühner züchten. "Solange wir Bäuerinnen und Bauern haben, ist unser Land stabil", lautet Aiwangers Fazit.

Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) sagte, dass es keinen Grund für die Landwirte gebe, in Depression zu verfallen. "Es geht allen besser als vor 30 oder 40 Jahren", sagte der Minister, ebenfalls gelernter Landwirt. Viele Menschen fragten im Urlaub in fernen Ländern nicht, wo dort ihre Lebensmittel herkommen, aber bei uns schon. "Nirgendwo gibt es so gesunde Nahrungsmittel wie bei uns und ist die Natur so intakt wie bei uns", ist sich Füracker sicher.

Grußworte sprachen Landrat Willibald Gailler (CSU) und Horst Kratzer (CSU) als Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde. Das "Silberne Herz" , eine besondere Auszeichnung der Landfrauen, bekamen heuer Kreisbrandrat Jürgen Kohl und Frauenbeauftragte Monika Zang stellvertretend für alle 153 freiwilligen Feuerwehren des Landkreises. "7850 Aktive, darunter 1237 Frauen, stellen sich 365 Tage in den Dienst der Mitmenschen, retten, bergen und löschen", würdigte die Kreisbäuerin deren ehrenamtliche Dienste. Inzwischen machen auch 1250 Jugendliche bei den Feuerwehren mit, darunter 37 Prozent Mädchen. Bei 1736 Einsätzen rückten die Feuerwehren des Kreises im vergangenen Jahr aus.

Ehrungen standen auch beim Landfrauenchor an, der den Landfrauentag begleitete. Chorleiterin Brigitte Weber zeichnete Maria Holfelder aus Neumarkt für 40 Jahre, Maria Deß und Berta Heinloth aus Röckersbühl für 30 und 25 Jahre Zugehörigkeit zum Chor mit einer Urkunde aus. Bezirksbäuerin Rita Blüml überreichte Ziegenbäuerin Maria Deß aus Freystadt, die zur Unternehmerin des Jahres gewählt wurde, einen Blumenstrauß. Zum Ausklang des Landfrauentages sorgte das Kabarett Stianghausratschn für Unterhaltung.

DK