Töging
Närrische Suche nach dem verlorenen Wirtshaus

Farbenprächtiger Umzug der Kasamandl in Töging mit 31 Gruppen - Gaststättensterben als dominierendes Thema

23.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:50 Uhr
Als Waldhexen waren die Dechinga Kasaweiber unterwegs. Sie bildeten nur eine Gruppe von vielen, die mit ihren aufwendigen und originellen Kostümen die Zuschauer begeisterten. −Foto: Foto: Adam

Töging - Es ist halt ein Thema, das die Töginger bis tief in die Seele bewegt: Das große Gaststättensterben droht in dem Dietfurter Ortsteil.

Und deshalb waren alle beim Faschingsumzug auf der Suche nach einer Lösung. Die Heislleit - verkleidet als Sieben Zwerge - verzichteten lieber aufs Schneewittchen, wenn sie nur dafür ein passendes Wirtshaus fänden. Die Höllenlöscher nahmen gar den berühmtesten Detektiv zu Hilfe: Als Sherlock Holmes gewandet waren sie "Auf der Suche nach dem verlorenen Wirtshaus". Und die Gruppe Altmühlpower ging sogar noch einen Schritt weiter: Sie trat unter dem Motto "Stierkämpfer" auf und hatte darin ebenfalls ihre Wirtshausmangel-Not verpackt: Kurzerhand kündigte sie die Eröffnung eines spanischen Restaurants in Töging an, pünktlich zum 1. April 2020.

 

Es war wieder ein farbenprächtiger, liebevoll vorbereiteter und gut besuchter Gaudiwurm, der am Sonntagnachmittag ganz Töging in eine Feiermeile verwandelte. 31 Gruppen waren dabei und jede wurde von den Zuschauern viel beklatscht und bejubelt. "Den Umzug in Töging lassen wir kein Jahr aus, da sind wir immer dabei", schwärmten Susanne und Rainer Wilhelm aus Neumarkt begeistert. Auch die Kinder fanden es super, wurden sie doch mit einem stürmischen Süßigkeiten-Regen bedacht. Das war zum Glück der einzige Sturm und Regen, der zu sehen war - zur Freude der Veranstalter, die mit Blick auf die Absagen der Umzüge in den Faschingshochburgen meinten: "Wären sie alle nach Töging gekommen, bei uns geht es rund. "

Und so war es auch. Christine Jaksch und Christian Weigl standen wieder als Moderatorenteam am Mikrofon, riefen zu La-Ola-Wellen und zum Ruf der Töginger Faschingsnarren auf: "Kasa wau! " Angeführt wurde der Umzug vom Kasamandlpräsident Wolfgang Bob Weigl, gefolgt von den Kindergartenkindern als kunterbunte Clowngruppe. Mit lautem Ta-Tü-Tata nahm die Gruppe B+F+Co die Kottingwörther Feuerwehr auf die Schippe: "Reichts Geld fürs neue Feuerwehrauto nicht, wird's auseinander g'flext und wieder zama bicht". Aus dem Besenbinderreich war die MDA-Garde dabei und Maschkerer, die in einen Zauberwald entführten. Dem traurigen Umstand, dass Dietfurt derzeit ohne Kaiser ist, nahmen sich Verflixte Gmixde an unter dem Motto "RMD-Nixen vom Altmühlgrund suchen einen Kaiser rund und gsund" und auch die TSV Faschingsmuffel " Habemus Kaiser wär a schau - doch der Rauch ist leider grau". Die Dechinger Firle Fanz entführten in den Orient und die Chimmichangas zeigten mitreißende Rock'n'Roll-Einlagen. Fitnessgestählt präsentierten sich die Rocky Mountains, die in neonfarbenen Ballonseide-Joggern im Fitness-Studio trainierten. Wieder einmal herausragend war die Angerergruppe, die sich personenstark und farbenprächtig als Zirkus on Tour präsentierte und die Gruppe 1990. Diese tanzte zum Ohrwurm "Rock me Amadeus" - stilecht gekleidet mit imposanten Barockkleidern. Die Milchbubis wurden zu Bierkapitänen, die Tanzfexer zu Bibi und Tina und die Dechinga Draibauf Bixn holten Bollywood nach Töging. Ebenfalls sehr aufwändig kostümiert waren die Dechinger Kasaweiber als Waldhexen. Die Kasaholiks verteilten großzügig Popcorn, die Jugendgarde Deching war als Wahrsagertruppe unterwegs und die Fröhliche Runde zeigte eine schaurig-schöne Hinrichtung. Die Kaisergarde aus Dietfurt durfte natürlich nicht fehlen, genauso wie Stadtrat und Kna Wu Ha als Zigeuner. Die Beilngrieser Grün-Weiß Zwiebelonen hatten ihr Prinzenpaar und eine Fußgruppe entsandt und gleich drei Musikgruppen aus Otterzhofen, Dietfurt und Töging sorgten für die musikalische Umrahmung. Richtig laut wurde es bei dem Weckruf-Nachwuchs, der sich so auf die kommenden Jahre vorbereitete.

Und dann gab es noch die Töginger Schecken, die von so manchem kleinen Maschkerer am Straßenrand eher vorsichtig beobachtet wurden. Angst musste aber niemand haben, denn freundliche Gesichter verbargen sich hinter den gruseligen Masken. Für die ist übrigens seit 1974 Walter Schönhuber zuständig. Rund 50 Holzmasken hat er mittlerweile geschnitzt und gestaltet. Dafür wurde er heuer im Anschluss an den Umzug mit dem Kasa-Orden geehrt.

DK

Regine Adam