Dietfurt
Es bleiben Fragen über Fragen

Regionaler Fernsehsender bei Dietfurter Trassengegnern - Sprecher unzufrieden mit Webinar der Tennet

29.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:04 Uhr
  −Foto: Hradetzky

Dietfurt - Die Dietfurter Bürgerinitiative gegen die P53 Stromtrasse hat mit drei Sprechern an dem Webinar des Übertragungsnetzbetreibers Tennet teilgenommen, um sich über den Sachstand zur Juraleitung zu informieren.

Begleitet wurden sie von Neumarkt TV. Der regionale Fernsehsender entsandte Reporter Peter Romir, um einen Filmbeitrag über die Teilnahme der Gegner am Webinar zu drehen.

Seit über zwei Jahren bereits kämpft die Dietfurter Bürgerinitiative gegen den Netzausbau, den sie vehement ablehnt. Rainer Eisenschenk, Stadtrat der Freien Wähler, Josef Gilch und Katrin Hradetzky haben zuvor ihre knallgelben Westen angezogen und die gelb-roten Trassenkreuze bereitgestellt.

Im Gespräch mit Rainer Eisenschenk informiert sich Romir zunächst grundlegend über die Dietfurter Bürgerinitiative, die eine der ersten im Kreis Neumarkt war. "Mittlerweile sind es hier im Umkreis 25 Bürgerinitiativen. In der Region tut sich einiges, der Widerstand ist sehr groß", so Eisenschenk. "Das Webinar ist für uns leider keine öffentliche Veranstaltung", so Eisenschenk. "Wir stehen für eine dezentrale Energiewende, schließlich beträgt die Eigenproduktion im Kreis Neumarkt bereits über 85 Prozent. Vom Webinar erhoffen wir uns, dass wichtige Informationen zu den Bürgern gelangen", fasst er zusammen.

Die Übertragungsleitungen sind nach Ansicht der BI lediglich für den europäischen Stromhandel mit Atom- und Kohlestrom gedacht. Josef Gilch aus Arnsdorf betont: "Die Bürgerinitiative Dietfurt lehnt diese ab, weil wir diese schlicht und einfach nicht für erforderlich halten. Scheinbar ist es für die Bundesnetzagentur ausreichend, wenn die Übertragungsnetzbetreiber für die Juraleitung für wenige Stunden im Jahr eine Auslastung von 30 Prozent vorlegen. "

Gilch hält das gewählte Format des Webinars für sehr ungünstig: "Hier kommt keine richtige Diskussion zustande. Mal sehen, ob die Fragen richtig und vollständig beantwortet werden. Leider bekommen wir von den Nachbargemeinden nichts mit", meint er skeptisch. 30 Minuten vor Beginn möchten die drei Sprecher ihre Fragen, die sie online an die Experten der Tennet stellen können, per Formular übermitteln, was allerdings erst 15 Minuten vor Beginn möglich ist. Endlich klappt es mit der Übertragung und Eisenschenk kann seine Fragen schicken: "Warum werden nicht zuerst die parallel laufenden bestehenden Trassen kostengünstig maximal aufgerüstet? ", fragt er. Josef Gilch probiert es mit einer recht anspruchsvollen Frage, die ihm unter den Nägeln brennt: "Wie kann der Engpass zwischen Irsching und Ottenhofen durch den Ersatzneubau aufgelöst werden, wenn die bestehende 380-kV-Leitung nach der FNN-Stromnetzkarte nur einseitig mit einem 380-kV-System ausgeführt ist? Auf der anderen Seite hängt lediglich eine 220-kV-System", fragt er und begründet seine Frage ausführlich.

Nach dem Webinar äußern sich die Sprecher enttäuscht, ihr Resümee fällt eher verhalten aus. Auf kompliziertere Fachfragen seien keine Antworten gekommen. Dies sei bedauerlich, finden die Sprecher. Ein kleiner Trost bleibt: Zumindest die vierte Trassenvariante, die bislang nicht auf der Website der Tennet dargestellt war. "Wir haben teilgenommen, um Neuigkeiten zu erfahren, unter anderem auch, um Details zu den Themen Bedarf und Wirtschaftlichkeit zu erhalten und wie hier die Entwicklung ist, aber dieser Punkt ist komplett untergegangen", betont Eisenschenk. Die Sprecher sind enttäuscht über die mangelnde Transparenz hinsichtlich der tatsächlichen Teilnehmerzahl, über die man nichts erfährt, und auch nicht, wie viele und welche Fragen gestellt wurden. "Ob Tennet Fragen unterschlägt können wir nicht prüfen! ", meint Gilch und fügt hinzu: "Webinare können unseres Erachtens keinesfalls den breiten Informationsaustausch bei öffentlichen Diskussionsrunden oder Infoveranstaltungen ersetzen, denn im Webinar ist ein Nachhaken weder möglich noch gewünscht. " Zudem steuere die Tennet, welche Fragen aktiv beantwortet werden und welche unberücksichtigt bleiben. So seien die Fragen der Sprecher größtenteils unberücksichtigt geblieben oder die Antworten zum Teil von der Fragestellung abgewichen. "Oder es wurde auf Halbwahrheiten zurückgegriffen, welche die Bürgerinitiative widerlegen kann, da es noch unabhängige Experten mit umfassender Expertise zu dem Thema Netzausbau gibt", so Eisenschenk.

Bürgerbeteiligung sieht für die BI jedenfalls anders aus. So bleibt zu hoffen, dass es im Herbst wieder eine öffentliche Infoveranstaltung vor Ort gibt. Eines ist jedenfalls sicher, sagt Gilch: "Wir kämpfen weiter, für uns ist das noch lange nicht zu Ende! " Die Sendung läuft am morgigen Mittwoch um 17.45 Uhr bei Franken Fernsehen. Kurz darauf ist sie auch auf der Webseite www. neumarkt-tv. de zu sehen.

khr