Regensburg
"Eine lebens- und liebenswerte Stadt"

Oberbürgermeisterin Gudrun Maltz-Schwarzfischer zieht Bilanz des vergangenen Jahres

10.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:14 Uhr
Positive Bilanz zieht Gertrud Maltz-Schwarzfischer. −Foto: Effenhauser

Regensburg - Die Stadt Regensburg hat ein bewegtes Jahr hinter sich.

Politisch ist seit der vorläufigen Suspendierung des Oberbürgermeisters Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) verantwortlich. Sie blickt im Gespräch mit unserer Zeitung auf die Ereignisse 2019 zurück und prognostiziert, dass Regensburg "ein starker, innovativer und kreativer Standort für die Wirtschaft und Wissenschaft sowie eine lebens- und liebenswerte, soziale, gerechte, sichere, ökologische und fortschrittliche Stadt" bleiben wird.

Frau Maltz-Schwarzfischer, wie steht die Stadt zum Jahresbeginn 2020 da?

Gertrud Maltz-Schwarzfischer: Regensburg geht es nach wie vor gut. Trotz des Rückgangs bei der Gewerbesteuer konnten wir für 2020 einen Haushalt ohne Neuverschuldung aufstellen und können auch weiter Schulden abbauen. Wir haben für 2019 bis 2023 das bisher zweithöchste Investitionsvolumen in Höhe von 721,3 Millionen Euro beschlossen, für 2020 sind 167,5 Millionen Euro an Investitionen eingeplant. Damit wollen wir in den nächsten Jahren vor allem die Infrastruktur stärken, in Radverkehr und öffentlichen Personennahverkehr, Schulen, Krippen und Kindergärten und bezahlbare Wohnungen investieren. Regensburg nimmt bei der Fertigstellung von Wohnungen derzeit bundesweit einen Spitzenplatz ein. Das wollen wir fortsetzen und jährlich zwischen 1100 bis 1500 Wohnungen entstehen lassen. Dabei soll verstärkt der geförderte Wohnungsbau im Fokus stehen.

Wie fällt der Vergleich zum Jahresbeginn 2019 aus?

Maltz-Schwarzfischer: Im Vergleich zu 2019 sind die finanziellen Spielräume etwas enger geworden. Doch dank der Rücklagen, die die Stadt gebildet hat, können wir Regensburg weiterhin stark für die Zukunft machen. Die Verkehrswende - hin zu mehr Rad- und öffentlichem Nahverkehr - wird eine bedeutende Rolle spielen. Die Entscheidung für eine Stadtbahn ist ja schon gefallen und ein neuer zentraler Omnibusbahnhof wird entstehen.

Was waren die wichtigsten Projekte, die 2019 in Angriff genommen wurden?

Maltz-Schwarzfischer: Die wichtigsten Projekte waren zum einen der Startschuss für die Stadtbahn und damit der Einstieg in eine echte Verkehrswende. Zum anderen der Erwerb der Grundstücke der ehemaligen Prinz-Leopold-Kaserne, der uns die Chance gibt, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern ein attraktives und nachhaltiges Viertel im Osten von Regensburg zu schaffen. Zwei weitere Projekte waren mir im vergangenen Jahr eine wirkliche Herzensangelegenheit: die Eröffnung des Kinderschutzhauses im ehemaligen Michlstift und die Fertigstellung der Unterkunft für Obdachlose in der Landshuter Straße. Doch auch die Neugestaltung der Fußgängerzone hat unsere Altstadt noch schöner und attraktiver gemacht - mit mehr Grün, mehr Wasser, mehr Bänken zum Verweilen und Spielpunkten für Kinder. Auch der neue Donaumarkt und die Eröffnung des Museums der Bayerischen Geschichte waren Höhepunkte im Jahr 2019.

Was war Ihnen für die Stadt im Jahr 2019 ganz persönlich wichtig?

Maltz-Schwarzfischer: Die Einweihung der Synagoge war für mich persönlich eines der wichtigsten Ereignisse des vergangenen Jahres. Es hat mich tief berührt, mit welcher überwältigenden Freude die jüdische Gemeinde ihr neues Gotteshaus gefeiert hat. Die Vertragsunterzeichnung zur Austragung der Special Olympics Landesspiele Bayern in Regensburg im Juli 2021 war eine weitere berührende Erfahrung: so viele Menschen, die sich an diesem außergewöhnlichen Sportevent beteiligen, und so viele Unterstützer und ehrenamtliches Engagement, um die Landesspiele hier in Regensburg auszutragen. Ich war begeistert!

Wie war die Zusammenarbeit im Stadtrat?
Maltz-Schwarzfischer: Die Zusammenarbeit war und ist gut und vertrauensvoll, in der Auseinandersetzung gelegentlich hart, aber dann doch immer konstruktiv. Letztendlich ist es allen Stadträten wichtig, für die Bürgerinnen und Bürger erfolgreiche Politik zu machen und die repräsentative Demokratie zu stärken.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Landkreis Regensburg? Wo gab es Berührungspunkte, die Anlass zur Zusammenarbeit gegeben haben?

Maltz-Schwarzfischer: Die Stadt und der Landkreis verstehen sich schon lange als eine Region mit vielen Gemeinsamkeiten. Ich bin dazu im regelmäßigen und konstruktiven Austausch mit der Landrätin. Zahlreiche erfolgreiche Projekte im Bereich Verkehr, Bildung, Umwelt, Hochwasserschutz und Gesundheit machen dies deutlich: Die gemeinsame Konzeptentwicklung zum Verkehr im Großraum Regensburg, die Initiative zum regionalen Entwicklungsplan, die Bildungsregion, die "Gesundheitsregion plus", die Öko-Modellregion.

Gab es vielleicht auch einen besonders schweren, traurigen oder dramatischen Moment?

Maltz-Schwarzfischer: Dramatisch war sicher der Brand in der Steinergasse - mitten in der Altstadt. Ein großer Dank nochmals an die vielen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste, aber auch an die Bürger, die sie mit Essens- und Getränkespenden unterstützt haben. Erschreckt hat mich der tiefe Hass, der über mich hereingebrochen ist, nachdem ich mich positiv über den Einsatz des Regensburger Vereins "Sea-Eye" geäußert hatte, der Menschen auf der Flucht nach Europa aus dem Mittelmeer rettet. Eine andere Sicht auf Dinge zu haben, ist absolut legitim und wichtig für den Diskurs. Doch wer sich anonym so hasserfüllt und menschenverachtend zu Wort meldet, ohne je das Gespräch zu suchen, der trägt eine moralische Mitverantwortung zu Gewalttaten - gegen wen auch immer.

Welche Aufgaben stehen an?

Maltz-Schwarzfischer: Der Kommunalwahlkampf wird mich in der nächsten Zeit stark in Anspruch nehmen: Ich freue mich jedoch schon sehr auf viele Begegnungen und intensive Gespräche mit den Regensburgerinnen und Regensburgern. Als Bürgermeisterin möchte ich, dass wichtige Projekte weiter vorangehen: unser großes Projekt Stadtbahn, die Umgestaltung des Bahnhofsumfelds, der Um- und Neubau der Städtischen Berufsschule II, die Fertigstellung der Kreuzschule, der Neubau der Schule am Sallerner Berg, die Schaffung von neuem Wohnraum, der Kanal-, Straßen- und Brückenbau, der Ausbau der Geh- und vor allem der Radwege und der Neubau der städtischen Notwohnanlage, um hier nur einige Projekte zu nennen.

Wenn Sie eine Prognose wagen: Wie steht die Stadt am 31. Dezember 2020 da?


Maltz-Schwarzfischer: Regensburg hat eine Oberbürgermeisterin, geplante Projekte für 2020 wurden angestoßen beziehungsweise abgeschlossen. Und Regensburg wird ein starker, innovativer und kreativer Standort für die Wirtschaft und Wissenschaft sowie eine lebens- und liebenswerte, soziale, gerechte, sichere, ökologische und fortschrittliche Stadt für alle bleiben.

Das Interview führte

Ursula Hildebrand

DK