Breitenbrunn
Ein Hoch auf die Wirtshauskultur

Langsam kehrt das Leben in die Gasthäuser zurück - auch in den familiengeführten Lehnerwirt in Breitenbrunn

04.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:14 Uhr
Ein guter Schluck, viel Information aus der Tageszeitung: Es ist gut, dass die Wirtshäuser, wie hier der Lehnerwirt in Breitenbrunn, wieder öffnen dürfen. −Foto: Sturm

Breitenbrunn - In den vergangenen drei Jahrzehnten ist die Anzahl der traditionellen Gastwirtschaften in Bayern stetig gesunken. Wenn es so weitergeht, ist es absehbar, wann auch das letzte Dorfwirtshaus seine Pforten schließen muss. In Zeiten der Corona-Pandemie wurde einem deutlich vor Augen geführt, was an Lebensgefühl fehlt, wenn es keine Wirtshäuser gibt.

Leider ist es oft so, dass die Gesellschaft den Wert einer Sache erst dann zu schätzen weiß, wenn es diese nicht mehr gibt. Und so dürfte es jetzt, während der Corona-Krise, als die Gasthäuser zwangsläufig schließen mussten, auch dem Letzten klar geworden sein, dass mit jedem Wirtshaus, das verschwindet, auch ein großes Stück Tradition verloren geht. Umso verständlicher ist es, dass nicht nur die passionierten Wirtshaus-Gänger in den vergangenen Wochen und Monaten der Zeit entgegengefiebert haben, in der die Restaurants, Kneipen und Bars wieder öffnen dürfen. Jetzt ist es endlich soweit, die Gasthäuser machen ihre Türen wieder auf, wenn auch unter strengen Auflagen.

In der guten Stube des geschichtsträchtigen Marktfleckens Breitenbrunn, auf dem Marktplatz, stehen viele eindrucksvolle Gebäude. Eines davon beherbergt den Gasthof zum Lehnerwirt. Der gehörte zu den sieben Brauereien, die es dereinst in Breitenbrunn gegeben hat, befindet sich seit 108 Jahren in Familienbesitz und hat seit Kurzem wieder geöffnet. Ursprünglich erbaut im 18. Jahrhundert, befindet sich der Gasthof seit 1912 im Familienbesitz. Mit einer kleinen Wirtsstube und einer Binderei, in welcher Fässer, Krüge und Zuber aus Holz gefertigt wurden, legte damals Johann Lehner den Grundstock für die weitere Entwicklung. Dessen Sohn Anton führte den mittlerweile eingesessenen Betrieb fort bis schließlich nach seinem Tod, Erhard Lehner, der Enkel des Begründers, den Gasthof übernahm.

Der Wirtshauskultur und Tradition verpflichtet, entwickelte sich fortan ein weit über die Region hinaus bekannter Gasthof, der für gutes Essen und Gastlichkeit bürgt. Umso größer war der Schock für die Breitenbrunner, als das Wirtshaus im Februar 2003 von einem Feuer zerstört wurde und sich für die Gastwirtsfamilie Lehner die Frage des Wiederaufbaus stellte. Man fasste schließlich den Entschluss weiterzumachen. Schon im Mai 2004 wurde wieder geöffnet. Seitdem führen Rosmarie Braun, die Tochter des zwischenzeitlich gestorbenen Erhard Lehner, und ihr Ehemann Gerhard Braun die Gastwirtschaft und halten, im Moment als Einzige, die Wirtshaus-Tradition im Ortszentrum aufrecht.

Umso schöner ist es für Rosmarie und Gerhard Braun, dass sie jetzt nach dem Shutdown, außer an den beiden Ruhetagen Dienstag und Mittwoch, wieder Gäste begrüßen dürfen. Gerhard Braun verweist auf die Hygieneschutzmaßnahmen, die wegen Corona angesagt sind. So sind der Außenbereich und der Innenbereich derzeit bis 22 Uhr geöffnet. Es gelten Abstandsregeln von 1,5 Metern. Aus diesem Grund erfolgt der Eintritt zu den Wirtsstuben über den Marktplatz, der Ausgang ist zur Dürner Straße hin. Die Gäste werden platziert und müssen sich mit Name, Adresse und Telefonnummer registrieren. Aufgrund der Vorschriften ist die Anzahl der Plätze auf etwa 40 reduziert. Nicht nur für das Personal, auch für die Besucher gilt eine Maskenpflicht - allerdings nicht, wenn sie dann am Tisch sitzen. Um all diese Maßnahmen einzuhalten zu können, wird um Reservierung, spätestens am Vortag, gebeten.

swp