Dietfurt
Ein Engelsgewand aus Haferkleie

Resi und Siegfried Schweiger legen seit 26 Jahren den Körnerteppich in der Wallfahrtskirche Griesstetten

02.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:55 Uhr
Rund 70 Stunden haben die Schweigers für das Legen des Erntedankteppichs gebraucht. −Foto: Palm

Griesstetten (pmd) Rechtzeitig zum Erntedankfest haben Resi und Siegfried Schweiger aus Griesstetten den Körnerteppich in der Wallfahrtskirche zu den drei elenden Heiligen fertiggestellt. Seit 26 Jahren legt das Mesnerehepaar jedes Jahr im Herbst einen Teppich aus Tausenden von Körnern.

Mehr als 70 Arbeitsstunden waren die Schweigers auch heuer mit dem Bild beschäftigt. Auf das Motiv brachte sie Anton Bachhuber senior. Das Original ist als Deckengemälde in der Dietfurter Frauenkirche zu finden. Mit viel Liebe zum Detail und jeder Menge Kreativität setzten sie auch heuer wieder den Teppich aus verschiedensten Samen und Körnern zusammen. Verwendet wurden Raps, Senf, Leinsamen, Dill, Himbeer- und Brombeersamen, Mohn, Pfeffer geschrotet, Haferkleie, Sesam geschält und ungeschält, Hirse, Goldhirse, Blaumohn, Maisgries, Pfefferkörner, Mungobohnen und Koriander.

Der Körnerteppich ist weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt und längst ein Besuchermagnet im Herbst. Von weit her kommen die Menschen, um ihn sich anzuschauen. Auch das Dietfurter und Berchinger Altenheim zählen jedes Jahr zu den Gästen. Sogar Busgruppen kommen vorbei und staunen über das Kunstwerk, das die Schweigers mit viel Liebe zum Detail geschaffen haben.

Ist das Motiv erst einmal gefunden und das Bild als Vorlage erstellt, geht es an die Umsetzung. Zunächst werden Zuhause die Umrisse des Bildes mit den verschiedensten Körnern geklebt. Ist das geschafft, wird die Platte in die Kirche transportiert. Hier muss sie hochkant durch das Kirchenportal. Spätestens hier zeigt sich, ob die Konturen halten. Wenn das geschafft ist, wird der Rohling vor dem Altar an die Stelle gelegt, wo er auch liegen soll.

Nun geht es an das Füllen, bei einem Bild würde man sagen, an das Ausmalen. Dafür brauchen die Mesnersleute noch einmal mindestens einen Tag. Die Effekte werden durch die unterschiedlichen Körner und Samenarten erzielt. So sind die Strahlen, welche die Maria umgeben, aus Goldhirse, die Engelsgewänder aus Haferkleie. Das Kleid der Maria ist rot. Diese Farbe mussten Resi und Siegfried Schweiger selbst herstellen. Hierfür haben sie Himbeer- und Brombeersamen verwendet, die beim Marmeladekochen durch das Passieren gewonnen wurden. Die Kerne wurden getrocknet und anschließend fein gemahlen.

Gesichter und Hände sind aus geschältem und ungeschältem Sesam, so werden helle und dunkle Farbnuancen erreicht.
Die Wolken stellten eine kleine Herausforderung dar. Sie bestehen aus geschrotetem Pfeffer. "Da kommt es schon mal vor, dass es in der Nase kitzelt", gesteht Resi Schweiger.

Das Motiv des Körnerteppichs zeigt heuer die Aufnahme Mariens in den Himmel. Das Fest wird seit dem fünften Jahrhundert gefeiert. Einen biblischen Hinweis gibt es nicht. In Bayern wird die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel am 15. August, an Mariä Himmelfahrt, gefeiert. "Im Kern des Festes steht der Glaube, dass Maria, die Mutter Jesu, wegen ihrer einzigartigen Verbindung mit der Erlösungstat Jesu als die "Erlöste" an der Auferstehungsgestalt Christi teilnimmt." So steht es in der Bildbeschreibung zu lesen, die in der Wallfahrtskirche ausliegt.