Dietfurt
Bunte Helfer in schweren Corona-Zeiten

Dietfurter Nähengel stellen Mundschutz für Kliniken und Seniorenheime her - Material und weitere Helfer willkommen

02.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:28 Uhr
Die Initiative zu den Nähengeln ist von Mandy Ploetz (links) und Alexandra Grünauer ausgegangen. −Foto: Palm

Dietfurt - Österreich hat es vorgemacht und in der Coronakrise eine Maskenpflicht eingeführt.

 

Erste Kommunen in Deutschland haben nachgezogen. Auch wenn es bundesweit keine Pläne dafür gibt, raten immer mehr Hygieniker zum Tragen eines einfachen Mundschutzes.

In Dietfurt hat sich eine Gruppe Frauen der Herstellung von Behelfsmasken verschrieben. Sie nennt sich Nähengel. Zwei Dinge verbinden sie: Zum einen nähen sie gerne, zum anderen wollen sie in der Coronakrise ganz einfach Gutes tun und helfen. Seit März stellen sie deshalb Behelfsmasken für unterschiedlichen Einrichtungen in verschiedenen Größen her.

Mandy Ploetz erklärt, wie sie dazu gekommen ist. Vor gut zwei Wochen hatte sie eine Freundin kontaktiert, die in Kipfenberg in einer Klinik arbeitet. Sie fragte an, ob es möglich sei, Mundschutz für Patienten zu nähen. Ploetz nahm kurzerhand Kontakt zu Alexandra Grünauer auf, mit der sie früher schon für Frühchen und Sternenkinder nähte. Beide waren sofort dazu bereit, der Klinik zu helfen. Von dort erhielten sie die Schnittmuster.

 

Die Hobbynäherinnen weisen darauf hin, dass dieser Mundschutz aus Stoff keinen medizinischen Schutz bietet wie die FFP2- und FFP3-Masken. Aber er kann helfen, die Gefahr der Tröpfcheninfektion zu mindern. Husten und Niesen in die Behelfsmaske bietet einen guten Schutz für Dritte, da die Tropfen nicht vollständig versprüht werden. Außerdem bewahrt der Mundschutz den Träger davor, sich ständig ins Gesicht zu fassen, und so die Viren von den Händen über die Schleimhäute in den Körper zu transportieren. Der zusätzliche Vorteil eines Mundschutzes besteht darin, dass man Mitmenschen, mit denen man in Kontakt kommt, schützt, wenn man selber infiziert ist, aber noch nichts davon weiß.

Schnell war klar, dass die zwei Frauen die vielen Aufträge und Anfragen, die täglich eintrafen, nicht zu zweit bewältigen können. Durch alte Näh-Kontakte waren schnell weitere Frauen gefunden, die das Projekt unterstützen. Mittlerweile engagieren sich 18 Frauen als Nähengel. Die Materialkosten für ein Maske dieser Art belaufen sich auf 2,50 Euro. Kliniken, Seniorenheime und Apotheken bekommen den Behelfsmundschutz von den Näherinnen kostenlos. Seit dieser Woche ist der Mundschutz auch im Unverpackt-Laden in Mühlbach erhältlich.

Die ehrenamtlichen Näherinnen weisen darauf hin, dass sie mit dem Mundschutz helfen wollen, aber kein Geld verdienen. Damit sie das Material nicht komplett aus eigener Tasche zahlen müssen, sind sie auf Geldspenden angewiesen. Auch Materialspenden werden gerne angenommen. Wer Material abgeben möchte, wird gebeten, sich mit Alexandra Grünauer in Verbindung zu setzen. Guter und sauberer Baumwollstoff, Garn, Schrägband und Gummi sind im Moment Mangelware und werden gerne angenommen.

 

Die Herstellung einer Maske dauert rund 15 Minuten. Zuerst wird der Stoff zugeschnitten, danach geht es an das Nähen. Mandy Ploetz erklärt, dass sie zwei Lagen Baumwolle nimmt, als Verstärkung um die Nase wird ein Draht oder Pfeifenputzer eingenäht, zum Schluss kommt noch ein Gummi- oder Schrägband zur Befestigung daran.

Immer mehr Anfragen kommen aus Krankenhäusern, Altenheimen und Kinderkliniken. "Besonders für die Kinder ist es schwierig, einen passenden Mundschutz zu bekommen, da ihre Gesichter viel kleiner sind," erklärt Ploetz. Für den Mundschutz von Kindern haben sie Schnittmuster und Anleitung aus dem Schwabinger Kinderkrankenhaus erhalten. Voraussetzung ist, dass alle Masken auf 60 Grad waschbar sind. "Besonders bei Kindern ist es wichtig, dass der Mundschutz alle 20 Minuten gewechselt wird", so lauten die Vorgaben aus der Schwabinger Kinderklinik. Danach muss er gewaschen werden.

Ploetz und Grünauer und die Nähengel sind auch auf Instagram und auf Facebook vertreten. Darüber beziehen mittlerweile ebenfalls viele Kliniken und Krankenhäuser ihre Informationen und können so Kontakt mit den Näherinnen aufnehmen. Alle Fäden laufen bei Alexandra Grünauer zusammen. Sie verteilt Material und Aufgaben. Bei ihr landen alle genähten Masken, diese gibt Grünauer an die Auftraggeber weiter oder versendet sie. Alles läuft kontaktlos vor der Haustüre ab. Sobald Grünauer weiß, was die einzelnen Näherinnen benötigen, richtet sie die Päckchen mit dem Material zusammen und legt diese mit dem betreffenden Namen versehen vor die Türe. So entsteht kein Leerlauf. Die Frauen stellen fertige Masken ab und nehmen das bestellte Material gleich wieder mit. Auch gespendetes Material wird draußen abgestellt.

Schon mehr als 300 Masken haben die fleißigen Näherinnen in den vergangenen Wochen genäht. Sie gingen an die Kliniken in Amberg und Kipfenberg, an eine Kinderklinik in Schwabing, eine Apotheke, an den Unverpackt-Laden und das Seniorenheim in Dietfurt. "Das Pflegepersonal nimmt unsere Masken sehr gerne an, weil es sicherer ist als wenn sie gar nichts tragen", sagt Grünauer.

Material zu beschaffen, ist in Zeiten von Corona gar nicht mehr so einfach. "Gott sei Dank gibt es sowohl in Parsberg als auch in Dietfurt Stoffläden, die die Bestellungen vor die Türe stellen, sodass ich die Sachen abholen und meine Näherinnen wieder damit versorgen kann," erklärt Grünauer, die sich selbst als Laufbursche bezeichnet. Der Bedarf an Mundschutz wird mit Sicherheit noch steigen. Deshalb sind Frauen willkommen, die gerne nähen und die Arbeit der Nähengel unterstützen. Nähere Informationen erteilt Alexandra Grünauer unter der Telefonnummer (08464) 583 oder E-Mail: dienaehengel@gmail. com.

DK

Daniela Palm