Neumarkt
Zeitreise zurück bis ins Jahr 1922

Fotoausstellung im Historischen Reitstadel beleuchtet die Geschichte der Neumarkter Passionsspiele

20.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Vater und Sohn vor historischen Kostümen: Beide spielen schon seit Jahrzehnten bei den Passionsspielen mit, Vater Ludwig Haubner als Hohepriester Kaiaphas und sein Sohn Wolfgang (54) als Apostel Johannes. −Foto: Meyer

Neumarkt (DK) Vier Monate vor der Premiere der Neumarkter Passionsspiele am 9. März des kommenden Jahres ist im Historischen Reitstadel die Foto-Ausstellung zur Geschichte der hiesigen Passionsspiele eröffnet worden. Der Betrachter kann eine Zeitreise beinahe ein Jahrhundert zurück unternehmen, nämlich bis ins Jahr 1922.

In diesem Jahr wurde eine von den Kapuzinern im 17. Jahrhundert begründete Tradition wieder aufgenommen. Günter Meier stellte zusammen mit seiner Frau Maria sowie Walter Hailer auf 48 Tafeln die Bilderfolge zusammen. Er durfte die Ausstellung deshalb offiziell eröffnen. Zur Vernissage war das Foyer des Reitstadels randvoll.

Es kamen Mitwirkende von einst, aber auch viele, die sich bei den jetzt angelaufenen Proben für das Passionsspiel 2019 beteiligen. Auch Regisseur Michael Ritz sowie sein Vorgänger Gerhard Hein und Franz Nüßlein als früherer Hauptorganisator waren darunter. Zwei Musiker stimmten mit Fanfarenklängen und auf dem Widderhorn historisch passend ein.

Die Idee zur Ausstellung hatte Franz Düring, der mit Franz Ebenhöch die gesamtorganisatorischen Fäden in den Händen hält. Bürgermeister Albert Löhner stellte die Bedeutung von Traditionen, gerade auch bei geistlichen Schauspielen, heraus. "Das Abreißen von Traditionen gefährdet die Menschheit", zitierte er Nobelpreisträger Konrad Lorenz. Der Kommunalpolitiker würdigte das große Engagement und den immensen Aufwand, der für die Passionsspiele geleistet wird. Neumarkt gehöre deshalb zurecht zur EUROPASSION, einem Zusammenschluss von Passionsspielorten aus ganz Europa. "Schon im Jahr 1959 durfte ich als Zehnjähriger die Passionsspiele live miterleben", blickte Löhner auf sein persönliches Erlebnis zurück. Domkapitular Norbert Winner, der geistliche Leiter der Passionsspiele, freute sich über den großen Widerhall in der Neumarkter Bevölkerung. "Als viele Menschen im 17. Jahrhundert nicht lesen und schreiben konnten, waren die Passionsspiele das Evangelium zum Anschauen", sagte Winner über die frühere Bedeutung. Die Foto-Ausstellung sei eine gelungene Einstimmung für das bedeutende geistliche Ereignis im kommenden Jahr, sagten Winner und Landrat Willibald Gailler übereinstimmend. Organisator Franz Düring lobte den Einsatz der rund 500 Mitwirkenden. "Etwa 250 davon sind neu dabei", freute sich Düring über die anhaltende Begeisterung. Düring bedankte sich bei den Ausstellungsmachern, dem Ehepaar Meier sowie der Fotografenfamilie Hailer, die seit drei Generationen die Passionsspiele im Bild festhält. Aus deren Fundus stammt auch ein Großteil der Aufnahmen. Die ersten Passionsspiele nach dem Zweiten Weltkrieg fanden im Jahr 1959 statt. Es folgten Aufführungen in den Jahren 1964, 1984, 1989, 1999 und 2009. Seit dem Jahr 1989 gibt es den Zehnjahresrhythmus. Vom Casting, das im Vorjahr für die Passionsspiele 2019 durchgeführt wurde, sind ebenfalls Bilder zu sehen. Prologtexte, Ausschnitte aus den Programmheften und Zeitungen ergänzen die Schau. Heimatmaler Alfons Dürr, selbst oft bei den Passionsspielen dabei, hielt die Akteure in Zeichnungen fest. Von den Requisiten sind frühere Kostüme des Hohen Rates, eine Soldatenrüstung und an der Stirnseite des Foyers ein ehemaliger Abendmahlstisch zu sehen. "Aus dem Jahr 1959, als die Spiele im früheren Kolpinghaus aufgeführt wurden, wurden sogar noch zwei Scheinwerfer gefunden", erläuterte Günter Meier. Das Kreuz nimmt eine Sonderstellung ein. Nach Ausstellungsende kommt das Original sofort wieder zu den Proben in die Kleine Jurahalle.

Die Ausstellung ist noch bis zum Sonntag im Foyer des Reitstadels zu sehen. Öffnungszeiten sind heute Freitag jeweils von 14 bis 19 Uhr; Samstag von 10 bis 19 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr; Donnerstag ist geschlossen. Der Eintritt ist frei.