Beilngries
"Wir versuchen, Brücken zu bauen"

Die neuen Integrationsbeauftragten Ingrid Dütsch und Kirstin Probst stellen ihre Ziele vor

22.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:07 Uhr
Engagiert ans Werk: Kirstin Probst (links) und Ingrid Dütsch sind vom Beilngrieser Stadtrat als Integrationsbeauftragte bestellt worden. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Eigentlich klingt die Frage ganz einfach: "Wie viele Nationen gibt es in Beilngries?" Genau das wollte Ingrid Dütsch in der vergangenen Stadtratssitzung von den Gremiumsmitgliedern wissen. Ein paar Vorschläge wurden in den Raum geworfen, so richtig nah heran an die korrekte Zahl kam aber niemand. "Menschen aus 79 Nationen leben in unserem kleinen, beschaulichen Beilngries", klärte Dütsch auf.

Es sei wichtig, diese Zahl zu kennen, wenn man nachvollziehen möchte, weshalb es für eine Gemeinde von Nutzen sein kann, wenn es dort künftig ehrenamtliche Integrationsbeauftragte gibt, so die Botschaft dieses kleinen Frage-Antwort-Spiels.

Wie berichtet, hatte das Landratsamt Eichstätt die Kommunen darum gebeten, ein solches Amt mit Beginn der neuen Wahlperiode ins Leben zu rufen. Während bei der konstituierenden Sitzung des Beilngrieser Stadtrats aber alle anderen Referentenposten aus den Reihen des Gremiums besetzt werden konnten, musste die Rolle des Integrationsbeauftragten zunächst vakant bleiben. Angesichts des allzu vielschichtig erscheinenden Aufgabenprofils hatten die Stadtratsmitglieder abgewunken. Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) kündigte damals aber bereits an, dass dieser Posten auch von extern besetzt werden kann. Und die entsprechende Suche nach Freiwilligen war von Erfolg gekrönt: Ingrid Dütsch und Kirstin Probst übernehmen als Duo die Aufgabe der Integrationsbeauftragten. Der Stadtrat bestellte die beiden Frauen, die bereits umfassende Erfahrungen im Engagement für ausländische Mitbürger haben, einstimmig.

Man könne sich nun sicher die Frage stellen, ob es "sowas braucht", sagte Dütsch bei der Vorstellung ihrer Ziele. Ein Blick nach Amerika zeige aber, wie dringend der Bedarf an gelingender Integration und an einem guten Zusammenleben der Kulturen ist. "Denn von alleine tut sich da scheinbar nichts." Und auch, wenn die Situation in Deutschland glücklicherweise nicht einmal ansatzweise mit der in Amerika zu vergleichen ist, so könne es doch auch hier bei uns - selbst in Beilngries - zu Fällen von Alltags-Rassismus kommen. Beispielsweise dann, wenn ein Mitbürger mit ausländisch klingendem Namen den Eindruck bekommt, bei Bewerbungen für Jobs oder eine Wohnung nicht ganz so leicht zum Zuge zu kommen.

Wie herausfordernd, aber vor allem auch wie gewinnbringend das Engagement für ausländische Mitbürger sei und welch schöne Kontakte dabei entstehen können, habe sie in den vergangenen Jahren erleben dürfen, berichtete Dütsch. Bekanntlich bringt sie sich seit 2015 ehrenamtlich für Asylbewerber ein, die in der Großgemeinde leben - angefangen mit Sprachunterricht, seit Längerem nun mit großer Freude bei einer Volleyballmannschaft. Die Biberbacherin bezeichnete dieses Engagement als "die befriedigendste Arbeit, die ich in meinem Leben gemacht habe". Um Ressentiments in der Gesellschaft abzubauen und das Feld zu bereiten für eine gelingende Integration, sei es entscheidend, die Menschen miteinander in Kontakt zu bringen. Die Aufgabe der Integrationsbeauftragten beschreibt Ingrid Dütsch folgerichtig auch mit folgenden Worten: "Wir versuchen, Brücken zu bauen für Menschen, die gerne aufeinander zugehen."

Welche Fragen und Herausforderungen rund um das Themengebiet der Integration auftreten können, ist auch Kirstin Probst bestens bekannt. Die Beilngrieserin hat sich als Mitglied der Nachbarschaftshilfe, vor allem aber in ihrer Zeit als Kümmerin des Landkreises für Asylangelegenheiten intensiv mit der Thematik beschäftigt. In ihrer künftigen Aufgabe sehe sie einen wichtigen Ansatzpunkt darin, die ausländischen Mitbürger - es geht ausdrücklich nicht nur um Asylbewerber - "mit ins Boot zu holen". In Beilngries sei hier in den vergangenen Jahren viel wichtige Arbeit geleistet worden, stellte insbesondere Dütsch fest. Es gebe aber auch Themenfelder, auf denen es viel zu tun gibt, wie dem Gremium erläutert wurde. Einen ersten Ansatzpunkt sieht man bei dem Ziel, noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Weg in die Berufswelt zu begleiten. Dazu sollen in nächster Zeit Gespräche mit Unternehmern geführt und Positivbeispiele vorgestellt werden.

Als großes Problem zeigte Kirstin Probst auf, dass in Corona-Zeiten die außerschulische Hausaufgabenhilfe brach liegen muss. Die Ehrenamtlichen, die sich im Bürgertreff ansonsten dafür einsetzen, dass Kinder - nicht zuletzt mit Migrationshintergrund - die nötige Unterstützung erhalten, damit es in der Schule klappt, gehören wegen ihres Alters überwiegend zur Corona-Risikogruppe. Der Bedarf an Betreuung für die Kinder wäre weiterhin da, aber: "Ich habe momentan auch keine Lösung", so Probst. Sie wolle das Gremium zumindest für diese Problematik sensibilisieren.

Warme Worte gab Bürgermeister Schloderer den beiden neuen Integrationsbeauftragten zum Abschluss des Tagesordnungspunktes mit auf den Weg: "Wir können uns glücklich schätzen, dass wir zwei so engagierte Kräfte für diese Aufgabe gefunden haben."

DK