Wolfsbuch
Wenn Bilder das Leid verheimlichen

Anlässlich 100 Jahre Kriegsende: Sammler aus der Großgemeinde zeigen alte Postkarten

08.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:17 Uhr
  −Foto: Patzelt (Repro)

Wolfsbuch/Amtmannsdorf (pa) Am Sonntag sind es genau 100 Jahre, dass der Erste Weltkrieg sein Ende fand. Aus diesem Anlass wird aktuell vielfach an dieses Thema erinnert. Zwei Sammler aus der Großgemeinde Beilngries haben noch Postkarten aus dieser Zeit, die sich mit dem Ersten Weltkrieg beschäftigen.

Diese Karten haben Anton Patzelt aus Wolfsbuch und Nikolaus Rieger aus Amtmannsdorf über entsprechende Börsen und Internet-Foren zusammengetragen. Postkarten mit Bildern von Repräsentanten aus dem deutschen Kaiserreich mit Bismarck-Verehrung wurden bereits lange vor dem Ersten Weltkrieg von privaten Verlegern herausgebracht, da man sich zurecht einen guten Absatz versprach.

Die Kriegshetze des Ersten Weltkriegs hatte ihre Basis in der zunächst noch allgemeinen Kriegsbegeisterung und ihre Aussagen entsprachen Auffassungen, die damals allgemein verbreitet waren - dies müsse man als Betrachter bedenken, so die Experten, wenngleich man heute für diese Art der Kriegspsalmen auf Postkarten und für die oft kernigen Sprüche um Glanz und Glorie, die Heldenverehrung und auch die rührseligen Szenen von Abschied und Wiedersehen in den Kriegsjahren 1914 bis 1918 kaum mehr Verständnis aufbringen könne.

Dass in der Realität kaum etwas übrig blieb von den glorifizierenden Darstellungen, erfährt man auf den Postkarten nur selten. Selbst noch der zutiefst verwundete Soldat auf Heimaturlaub machte auf den Abbildungen vergnügliche Miene und zeigte des Öfteren Sinn für die holde Weiblichkeit um ihn herum. Das sollte Mut machen, für alle Kameraden, die in den Schützengräben kämpften, eines Tages wieder heimkehren zu dürfen. Heimzukehren in eine bessere Welt - eine Welt voller Freude, Vergnügen und des Genusses.

Eine Fülle überlieferter fotografischer Karten von den Kriegsschauplätzen selbst wurde dagegen damals weniger verschickt, sondern vielmehr später zur Erinnerung in die häuslichen Alben gesteckt. Diese Karten sprechen eine ganz andere Sprache und sind kaum weniger grauenerregend als die heutigen Bilder aus Kriegsgebieten.

Symptomatisch für die Kriegsjahre ist eine Karte, datiert mit dem 20. Oktober 1915. Da "eine andere Karte nicht zu bekommen war", gratulierten die Eltern von Heinz Feldheim ihrem Sohn in Dortmund mit einer sehr seltsamen, alles andere als passenden Postkarte zum Geburtstag. Die Karte stammt aus der großen Sammlung des Amtmannsdorfer Heimatforschers Nikolaus Rieger und zeigt auf der Vorderseite mehrere Kreuze gefallener Soldaten. Es sind Textzeilen zu lesen wie "Gräber weiß ich, weit über See, gegraben nach ew'gen Geboren. Da kniet, wie oft, das deutsche Weh' und grüßt die teuren Toten. Hier ruhen sie aus, die Arm der Wehr, und sehen auf blauen Weiten, am Maste die deutschen Wimpel nicht mehr, die stolz vorüber gleiten. Hier haben der Fahne, die nimmer sank, sie blut'gen Lorbeer erworben; hier findet der Heimat unsterblicher Dank die Braven, die für sie gestorben". Die Eltern gaben ihrem Sohn zum Geburtstag mit auf den Weg: "Bleib gesund in aller Zukunft. Sei stets brav und folgsam, damit aus dir ein recht tüchtiger Mann wird, und dem lieben Vater und der lieben Mutter große Freude bereitet. Ein Geburtstagsgeschenk haben wir in diesen schweren Zeiten leider nicht für dich."

Mit der Feldpost versandt wurde eine Karte am 10. September 1915. Sie zeigt auf der Vorderseite den Sturm des 15. Königlich Sächsischen Infanterie-Regiments Nr. 181 auf Porte de Douai (Lille), der am 12 .Oktober erfolgte. Der Absender hat sich mit wenigen Zeilen begnügt: "Es geht uns den Umständen entsprechend nach gut und wir hoffen auf ein Wiederseh'n in einer besseren Zeit und in einer besseren Welt."

Vom Verlag Carl A. E. Schmidt aus Dresden wurde in den Kriegsjahren eine mehrteilige Postkartenserie mit den Texten des "Vaterunsers" herausgegeben. Mit den Worten "Tragt Gottes Prüfung mit Geduld" wurde beispielsweise die Vaterunser-Zeile "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit" versehen. Oder aber "Der Tod söhnt Feinde aus" zum Vaterunser-Text "Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Eine weitere Karte, diesmal aus der Sammlung von Anton Patzelt, zeigt einen schwer verwundeten Soldaten in einem Kriegslazarett. Eine Pflegerin legt ihm einen Strauß gelber Rosen auf die Brust. Darunter ist zu lesen: "Des Volkes Dank ist euch gewiss."