Dietfurt
Schön und zugleich gruselig

Gruppe aus Gundelshofen hat sich dem Brauch des Perchtenlaufs verschrieben - Zuwachs erwünscht

21.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:59 Uhr
Eine halbe Stunde dauert es leicht, bis die Vermummung perfekt ist. −Foto: Palm, Daniela, Dietfurt

Gundelshofen (pmd) Perchten sind finstere Gestalten, die in den Rauhnächten - das sind die Tage zwischen dem Heiligen Abend und dem Dreikönigstag ihr Unwesen treiben. Der Brauch, mit zottligen Kostümen und grusligen Masken, die Menschen zu erschrecken, hat sich vor allem im Alpenraum und im Bayerischen Wald bewahrt. Aber auch in Dietfurt gibt es eine kleine Gruppe.

Sie besteht aus drei Perchten, aus Josef Wagner aus Gundelshofen, Sohn Nico und Silvia Sommer. Die Gruppe beteiligt sich an Perchtenläufen in der Umgebung. Josef Wagner ist gelernter Metzger und Koch aus Gundelshofen. Vor vielen Jahren ist er in Österreich zum ersten Mal mit Perchten und Krampussen in Berührung gekommen. Eher durch Zufall war er in Hallein in einem Museum gelandet, in dem mehr als 1000 Perchten- und Krampusmasken ausgestellt waren. Damals fing er Feuer und wollte selbst einmal eine geschnitzte Larve besitzen.

Die Masken dort waren ihm aber zu grausam. Er wollte eine andere Art von Maske, schön und zugleich gruselig. Lange suchte er, bis er dann vor zwei Jahren im Ötztal einen Maskenmacher fand, der genau diese Art von Masken fertigte, wie er sie sich vorstellte. So ließ er seine erste eigene Larve aus Zirbenholz anfertigen. Ähnlich war es mit dem Gewand.

Im Pongau fand er einen Schneider, der sich auf Perchtenpelze spezialisiert hatte. Hier wurde Maß genommen und sein persönlicher Pelz aus Ziegenfell gefertigt. Bis die Anzüge und Felle fertig genäht sind, dauert es etwa ein halbes Jahr. Von April bis November wird dort nur nach Auftrag genäht. Schon von weitem kann man das Fell riechen. Auch das macht den Reiz der Perchten und Krampusse aus, dass sie animalisch riechen. So werden die Menschen, die unter dem Kostüm stecken noch geheimnisvoller.

Nun komplett ausgestattet war der Weg frei, selbst bei Perchtenläufen mitzugehen. Bei uns in der Gegend gibt es Läufe in Thalmässing, Enkering, Kipfenberg, Greding und Pleinfeld, um nur ein paar zu nennen.
Wagners Sohn Nico ist heuer zum ersten Mal dabei.

Stolz präsentiert er seine eigene Maske, die knapp zehn Kilo wiegt. "Das ist schon anstrengend, wenn man die Maske am Kopf hat, aber es macht total Spaß. Die Leute zu erschrecken ist das lustigste," verrät Nico. Angst hat der elf Jahre alte Schüler, der das Gymnasium in Beilngries besucht, nicht. Er weiß ja, dass sich hinter den Masken ganz normale Menschen verbergen.

Sein Vater sagt: "Zum einen wird man bewundert und ehrfürchtig angeschaut, zum anderen wird man gefürchtet. Der beste Effekt ist, wenn man an den Leuten vorbeigeht und sich abrupt noch einmal umdreht. Da erschrecken die meisten."

Alles in allem wiegt eine Montur für einen Krampus oder Percht an die 40 Kilo. Nicht nur die Maske ist dabei sehr schwer. Die Felle, Schuhe, Handschuhe, Glocken, alles zusammen hat ein enormes Gewicht. Das Anziehen all der Fellstücke dauert eine knappe halbe Stunde. Durch die Maske hat man eine sehr eingeschränkte Sicht. Nur durch zwei kleine Schlitze kann man nach vorne schauen.

Silvia Sommer ist heuer zum ersten Mal mit ihrer eigenen Maske dabei. Auch diese wurde im Ötztal genau nach ihren Vorstellungen gefertigt.

Das Hobby ist nicht nur zeitaufwendig, es ist auch relativ kostspielig. Wagner betont: "Die Anschaffung ist eine einmalige Sache, hat man seine Grundausstattung, dann hat man die immer, anders als im Fasching. Da braucht man jedes Jahr was Neues."

Sommer bedauert, dass für viele junge Leute, die in die Maske eines Perchts schlüpfen, nicht mehr die Tradition im Vordergrund steht. "Da geht es nur noch um Party, laute Musik, darum, die Leute mit der Rute zu hauen und um Showeffekte." Das sei aber nicht Sinn und Zweck von Perchtenläufen. Da ginge es vielmehr darum mit viel Lärm, das Böse und den Winter auszutreiben. Manchmal kommt es vor, dass Kinder Angst bekommen. Dann begeben sich die Perchten in die Hocke begeben und vertreiben die Angst der Kleinen mit Süßigkeiten. Ist nach einem Lauf mehr Zeit, wird bei weinenden Kindern auch mal die Maske abgenommen, damit die Kleinen sehen, dass ein Mensch dahinter steckt. "Leute erschrecken ist in Ordnung, Kindern Angst machen oder gar Erwachsenen durch die Rute verletzten, das verstößt klar gegen die Grundsätze, die Wagner und seine kleine Truppe beherzigen.

Josef Wagner hat vor, in Dietfurt eine größere Perchtengruppe zu gründen. Wer Interesse hat und nähere Informationen möchte, kann sich mit ihm unter Telefon (0171) 8792139 in Verbindung setzen. Gerne kommt die Gruppe bei Weihnachtsfeiern vorbei oder besucht auf Wunsch Christkindlmärkte.