Beilngries
"Wartet nicht auf später - gönnt es euch, jetzt zu leben"

Ingrid Dütsch aus Biberbach spricht beim Förderverein für ambulante Krankenpflege darüber, wie sie mit ihrer Brustkrebserkrankung umgegangen ist

13.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:27 Uhr
Lachen ist die beste Medizin: Der Vorsitzende des Fördervereins für ambulante Krankenpflege, Thomas Geiser, dankte Ingrid Dütsch für deren Vortrag über ihre Brustkrebserkrankung. −Foto: Adam

Beilngries (DK) Vor gut eineinhalb Jahren wurde bei Ingrid Dütsch aus Biberbach Brustkrebs festgestellt.

Es folgten Chemotherapien, Operation und Bestrahlungen. Das war das eine. Es folgten aber auch viele Gedanken, ein Innehalten im hektischen Leben mit großem Einsatz für andere, ein Besinnen auf sich selbst. Bei der Jahresversammlung des Fördervereins für ambulante Krankenpflege Beilngries erzählte die 55-Jährige nun von diesen "Ausnahmemonaten" in ihrem Leben, in denen ihr eines ganz besonders wichtig war: Auch mit einer Krankheit muss man sein Lachen nicht verlieren.

Es sei für sie der richtige Weg gewesen, von Anfang an offen mit ihrer Krankheit umzugehen, sagte Dütsch. "Jeder muss so vorgehen, wie es für ihn gut ist. Mir hat es geholfen, über alles zu reden. " Mit Freunden, Kollegen, Nachbarn und natürlich ganz besonders mit ihrer Familie, die bei allen Herausforderungen fest hinter ihr stand. Auch beim Vortrag übrigens, bei dem ihr Ehemann Georg Dütsch zu den Zuhörern gehörte und selbst von kleinen Beiträgen wie einem innigen Brief, den seine Frau vorlas, oder Bildern mit ihm auf der großen Leinwand überrascht wurde.

Mehrere "Botschaften" verpackte Dütsch in ihren Vortrag, in dem sie sehr persönlich, aber immer mit viel Humor über die Stationen ihrer Krankheitsgeschichte erzählte. Zum einen sei ihr Vorsorge und Eigenverantwortung wichtig. Das beginne damit, schon als Gesunder auf sich selbst zu achten, kleine körperliche Warnzeichen nicht zu ignorieren. "Und wer erkrankt ist, muss selbst mitdenken, sich informieren, nachfragen, viel lernen", sagte Dütsch, denn: "Die Ärzte betreuen ja nicht nur einen einzigen Patienten und den über 24 Stunden. "Sie habe stundenlang im Internet gelesen, bei den Ärzten nachgefragt, sich Selbsthilfegruppen angeschlossen. Und begonnen, einen Blog im Internet zu schreiben. Unter www. leben-mit-adonis. com hat sie sich selbst bei ihrer Krankheit begleitet und alles von der Seele geschrieben, was vielleicht auch für andere Patienten oder Gesunde eine wichtige Lektüre sein kann.

Ein weiterer Appell von Dütsch: "Lebt jetzt. Tut für euch jetzt alles, was euch gut tut. Wartet nicht auf später, gönnt es euch, jetzt zu leben. " Als Beispiel erzählte sie von ihrem Kleiderschrank, in dem so viele "gute Stücke" hingen, für irgendwann. Und sie erzählte von ihren "Schatzkisten", die sie sich gegönnt habe, mehrere schöne Kistchen, eine für ihre Medikamente, andere für die vielen kleinen Geschenke und Briefe, die sie erreicht hatten und die ihr viel Kraft gaben, "Freunde sind wichtig". Eindrucksvoll erinnerte sie an die Zeit, als durch die Chemotherapie die Haare ausfielen, eine Perücke "richtig toll war, so viel fülliger als meine echten Haare es je waren", aber auch Gedanken über die Menschen um sie herum: "Die Glatze hat mir nicht viel ausgemacht. Aber ich bin hier nie ohne Perücke herumgelaufen, nur mal im Italienurlaub mit meiner Tochter. In der nahen Umgebung nicht, nicht wegen mir, sondern aus Rücksicht auf andere, die das wohl eher erschreckt hätte. "

An die Operation erinnert heute äußerlich nur noch eine Narbe, "meine Mama war Schneiderin, die hätte das sicher schöner hingekriegt, aber was soll's. Es gab keine Entzündung, alles war gut". Ein sehr ruhiger und nachdenklicher Heiligabend im Krankenhaus, ein erster Schreck beim kurzen Arztgespräch, als nach der Operation doch nicht alles völlig problemlos gelaufen war - aus allem zieht Dütsch vor allem das Positive: "Es gibt ja auch schöne Seiten bei einer Chemo, alleine den Luxus, dafür nur wenige Meter nach Beilngries fahren zu müssen und nicht bis nach Ingolstadt, fand ich sehr gut. Auch der Spaß dort, sich mit anderen auszutauschen. " Ihr Volleyballspiel mit "ihren Flüchtlingen", die sie eng betreut, habe sie nie aufgegeben, auch wenn es körperlich ab und zu geschmerzt habe.

Was sie allen zum Gesundbleiben mit auf den Weg geben wollte, waren drei Säulen: gesunde Ernährung, Bewegung und Achtsamkeit für sich selbst mit wenig Stress. Wer dem Vortrag aufmerksam folgte, könnte für Ingrid Dütsch passend eine vierte tragende Säule hinzufügen: Humor und positives Denken. Dazu passte ein Spruch, den Dütsch bei einem Arzt gelesen hat und für alle nachdenkenswert hielt: "Denke nicht so oft an das, was dir fehlt, sondern an das, was du hast. "

Heute hat Ingrid Dütsch die Krebserkrankung überstanden. Sie schränkt aber auch ein: "Ich muss regelmäßig zu Untersuchungen und keiner weiß, was morgen oder übermorgen ist. " Deshalb will sie für sich das verwirklichen, was sie auch allen anderen rät: "Nicht das machen, was man halt so macht, sondern lieber das, was einem selbst gut tut und passt. " Bei Dütsch gehört dazu ganz sicher ganz viel Lachen - als "beste Medizin".

 

Aktive Vereinigung mit 221 Mitgliedern 

Nach dem emotionalen Vortrag von Ingrid Dütsch wurde die eigentliche Jahresversammlung des Fördervereins fast zur Nebensache. Der Vorsitzende des Vereins, Thomas Geiser, informierte kurz über die Aktivitäten der vergangenen Monate, in denen fünf Vorstandssitzungen stattgefunden hatten. "Schwerpunkte waren die Beratungen über die Spendenübergaben sowie die Organisation unserer jährlichen Vereinsausflüge", sagte Geiser. Auch 2020 soll es wieder einen barrierefreien Ausflug geben, "mit dem wir uns bei unseren Mitgliedern bedanken und allen ein schönes Erlebnis bieten möchten".

7000 Euro an Förderbeiträgen konnten für das Jahr 2018 übergeben werden, 6000 Euro davon an den BRK-Kreisverband Eichstätt, zweckgebunden für die Arbeit der BRK-Sozialstation in Beilngries. So wird ermöglicht, dass die von den Krankenkassen nicht immer voll gedeckten Einsätze der BRK-Schwestern menschlich und fachlich mit ausreichend Zeit ausgeführt werden können. "Die verbleibenden 1000 Euro gingen an die Grauen Partner, die Krebsselbsthilfegruppe, das Seniorenzentrum, das Seniorenturnen sowie an das Betreute Wohnen Beilngries", teilte Geiser mit.

Auch für das Jahr 2019 können voraussichtlich wieder 7000 Euro verteilt werden, blickte Geiser voraus, "obwohl es dieses Jahr bei den für den Verein wichtigen Spenden bislang im Vergleich zum Vorjahr noch nicht so läuft, wie wir es uns gewünscht hätten". 2018, darüber konnte Kassier Roland Siebicke informieren, gab es gleich zwei größere Spenden einer Beilngrieser Apotheke, dazu mehrere Zuwendungen von Privatpersonen und eine Spende aus dem Verkauf von selbst gestalteten Postkarten der Beilngrieser Freizeitkünstlerin Hildegard Ablassmeier. Insgesamt kamen so 2500 Euro in die Kasse des Fördervereins. "Aber auch 2019 haben wir bereits zwei Spender, bei denen wir uns herzlich bedanken", sagte Geiser.

221 Mitglieder stark ist der Förderverein derzeit, vorrangige Aufgabe werde sein, neue Mitglieder zu gewinnen und die wichtige Arbeit des Vereins noch mehr bekannt zu machen. Der Mindestbeitrag im Förderverein beträgt weiterhin - so wurde bei der Versammlung von den Mitgliedern einstimmig beschlossen - jährlich 15 Euro. Siebicke teilte mit, dass der Verein erst 2018 durch das Finanzamt geprüft worden war und weiter als gemeinnütziger Verein anerkannt ist, womit Spendenbescheinigungen ausgestellt werden können.

Regine Adam