Beilngries
Vogelspinne, Tausendfüßer und Riesenschnecke

Bei einer Ausstellung im Beilngrieser Haus des Gastes erleben Interessierte eine spannende Reise in die Tierwelt

11.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:24 Uhr
Angst? Von wegen! Viele Kinder haben am Sonntag wagemutig Tuchfühlung aufgenommen zu den außergewöhnlichen Tieren, die bei einer Veranstaltung im Beilngrieser Haus des Gastes zu erleben waren ? von der großen Achatschnecke bis zur Vogelspinne. −Foto: Adam

Beilngries (DK) Die Vorstellung, dass eine handtellergroße Vogelspinne mit ihren behaarten acht Beinen, spitzen Brennhaaren am Hinterleib und Gift injizierenden Beißklauen, nachts über die eigene Bettdecke krabbelt, wird hoffentlich keinen der Besucher geplagt haben, nachdem er am Sonntag im Beilngrieser Haus des Gastes genau diese Tiere live in Augenschein nehmen durfte.

Eher im Gegenteil, denn "Aufklären und Angst nehmen, Informieren über Haltungs- und Lebensbedingungen" ist das Ziel der riesigen Ausstellung von "Spider World". 80 bis 100 Tiere, von der großen Vogelspinne bis hin zur Stabheuschrecke, dazu Riesentausendfüßer, Landkrabben, Skorpione und große Achatschnecken besitzt Familie Riedesel-Frank. Ein großer Teil davon wird in der Ausstellung in beheizten Glaskästen gezeigt, zusammen mit Informationstafeln, die über Vorkommen in der freien Natur, Größe, Futter und Besonderheiten informieren. Seit Generationen schon hat sich die Schaustellerfamilie den Spinnentieren verschrieben.

Halbstündlich gibt es Live-Vorführungen, bei denen Nandino (13) und Denni (15) die Tiere den Besuchern im wahrsten Sinne des Wortes hautnah bringen. Souverän informieren die Jungen dabei über die Futtergewohnheiten, darüber, dass Spinnen acht Beine haben, Insekten nur sechs - ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal -, dass sie sich häuten und dann nicht mit zu Ausstellungen genommen werden. Nandino hält dabei eine Vogelspinne locker auf der Hand, fotografieren, noch dazu mit Blitz, ist nicht erlaubt. "Die Tiere fühlen sich davon bedroht und könnten die Brennhaare zur Verteidigung nutzen", erklärt der 13-Jährige. Insekten, Blätter, Obst und Gemüse werden bei ihnen an die Tiere gefüttert, "aber in freier Natur töten und zersetzen große Vogelspinnen sogar mal eine Maus", weiß er. Dann schaut Nandino in die Runde staunender Kinder und Eltern und fragt: "Wer will sie nun mal in die Hand nehmen? " Das erste Zögern kennt er und als sich dann doch ein paar mutige kleine Kinder vortrauen, kommentiert er schmunzelnd: "So ist das immer, die Eltern schicken die Kinder vor und wenn da nichts passiert, wagen sie es selbst. " Die Zuschauer lachen, die Scheu schwindet, und schon strecken sich mehr Hände nach dem Spinnenkörper mit den langen Gliedbeinen aus. Seelenruhig krabbelt die behaarte Vogelspinne von Kinder- zu Erwachsenenhänden. "Bitte immer über dem Tisch bleiben", warnt Nandino ein paar Übermütige, denn sollte die Spinne doch aus der Hand gleiten, fällt sie nicht tief. Alles andere käme sonst einem Todesurteil für das Tier gleich.

Humorvoll und mit umfangreichem Wissen bringt Nandino so den großen und kleinen Besuchern die Tiere, die bei so vielen Menschen Panikanfälle auslösen, nahe. "Ich meine, diese Angst ist anerzogen. Kinder sehen, wie Erwachsene kreischen und sich erschrecken beim Anblick einer Spinne. Und denken dann, das wäre etwas Schlimmes. Dabei sind es tolle Tiere. Ich habe keine Angst vor ihnen, Respekt aber schon. " Diese Einstellung zeigen auch sein älterer Bruder Denni und die jüngeren Geschwister Sanjana (9) und Lucenzo (5). Nahezu jedes Wochenende ist die Familie mit ihrer Ausstellung unterwegs, "zu Hause" sind sie derzeit in der Nähe von Neuburg/Donau. "Wir leben in Wohnwagen. Unser Onkel hat einen Zirkus. Wir Kinder gehen nicht in eine feste Schule, sondern erhalten Lernpakete, da werden wir dann regelmäßig geprüft", erzählt Denni. Er und auch seine Geschwister können sich kein anderes Leben vorstellen, mit ihnen soll auf alle Fälle "Spider World" weitergehen.

Während sie Fragen beantworten, haben die Geschwister immer ein Auge auch auf die anderen Besucher, die durch die Reihen der Glaskästen schlendern. Wer gegen Letztere klopft oder gar rüttelt, um die Tiere aufzuschrecken, wird schnell darauf hingewiesen, dass das auf keinen Fall erlaubt ist. "Den Tieren soll es gut gehen. Sie haben die Haltungsbedingungen und Temperaturen in ihren Kästen, die sie brauchen. Das darf nicht gestört werden", betont Denni verantwortungsbewusst.

Die Eltern der jungen Moderatoren sitzen derweil am Eingang, kassieren das Eintrittsgeld und verkaufen frisches Popcorn oder Zuckerstangen. Ein Abenteuerausflug für die ganze Familie ist der Besuch bei Spider World allemal. Auch wenn Valentina (6) aus Denkendorf sich so gar nicht mit dem Tausendfüßer anfreunden kann, den ihr Denni zeigt. Die Cousinen Emma (6) aus Berching und Emilia (10) aus Neumarkt sind dagegen begeistert. Emilia hat es vor allem die riesige Achatschnecke angetan, "die ist toll - im Garten haben wir ja ganz kleine Schnecken, aber dass es die auch so groß gibt, wusste ich nicht", staunt sie. Einem Jungen, der die Schnecke auf der Hand halten darf, reicht das nach wenigen Sekunden allerdings schon wieder: "Voll schleimig fühlt sich das an", erklärt er seinen Eltern, die auf dieses Erlebnis verzichten.

Wer die Schau Spider World in Beilngries versäumt hat, kann am kommenden Sonntag, 17. November, nach Kelheim fahren. Hier gastiert die Spinnen- und Insektenausstellung von 10 bis 18 Uhr im Weißen Brauhaus.

Regine Adam