Kinding
Debatten um "desolaten" Zufahrtsweg

Eigentümer der Ferienhaussiedlung Kratzmühle sind verärgert

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:05 Uhr
  −Foto: Fotos: Patzelt

Kinding/Kratzmühle (pa) Die Eigentümer der Ferienhaussiedlung Kratzmühle kämpfen seit Jahren um die Erhaltung und Instandsetzung des desolaten Zufahrtswegs zu den Ferienhäusern - bisher jedoch ohne Erfolg. Die Häuser sind für Rettungsfahrzeuge nicht anfahrbar. Auch "fußläufig" sei es für Menschen mit Behinderung unmöglich, ihre gebuchten Unterkünfte zu erreichen, so die Klage. Die Kindinger Bürgermeisterin Rita Böhm sieht den Ball aber bei der Eigentümergemeinschaft, um eine Lösung umsetzen zu können.

Der Altmühlweg, wie er an den Hausschildern bezeichnet wird, ist in einem desolaten Zustand. Starkregenfälle haben den Schotter ausgespült und tiefe Rinnen hinterlassen. Der Schotterweg führt zu mehreren Ferienhäusern. Selbst der tiefer liegende Parkplatz wird vom herabstürzenden Wasser mit Schotter regelmäßig überschwemmt. "Rauffahren kann man mit normalen Autos überhaupt nicht mehr. Da ist schon Allrad nötig - aber wer von den Feriengästen reist schon mit Geländewagen an?", ärgert sich die Verwalterin des zweiten Bauabschnitts. "Die Gemeinde Kinding kümmert sich, trotz jahrelanger Beschwerden, nicht einmal um die Erhaltung des bestehenden Rettungsweges, der im Gemeindeeigentum steht. Das ist jedoch vorab zweitrangig - wichtig ist die gefahrlose Zufahrt zu den Häusern für Urlauber, Handwerker, Reinigungs- und Gartenpflegepersonal", moniert die Verwalterin. Teilweise wurden bisher die tiefen Schlaglöcher von Anliegern selbst aufgefüllt und an besonders markanten Stellen Rasengittersteine gesetzt.

"Es wird seitens des Landratsamtes Eichstätt verfügt, dass die Ferienhauseigentümer für den möglichen Einsatz von Rettungsfahrzeugen einen etwa 4,50 Meter breiten, für Schwerlastverkehr befahrbaren Rettungsweg erstellen. Die vom Landratsamt abgesegneten Baupläne und alle genehmigten Verkaufspläne basieren auf dem Vorhandensein geeigneter Zufahrtsmöglichkeiten", äußerte sich der Nürnberger Verwalter der Ferienanlage. In Schreiben an das Landratsamt wurde von ihm wiederholt auf die "sehr schlechte Wegesituation" hingewiesen, wobei er die Sicherheit der Feriengäste stets in den Vordergrund gestellt habe. Das Erreichen der Ferienhäuser sei aufgrund des äußerst schlechten Zustands des Weges für die Erholungssuchenden "eine Zumutung", ja sogar "äußerst gefährlich". Falls es bei der derzeitigen Wegesituation zu Unfällen käme, sei es in den Augen des Verwalters der Feriensiedlung fraglich, ob dann Schäden von der Gemeinde Kinding abgedeckt würden.

Natürlich wirke sich der Zustand des Zugangsweges auch auf die Buchungen aus. Durch schlechte Bewertungen im Internet komme es regelmäßig zu Stornierungen, was dem Ruf der Ferienhaussiedlung und dem gesamten Naturpark Altmühltal, der massiv Werbung in eigener Sache betreibe, gewaltig schade, klagt die Verwalterin des zweiten Bauabschnittes. Sie würde sich wünschen, dass die Gemeinde den Weg zweimal pro Jahr - bei Starkregen öfter - aufschottert. Die Verwalterin wies außerdem auf den Kaufvertrag hin, in dem steht, dass die Ferienhausbesitzer der Ferienhaussiedlung Kratzmühle in den Urlaubsmonaten die Unterkünfte für Erholungssuchende anbieten müssen. Dazu gehöre aber vor allem, dass die Erholungssuchenden ihre Ferienhäuser "ohne Stress und Ärger" erreichen können.

Für die Bürgermeisterin der Gemeinde Kinding, Rita Böhm, ist das Ganze nicht mit einigen Sätzen abgetan. "Dazu ist die Situation zu komplex", sagt sie. Es handle sich in diesem Falle um keinen gewidmeten Weg, sondern "einfach nur um eine Fläche", die schon immer mit einem Fahrrecht für die Landwirtschaft versehen gewesen sei. Es sei nie vorgesehen gewesen, jedes der Häuser mit dem Auto zu erreichen, sondern lediglich fußläufig. Erst als das Argument des fehlenden Weges für den Rettungsdienst vor einigen Jahren angeschnitten wurde, sei die Maschinerie ins Laufen gekommen. Es wurden damals verschiedene Varianten durchgesprochen.

Mit Fachkräften fand dann vor etwa einem halben Jahr eine erneute Besprechung im Landratsamt statt, an der auch Vertreter der Eigentümergemeinschaft teilnahmen. Dabei stellte sich heraus, dass es sinnvoll sei, einen Rundweg mit Wendeplatte entlang der oberen Häuserzeile zu bauen, auf dem Rettungsfahrzeuge direkt die Gebäude anfahren können. Dabei würde auch der vorhandene gemeindliche Weg mit einbezogen. Allerdings befinden sich rund 200 Meter des Weges nicht im Besitz der Gemeinde. "Bei der Zusammenkunft wurde klar gemacht, dass es sich hierbei um einen erstmaligen Ausbau handelt und so das Erschließungsbeitragsrecht angewendet werden muss. Daraufhin hat kein konkreter weiterer Termin mehr stattgefunden", erläutert Böhm. Bei der Erschließung würde die Gemeinde zehn Prozent der Kosten übernehmen und 90 Prozent müssten auf die Anlieger beziehungsweise auf die Eigentümergemeinschaft umgelegt werden.

"Für die Feuerwehr ist es momentan kein Problem. Aber die Rettungskräfte haben ganz klar arge Schwierigkeiten. Für die Asphaltierung des gemeindeeigenen Stücks des Weges brauchen wir keine Zustimmung - wir können auch ohne diese ausbauen. Aber was hilft uns der Ausbau, wenn dann die Sache mit dem Rettungsweg auch noch nicht geklärt ist?", fragt die Bürgermeisterin. Als nächster Schritt müsse von Seiten der Eigentümergemeinschaft beim Landratsamt ein konkreter Plan über den Ausbau der nicht gemeindlichen Strecke vorgelegt werden. "Das Problem muss also die Eigentümergemeinschaft lösen - sie steht in der Pflicht", stellt Böhm klar. Die Grunddaten seien an die Gemeinschaft bereits weitergegeben worden. Von Seiten der Gemeinde wolle man erst mal abwarten, "wie es hier weiter geht". Auch von den Kosten her sei es nur sinnvoll, wenn der Ausbau "in einem Zug" erfolgen würde. Das Gesamtprojekt würde vier Bauabschnitte beinhalten. Probleme könnte allerdings das Wasser bereiten. "Wir wissen noch nicht, wo wir es hinleiten sollen. In den Kanal ist es nicht möglich, da mit einem Trennsystem gearbeitet wird", so Böhm. Den gemeindlichen Weg hinauf zu den Ferienhäusern habe die Gemeinde Kinding übrigens in diesem Jahr bereits dreimal aufschottern lassen. "Allerdings machte der Starkregen alles wieder zunichte", erläuterte die Rathauschefin.