Dietfurt
Südstaatenrock trifft keltisches Langhaus

Musiker von made in Texazz spielen im vorgeschichtlichen Erlebnisdorf

11.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
Zwei Epochen treffen sich: Mit Texas-Blues-Rock gastierte die Band ""made in Texazz" im bronzezeitlichen Alcmonahaus. −Foto: Foto: Götz

Dietfurt (gtz) Der Wetterumschwung hat die Hoffnung auf eine Freiluftveranstaltung bei lauen Sommertemperaturen zunichte gemacht. Im rustikalen bronzezeitlichen Langhaus des vorgeschichtlichen Erlebnisdorfs Alcmona bei Dietfurt wandelten die sechs Musiker der Formation made in Texazz auf den Spuren der legendären Band ZZ-Top.

Manchmal so gewaltig wie das Donnergrollen am Nachmittag, doch weitaus spannender als das Trommeln des Gewitterregens war die rhythmische Untermalung durch das Schlagzeug. Die Gitarren jubelten und wimmerten mit sehr viel Seele durch den abendlichen Südstaatenrock, der die Fans zum Alcmonagelände gelockt hatte. Die vier Gitarristen, der Bassist und der Schlagzeuger haben sich als Autodidakten mit ihren Instrumenten dem Texas-Rock verschrieben, den sie "als Hommage an die Musik von ZZ-Top" mit viel Herzblut interpretierten. Zum ersten Mal traten sie in bronzezeitlichem Ambiente in Dietfurt auf.

Jugendliche, erklärte Liebhaber des Südstaatenrock, interessierte Zuhörer im besten Alter und Damen reiferer Jahrgänge hörten eine ganze Parade der besten Hits von ZZ-Top. Während Bassist Jackson und Schlagzeuger Gerd Kirsch durchgehend im Einsatz waren, "sind wir anderen eigentlich Teilzeitmusiker, rotieren ständig und hören auch gerne zu", wurde von den Gitarristen Gisbert Falk, Andreas und Georg Fersch und Klaus Hiller erläutert. Das "erste Set" sei zum Bekanntwerden, wurde angekündigt, bevor erst einmal vier Musiker ordentlich Sound in das Langhaus ließen, sich mit Gitarrenparaden vortrefflich präsentierten, interessante Improvisationsphasen einschoben, leidenschaftliche Solos intonierten und beim "Tube Snake Boogie" Vollgas zu Dritt gaben. Auch die Mundharmonika hatte ihren Einsatz und bereicherte die Klänge, bevor das Trio mit einem Gitarrensolo von Klaus Josef Hiller, dem Initiator der Formation, Eindruck machte. Als "a ganz a wüds Lied" wurde "Sheik" angekündigt. "Böse Jungs, die nur Blödsinn im Kopf haben", kamen bei "I'm Bad, I'm Nationwide" zum Einsatz.

Gerd Kirsch am Schlagzeug belebte mit einer hörenswerten Folge, bevor es hieß: "Jetzt weht ein anderer Wind" und die Gitarristen auftrumpften, die Saiten winseln und jaulen ließen, satte und sanfte Töne zauberten. "Mexican Blackbird" kam recht gewaltig daher, offenbarte auch melodische Phasen. Nicht ohne Selbstironie geleiteten die Musiker nach dem ersten der drei Blöcke zur Pause: "Jetzt dürft ihr wieder sprechen." Zwischen 43 und 55 Jahren sind die Männer alt, die sich seit beinahe zehn Jahren dem Texas-Blues und -Rock verschrieben haben. "Jeder hat seinen eigenen Sound", deshalb sei durch den Wechsel der Gitarristen Variation geboten, wurde erklärt. Selbst als eine Gitarrensaite bei "Waiting For The Bus" riss, ließ sich der Gitarrist nicht bremsen, reagierte flexibel und blieb toll in Fahrt. Ein großer Auftritt der Mundharmonika bewegte und "für Verliebte" erklang "I Need you Tonight". Freude und ungeheure Motivation für ihre Musikrichtung beflügelte die Ausführenden, als sie einfühlsam in ruhigen Blues-Songs ihre Botschaft brachten. Mit Temperament, engagiert und routiniert ließen sie ihre "Version live" hören, der die Zuhörer gespannt folgten.

Auch um das Lagerfeuer auf dem Vorplatz hatten sich die Freunde des Südstaatenrock gruppiert, wo die Darbietung in gedämpfter Lautstärke zu genießen war. Ein gelungener Mix in charmanter Ausführung durch sympathische Musiker führte durch den Abend, für den es reichlich Applaus gab. Bei Blues und Rock, aufgelockert von informativen Plaudereien, steigerte sich das Programm bis zu dem von den Fans begehrten Hit "La Grange" und die Zugabe brachte schließlich auch "Gimme All Your Lovin", auf das die Insider schon lange gewartet hatten.