Dietfurt
Sucht hat viele Gesichter

Regensburger Theater zeigt das Stück "Schüttelfrost" an der Grund- und Mittelschule Dietfurt

13.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:42 Uhr
Kathrin Götz
Das Theaterstück "Schüttelfrost" wurde an der Grund- und Mittelschule Dietfurt gezeigt. Ole Bosse (links) und Jessica Schilling (rechts) zeigten, was im Körper bei Drogenkonsum passiert. −Foto: Foto: Kathrin Götz

Dietfurt (DK) Mit den Themen Sucht und Drogen haben sich die siebten und achten Klassen der Grund- und Mittelschule Dietfurt beschäftigt. Zu Gast war die mobile Schultheatergruppe des ueTheaters mit dem Stück "Schüttelfrost".

"Welche Arten von Sucht kennt ihr?", fragt Kurt Raster, Autor und Regisseur des Theaterstücks "Schüttelfrost", die Schüler der siebten und achten Klassen, die sich in der Turnhalle der Grund- und Mittelschule Dietfurt versammelt haben. "Handy-sucht", sagt ein Schüler. "Alkoholsucht", ruft ein anderer. Spielsucht, Magersucht, Fresssucht, die Sucht nach Sport. Viele Begriffe fallen Raster und den Schülern ein.

Raster arbeitet für das ueTheater. Zusammen mit den Schauspielern Jessica Schilling und Ole Bosse ist er als mobiles Theater zu Besuch in der Schule und zeigt das Stück Schüttelfrost. Das Schauspiel teilt sich in zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt klärt unterhaltsam über die Themen Drogen und Sucht auf. Die Schüler erfahren, welche Rolle Drogen in der Gesellschaft übernehmen können. Sie lernen die Vorgänge im Körper kennen, die mit Sucht zusammenhängen. Anschaulich wird erklärt, wie das Belohnungssystem unseres Körpers auf Drogenkonsum reagiert, wie bei einem Drogenrausch Dopamin ausgeschüttet wird und ein "High-Gefühl" verursacht, welches jedoch bei anschließendem Dopaminmangel depressiven Verstimmungen weicht.

Der zweite Abschnitt erzählt die Geschichte einer Frau und eines Mannes, die in die Drogensucht abrutschen. Die Geschichten beruhen auf Erfahrungsberichten, die Raster beim Schreiben des Stückes im Internet recherchiert hatte. Jessica Schilling spielt dabei die junge Frau, die nach einer traumatischen Kindheit versucht, ihre Selbstzweifel, Ängste und ihre Einsamkeit mit Drogen zu bekämpfen, was nicht nur misslingt, sondern ihr geringes Selbstwertgefühl noch weiter senkt. Ole Bosse spielt die Figur eines jungen Mannes, der beim Feiern mit Freunden zum ersten Mal zu Drogen greift und langsam in die Sucht abrutscht, als der Konsum von Party zu Party größer und die Pausen dazwischen immer kleiner werden. Das Stück zeigt authentisch, wie nahe Glücksgefühle im Drogenrausch mit Depressionen, Aggression, Angst und Schlaflosigkeit zusammenhängen können. Der Name des Theaterstücks bezieht sich auf den Schüttelfrost, den Drogenkranke beim Entzug oft verspüren.

An das Ende des Schauspiels schließt eine Diskussionsrunde an, bei der Schüler fragen stellen können. "Wir wollen euch zur Drogenmündigkeit erziehen", erklärt Raster den Kindern. "Wir wollen euch aber auch zeigen, dass alles, was im Übermaß passiert, zur Sucht werden kann." Es gehe darum, über die eigenen Grenzen nachzudenken, sie zu erkennen und das richtige Maß zu erkennen. "Wenn ihr merkt, dass euch etwas schadet, ihr aber nicht alleine davon loskommt, dann sucht euch professionelle Hilfe", rät Schilling. "Wendet euch an anonyme Beratungsstellen oder Vertrauenslehrer", fährt sie fort.

Im Juni 2016 war eine 14-jährige Schülerin auf dem Dietfurter Verkehrsübungsgelände nahe der Schule an einer Überdosis Liquid Ecstasy gestorben. Seitdem setzt die Schule noch mehr auf ein ganzheitliches Programm mit Elternabenden und Schulprojekten, das sowohl Eltern als auch Schüler über die Themen Sucht, Alkohol und Drogen informiert.

In zweitägigen Seminaren können sich interessierte Schüler der achten Jahrgangsstufe zu Schülermultiplikatoren ausbilden und für Suchtthemen sensibilisieren lassen. Ansprechpartner für Schüler und Eltern an der Dietfurter Schule sind unter anderem die Schulsozialarbeiterin Annette Schaknat und die Lehrerin und Drogenbeauftragte Gabriela Killer.

Kathrin Götz