Dietfurt
Unter Hochspannung

Stadtrat diskutiert Pläne der Firma Tennet zum Bau einer 380-KV-Leitung

18.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:03 Uhr
Die Trasse der Juraleitung führt westlich von Dietfurt durch das Gemeindegebiet. −Foto: Foto: Tennet

Dietfurt (uke) Mit einer Höhe von 75 Metern und einem Mastenabstand von 400 Metern soll in etwa acht Jahren eine auf 380 Kilovolt aufgerüstete Hochspannungsleitung durch das Dietfurter Gemeindegebiet führen. Im Stadtrat ist diese Juraleitung, wie sie genannt wird, erstmals heiß diskutiert worden.

Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) präsentierte unter "Anfragen und Verschiedenes" brandneue Fakten, die sie erst am Sitzungstag bei einem Treffen der Bürgermeister aus den betroffenen Landkreiskommunen mit der Firma Tennet zusammengetragen hatte.

Besagte 380-KV-Leitung wird von Raitersaich im Landkreis Fürth nach Altheim bei Landshut führen und eine Länge von 159 Kilometern haben. Sie ist dazu gedacht, den Großraum Nürnberg mit Strom zu versorgen. Aus dem Bereich der Marktgemeinde Altmannstein und Riedenburg kommend führt die Trasse östlich von Beilngries den Hallenhausener Berg herunter quer durch das Tal nach Norden. Braun hatte eine Karte mitgebracht, auf der der Korridor eingezeichnet ist. Die darauf eingezeichneten roten Flecken seien bewohnte Gebiete, so die Rathauschefin, die es zu umgehen gelte, da sie nicht überspannt werden dürfen. Konkret nannte sie hier das neue Baugebiet in Mallerstetten-Ost, Arnsdorf und Zell.

Die derzeitige 220-KV-Leitung werde nach der Fertigstellung der 380-KV-Leitung abgebaut und durch diese ersetzt. Doch sind die Ausmaße der Juraleitung gewaltig. So werden die Masten mit 65 bis 75 Metern doppelt so hoch sein wie die derzeitigen mit einer Höhe von 30 bis 40 Metern. Die Masten werden einen Abstand von 400 Metern haben, derzeit sind es 200 bis 250 Meter. Zum Zeitplan wusste Braun, dass das Raumordnungsverfahren jetzt beginne, im Herbst soll der Planungsauftrag erteilt werden. Für das Planfeststellungsverfahren nannte sie das Jahr 2023, der Bau beginne 2026. Hinzu kommt, dass auf der Trasse zusätzlich eine 110-KV-Versorgungsleitung der Bahn verläuft, die weiter bestehen soll. Vom Bündelungsgebot, das für alle Stromleitungen gilt, seien ausgerechnet die der Bahn ausgenommen. Deshalb werde die zweite Hochspannungsleitung bleiben. Von der Bundesnetzagentur, die der Tennet den Auftrag zum Ausbau der Trasse erteilt hat, stamme die Auskunft, dass eine Erdverkabelung zumindest hier nicht möglich und auch nicht vorgesehen sei. Den Stadträten war längst klar, dass dieses Thema für höchste Spannungen in der Bevölkerung sorgen werde und noch auf Jahre hinaus spannend bleiben werde. Auf Brauns Erläuterungen ergriff als Erster Harald Uhl das Wort. Der Mediziner sprach von "massiven Strahlungen" und kritisierte die "große Politik". Oliver Kuhn (CSU) meinte, man dürfe die Möglichkeit einer Erdverkabelung nicht aus den Augen verlieren und diesen Wunsch auch mit Nachdruck an die Politik weitergeben. Als "unvorstellbar" bezeichnete Johann Gietl (FW) die Höhe der Masten, als ihm und dem gesamten Stadtrat klar wurde, dass sie in etwa halb so hoch sind wie die umliegenden Hochflächen. "Ich würde jeden Rechtsstreit durchziehen", rief Ilse Werner (CSU) dazu auf, den Rechtsweg zu beschreiten. Es müsse doch möglich sein, die Erdverkabelung juristisch durchzuziehen. Dieser Meinung schloss sich auch Bernd Mayr (FW) an, auch wenn Braun darauf hinwies, dass die Erdverkabelung von 380-KV-Leitungen auch nicht ohne sei und es hier noch keinerlei Erfahrungen gebe. Deshalb werde sie vorerst auch nur auf einer Versuchstrasse praktiziert.

Mayr mahnte eine Informationsveranstaltung möglichst bald an, "damit sich Bürgerinitiativen bilden können". Martin Schmid (CWU) rief zum "gemeinschaftlichen Vorgehen" aller betroffenen Kommunen auf. Was die Bürgerinitiativen betrifft, meinte Braun, dass man das Rad hier nicht neu erfinden müsse. Es rege sich bereits massiver Widerstand.

Dass eine Versorgungssicherheit ohne die 380-KV-Leitung nicht mehr gewährleistet ist, war allen klar, aber dass hier ein beherrschendes Thema der kommenden Jahre für die gesamte Region sein werde mit jeder Menge Zündstoff, das stand ebenfalls fest. Man kam schließlich überein, vor dem weiteren Vorgehen einen Experten zu Rate zu ziehen.