Hirschberg
"Solch eine Woche schweißt alle eng zusammen"

Das Odeon-Jugendsinfonieorchester München probt derzeit auf Schloss Hirschberg für große Konzerte

02.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:24 Uhr
  −Foto: Adam

Hirschberg (DK) Das Odeon-Jugendsinfonieorchester München probt seit vergangenem Donnerstag auf Schloss Hirschberg.

Die rund 70 Musiker im Alter von 15 bis 25 Jahren bereiten sich eine Woche lang mit ihrem Dirigenten Julio Doggenweiler Fernández auf drei Konzerte in Kaufbeuren, München und Bad Urach vor. Geprobt wird zudem für den Bayerischen Orchesterwettbewerb im November in München. In Hirschberg fühlen sich Musiker, Orchesterleiter und Dozenten "bestens aufgehoben und sehr wohl".

Die spannendste Stunde kommt immer am Abend. Dann, wenn sich alle Musiker mit ihrem Dirigenten Julio Doggenweiler Fernández im Rittersaal auf Schloss Hirschberg treffen, um gemeinsam das zu spielen, was während des Tages in den einzelnen Gruppen geprobt wurde. Jeder für sich hat sich bereits mit dem diesjährigen "Programm" - der 8. Symphonie von Ludwig van Beethoven und dem überaus anspruchsvollen Werk "Ein Heldenleben" von Richard Strauss - beschäftigt, sogar schon vor der Probenwoche. Hier aber beginnt die intensive Phase: Sieben Tage wird in den einzelnen Stimmgruppen geprobt, zusammengespielt, darauf geachtet, wie nicht nur jeder Einzelne spielt, sondern dass alle gemeinsam sich perfekt ergänzen. Und am Abend dann treffen sich Geigen und Bratschen, Harfen, Celli und Holzbläser, um zu einem großen Orchester zusammenzuwachsen. Jeden Abend ein Stückchen mehr.

"Die Fortschritte, die während solch einer intensiven Woche gemacht werden, sind enorm", lobt Dirigent Doggenweiler Fernández. Er kümmert sich tagsüber um die Instrumentengruppen, für die kein eigener Dozent angereist ist, Harfe beispielsweise oder Schlagzeug. Alle anderen erhalten ebenfalls Rat von Profis: Odette Couch (Geigen), Wolfgang Berg (Bratschen), Stephan Haack (Celli), Alexandra Gruber (Holzbläser) und Quirin Willert (Blechbläser) von den Münchner Philharmonikern unterstützen ihre jungen Musikkollegen gern, fachlich und auch zwischenmenschlich. "Es ist schön, wie die jungen Leute im Laufe der Woche nicht nur hochkonzentriert viel lernen, sondern auch Vertrauen fassen, uns ansprechen, Fragen stellen. Solch eine Woche schweißt alle eng zusammen, Dozenten und Musiker, aber auch die jungen Leute untereinander", sagt Alexandra Gruber.

Caro Hauser (Geige), Till Weder (Kontrafagott), Elija Gilch (Bratsche), Julika Hasler (Cello), Maximilian Wintergerst (Geige), alle 19 Jahre, und Carlotta Othenfußer (Bratsche), 17 Jahre, sind sechs der 70 jungen Musiker und von der Probenwoche allesamt begeistert. "Das, was wirklich motiviert, ist, dass man merkt, wie wir Tag für Tag besser werden und richtig gute Musik machen", erklärt Julika Hasler. Ihr gefällt die Gemeinschaft, die sich in solch einer Woche bildet, sehr gut. Schon eifrig für die Probenwoche daheim geprobt hat Carlotta Othenfußer: "Ich glaube, alle haben das gemacht, weil dieses Jahr das Programm wirklich schwer ist. " Caro Hauser gefällt gerade, dass sie beim Odeon-Orchester gefordert wird. Sie spielt in mehreren Orchestern mit, "aber hier ist es schon besonders, denn es macht richtig Spaß, auf so hohem Niveau Musik zu machen". Das findet auch Maximilian Wintergerst: "Die Stimmproben mit den Symphonikern sind sehr intensiv und produktiv. Große Werke wie heuer zu proben, erfordert intensives Arbeiten und ist toll. " Till Weder sieht das alles recht entspannt: "So viele Einsätze habe ich nicht, aber bei diesem Stück macht mein Instrument voll Spaß. " Für Elijah Gilch ist es das Konzentrieren aufs Spielen über mehrere Tage ohne Unterbrechung, was ihm gefällt. "Wir haben natürlich auch bei den wöchentlichen Proben während des ganzen Jahres einzelne Stimmproben. Aber bis es dann ein Ganzes wird, zieht sich das halt hin. "

Hirschberg und Beilngries - vor allem jetzt, da gerade Volksfest ist - finden sie alle super. Umso größer die Freude bei allen Musikern, als Simon Vater, selbst Musiker und Organisator vor Ort, vor dem abendlichen Spiel verkündet: "Die Proben laufen so gut, dass morgen nur vormittags geprobt wird. Nachmittags könnt ihr ins Freibad. " Dass der Weg am Volksfest vorbeiführt, ist einkalkuliert: "Zurück werdet ihr schon alle wieder finden. Denkt dran, am Morgen geht es dann weiter! " Bei so viel Begeisterung bisher sind sicher alle auch die restlichen Tage bis zur Abreise am morgigen Mittwoch mit Feuereifer dabei.

HOHES MUSIKALISCHES NIVEAU

Das Odeon-Jugendsinfonieorchester wurde 2006 gegründet. Dirigent ist ab der ersten Stunde Julio Doggenweiler Fernández, unter dessen Leitung sollen die rund 70 Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei den wöchentlichen Proben ein umfangreiches Repertoire erarbeiten. Einmal jährlich findet eine Probenwoche statt, nach Möglichkeit gibt es noch weitere Probenwochenenden. Viele der Orchestermusiker sind Preisträger des Wettbewerbs "Jugend musiziert" auf Regional-, Landes- und Bundesebene.

Vierteljährlich finden Vorspieltermine für neue Interessenten statt. Wer den Weg in das Orchester schafft, musiziert auf hohem Niveau, was bei gemeinsamen Konzerten in München und Umgebung, aber auch im Ausland unter Beweis gestellt wird. Konzertreisen führten schon nach Ungarn, Serbien, Italien, Budapest, Chile oder China. Eine ganze Reihe von ersten Preisen bei bayerischen, deutschen oder europäischen Wettbewerben beweisen die herausragende Klasse des Orchesters.

Seit 2010 steht das Odeon offiziell unter der Patenschaft der Münchner Philharmoniker. Der enge Kontakt mit den Profis ermöglicht zum einen eine lehrreiche Zusammenarbeit auf hohem künstlerischen Niveau und zum anderen den jungen Musikern Auftritte bei gemeinsamen Patenschafts-Konzerten in der Münchner Philharmonie im Gasteig. Beim Probenwochenende in Hirschberg unterstützt ein Dozententeam der Münchner Philharmoniker die einzelnen Stimmgruppen bei ihrer Arbeit. Weitere Informationen zu dem Orchester gibt es auch im Internet unter der Adresse www.odeon-muenchen.de.

Regine Adam