Beilngries
Prägende Erlebnisse und Geselligkeit

Kolping-Erinnerungen: Diesmal geht es unter anderem um die längste Altkleidersammlung aller Zeiten

16.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:01 Uhr
Tradition hat bei der Beilngrieser Kolpingfamilie die Altkleidersammlung. Einmal dauerte diese ganz besonders lange, wie dem diesmaligen Teil der Kolping-Erinnerungs-Serie zu entnehmen ist. −Foto: Adam/Babiel (Archiv/Repro)

Beilngries - "Hallo Edi es war schön aber leider mus ich dich valasen.

" Ein paar kindlich liebenswerte Worte, vor vielen Jahren formuliert in einem Dankesbrief an Kolpingchef Edi Babiel, sind eine Erinnerung, die diesem bis heute herzlich im Gedächtnis geblieben sind. In unserer kleinen Serie "Erinnerungen an Erlebnisse mit Kolping" erzählt er genau davon: "Seit vielen Jahren führt die Kolpingfamilie Beilngries, fast jährlich im Herbst, ein gemeinsames Familienwochenende durch. Dazu eingeladen waren und sind auch immer gerne Nicht-Kolpingmitglieder. Unsere Ziele waren bisher die Kolpingferienstätten in Lambach/Bayerischer Wald, Immenreuth/Fichtelgebirge, Teisendorf/Rupertiwinkel und im Allgäu, Pfronten und Wertach. Gemeinsam fahren die Familien mit dem Bus an das Wochenendziel, so dass die Gruppe das Wochenende gemeinsam beginnt und beendet. Begleitet werden wir meistens von einem Pfarrer und die Leitung lag hauptsächlich in meinen Händen", erzählt Babiel. Das schönste Erlebnis dabei war für ihn: "Als wir am Sonntagnachmittag zur Rückfahrt in den Bus einstiegen, lag auf meinem Sitzplatz ein Blatt Papier, von Kinderhand beschrieben und bemalt. Es kam bisher sehr selten vor, dass sich ein Kind bei mir besonders bedankt. Über diesen Brief habe ich mich sehr, sehr gefreut. Als Erinnerung habe ich den Brief heute noch und wenn ich das damalige Kind, jetzt ein junger Erwachsener, sehe, freue ich mich immer noch über diesen Brief. "

Dass sich in ihrer Jugend für die kirchliche Jugendarbeit viel um Kolping drehte, schreibt auch Carmen Pfaller, die damals selbst als Gruppenleiterin aktiv war. "Jungs wurden Ministranten und viele weitere Buben und Mädels waren in den Gruppenstunden der Kolpingjugend. Einige absolvierten eine Gruppenleiterschulung und erhielten dann die Möglichkeit, einen Jahrgang als Gruppenleiter einmal pro Woche zu bespaßen. Dazu kamen die größeren Events wie beispielsweise der Kinder- und Jugendfasching im Pfarrheim, der Rosenverkauf an Ostern, das Osterfrühstück um 4.30 Uhr morgens im Pfarrheim oder die gemeinsame Organisation des Altennachmittages. Es gab auch vereinzelt Veranstaltungen, zum Beispiel der Jugendkreuzweg, die von der Kolpingjugend gemeinsam mit den Ministranten in Eigenregie durchgeführt wurden. Bei Familiengottesdiensten übernahm manchmal die Kolpingjugend mit einer Band die musikalische Gestaltung. " Und genau dazu hat Pfaller eine eigene prägende Geschichte, denn mit ihren Geschwistern sollte sie einen Gottesdienst musikalisch gestalten. Die Probe legten die Jugendlichen allerdings genau auf den Samstag, an dem Walter Mixa in Eichstätt zum Bischof geweiht wurde, zum Ärger des damaligen Stadtpfarrers Michael Harrer und seiner Haushälterin Resi, denn "als guter Christ fährt man nach Eichstätt oder verfolgt die Feier im Fernsehen oder zumindest am Radio". Beinahe wäre der Auftritt der Familienband daran gescheitert, wenn nicht der damalige Kaplan und der Kolpingvorsitzende Edi Babiel ein gutes Wort für sie eingelegt hätten. "Sie redeten auf Pfarrer Harrer ein, bis dieser schließlich nachgab. Alles wieder ok. " Pfarrer Harrer behielt Pfaller letztendlich in guter Erinnerung: "Mit ihm trugen wir Jugendliche viele Gefechte aus und seine Geradlinigkeit trieb uns manchmal zur Verzweiflung. Er war aber ein sehr guter Stadtpfarrer. Bei ihm waren die Hochfeste immer exzellent vorbereitet und bis zu 70 Ministranten standen um den Altar. Viele Dinge und seinen konsequenten Weg lernten wir erst schätzen, nachdem Pfarrer Harrer für seinen Ruhestand die Pfarrei in Richtung Hilpoltstein verlassen hat. "

Sebastian Schmidt ist eine Altkleidersammlung, die die Kolpingfamilie in normalen Zeiten jährlich zweimal organisiert, in lustiger Erinnerung geblieben. Daran lässt er spannend erzählt in seiner Geschichte teilhaben: "Je eine Kleidersammlung findet an einem Samstag im Frühling und eine im Herbst statt. So war es auch an diesem Samstag im Frühjahr, das genaue Datum ist mir nicht mehr erinnerlich. Für Altkleidersammlungstermine ungewöhnlich, war es ein überaus schöner Frühlingstag. Die Spendenmoral der Beilngrieser war mal wieder sehr gut, und auch aus den umliegenden Dörfern wurden zahlreiche Säcke angeliefert. Das Verladen der Ware am Volksfestplatz von den Sammelfahrzeugen in die dort abgestellten LKW verlief reibungslos. Es ist nun alter Brauch, dass sich sämtliche an der Sammlung beteiligten Personen danach in der Mauth auf Kosten von Kolping auf ein Schnitzel mit Pommes - und wenn's sein muss auch Salat - treffen. So war es auch in diesem Jahr wieder soweit, pünktlich um 12 Uhr fanden sich alle in der Wirtschaft ein. Die Stimmung war ob des guten Sammelergebnisses gelöst, und auch der Altkleiderpreis stimmte die Organisatoren durchaus positiv. Zum Schnitzel passte angesichts der warmen Temperaturen hervorragend ein kühles Bier, aus dem jedoch schnell zwei oder drei wurden. Die Zeit verging wie im Fluge und ehe man sich's versah, läutete die Kirchenuhr bereits 14 Uhr. Edi winkte die Bedienung heran und ordnete eine letzte Bestellungsrunde an, mit der Begründung, seine Frau hätte ihm aufgetragen, heute noch den Rasen zu mähen. Dies konnten wir nun nicht auf uns sitzen lassen und es kostete uns auch nicht viel Mühe, ihn davon zu überzeugen, dass er nur einen sehr kleinen Garten habe, und dass er später immer noch genug Zeit habe, seiner Frau zu Diensten zu sein. Gegen 16 Uhr kostete uns dies schon etwas mehr Mühe. Gegen 17 Uhr dagegen konnten wir ihn schließlich davon überzeugen, dass es nun wirklich schon zu spät ist, um noch Rasen zu mähen. Um 18 Uhr siegte dann allerdings die Vernunft und wir begaben uns alle, trotz dieser längsten Altkleidersammlung, die wir jemals hatten, fröhlich und beschwingt nach Hause. Wann Edi allerdings dann Rasen gemäht hat, entzieht sich meiner Kenntnis. "

An Treffen, "die auch manchmal etwas länger gedauert haben", erinnert sich auch Michael Merkl, der von 1954 bis 1957 und erneut von 1980 bis 1985 Vorsitzender der Kolpingfamilie war. Seine Erzählung handelt von wöchentlichen Kegelabenden: "In unserer Kolpingfamilie Beilngries wurde auch immer wieder mal gekegelt. Es fanden sogar auf Bezirks- und Diözesanebene Kegelmeisterschaften statt. Zur Geselligkeit wurde in den 1970er-Jahren jeden Montagabend in der Kegelbahn im Wagnerkeller beim ,Eibensteiner Hans', gekegelt. Da am Montag Ruhetag war, waren die Kolpingmitglieder immer alleine in der Anlage. Der Eibensteiner-Wirt war selbst Mitglied der Kolpingfamilie, daher durften wir auf den beiden Bahnen den ganzen Abend für nur zehn Mark kegeln. Natürlich mit Erlaubnis des ,Wagner-Toni'. Als Vorsitzender hatte ich mich jeden Abend um die Getränke gekümmert und am nächsten Tag mit dem Eibensteiner Hans abgerechnet. Es waren immer sehr schöne und lustige Abende, bei denen auch immer unsere Ehepartner dabei waren. Nachdem die Kegelbahn abgerissen wurde, endeten leider auch diese schönen Gesellschaftsabende. "

DK

Regine Adam