Beilngries
Pest-Gelübde wieder eingelöst

Erinnerung an den Volksheiligen Sebastian mit Andacht und Prozession durch die Innenstadt

22.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr
Angeführt vom kirchlichen Dienst bewegte sich die Sebastiansprozession durch Beilngries. Links und rechts der Statue des heiligen Sebastian entzündete Mesner Ivo Dropulja Kerzen. −Foto: Patzelt

Beilngries (pa) Es ist ein Gelübde aus der Pestzeit, das die Gläubigen in Beilngries jedes Jahr aufs Neue dazu bewegt, am Namenstag des heiligen Sebastian durch die Stadt zu ziehen.

Die feierliche Prozession führte der kirchliche Dienst an - Kaplan Christof Schaum trug unter dem Baldachin die im Licht der Wintersonne golden glänzende Monstranz. Hatte man sich im vergangenen Jahr aufgrund der schlechten Wetterlage dazu entschieden, die Prozession in der Kirche abzuhalten, so begleitete heuer Sonnenschein den Zug.

Die Feier zu Ehren des heiligen Sebastian begann mit dem Rosenkranz. Mesner Ivo Dropulja entzündete auf beiden Seiten der mit Blumen geschmückten Statue des großen Volksheiligen Kerzen. Zum Einzug des kirchlichen Dienstes in die Stadtpfarrkirche sangen die Besucher der Andacht das Sebastianslied. Die Liedzeilen "Pfeile schwirren dir entgegen, Lästerrufe, Hass und Wut - doch du leidest Christi wegen, opferst mannhaft Ehr und Blut" wiesen bereits auf den Märtyrertod des Heiligen hin. An der Andacht nahm auch der Ruhestandsgeistliche Josef Bierschneider teil.

Schaum ging zunächst auf die Geschichte des Heiligen ein. Sebastian war Offizier der Leibwache von Kaiser Diokletian. Er hatte sich öffentlich zum Christentum bekannt und notleidenden Christen geholfen, woraufhin ihn der Kaiser zum Tode verurteilte und durch Bogenschützen erschießen ließ. Sebastian war jedoch nicht tot, sondern wurde von einer frommen Witwe, die ihn eigentlich für das Begräbnis vorbereiten wollte, gesund gepflegt. "Sebastian hat daraufhin jedoch nicht geschwiegen, wie man wohl vermutet hätte, sondern ging erneut zu Diokletian und beschuldigte ihn lautstark", wusste Schaum über den großen Kirchenheiligen zu berichten. Daraufhin befahl der erboste Kaiser, Sebastian mit Keulen zu erschlagen. Er wurde um das Jahr 288 in den Katakomben Roms beerdigt.

Schaum erläuterte, dass der Heilige überwiegend während des Schwedenkrieges (1630 bis 1635) um Hilfe gebeten wurde. Um das Jahr 1680 kam es zu einer verheerenden Pestepidemie. Die Beilngrieser legten das Gelübde ab, jedes Jahr eine Prozession durchzuführen, sollte der Schwarze Tod weiter ziehen und die Bewohner verschonen. So wird der heilige Sebastian von den Beilngriesern seit mittlerweile fast 400 Jahren angerufen und verehrt.

"Heiliger Sebastian, hilf uns, allen Angriffen des Feindes standzuhalten. Beschütze unsere Stadt vor jeglichem Unheil und Bedrohungen", betete der Beilngrieser Kaplan unter anderem in den Fürbitten. Anschließend wurde das Allerheiligste auf dem Hochaltar ausgesetzt. "So lange wir leben, suchen wir Halt. Wir schauen nach rechts und links und tasten nach festem Boden. Glaubend strecken wir uns nach Gott. Doch wer glaubt, kennt auch Zweifel", hieß es in der darauf folgenden Andacht.

Nach dem Lied "Nun danket all und bringet Ehr" formierten sich die Gläubigen und der kirchliche Dienst zur Prozession durch die Stadt. Mitglieder der Feuerwehr sicherten den Zug ab. Der Prozessionsweg führte von der Hauptstraße über die Ringstraße durch den Kreisel, vorbei an der Frauenkirche und wieder zurück zur Stadtpfarrkirche. Beim Einzug in das Gotteshaus verehrten die Gläubigen das Sakrament der Liebe Gottes im Lied "Tantum ergo sacraméntum". Bevor die Verehrung des heiligen Sebastian mit dem großen Te Deum ausklang, bedankte sich Schaum bei allen, die dazu beigetragen hatten, das Gelübde aus der Pestzeit wieder zu erfüllen.