Parleithen
Leaderprojekt auf der Kippe

Nach langem Boykott: Landwirte stimmen Gespräch über den Schutz des Grundwassers zu

06.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:06 Uhr

Parleithen/Jachenhausen (uke) Ist das Projekt Sipplquelle gescheitert? Oder gibt es doch noch Hoffnung für den Quellwasserschutz im Jurakarst? Diese Frage wird vermutlich erst in den kommenden Monaten beantwortet werden.

Mit 60 000 Euro Fördergeldern war im März 2016 ein Leader-Projekt gestartet, dessen Zweck es war, das Wasser der Sipplquelle vom schädlichen Nitrat zu befreien. Bis zum Ende dieses Jahres sollte das Wasser wieder ohne teure Aufbereitung trinkbar sein. Mit einer Schüttung bis zu 120 Litern pro Sekunde und einem Einzugsgebiet von rund 35 Quadratkilometern war die Sipplquelle bis zum Jahr 1954 Hauptlieferant von Trinkwasser. Durch die Einträge im Grundwasser, vorwiegend aus der Landwirtschaft, wurden die Nitratwerte so schlecht, dass es viele Jahre ungenutzt abfließen musste.

Angestoßen hatte das Leader-Projekt Franz Stephan, der Vorsitzende des Wasserzweckverbands Jachenhausen, zusammen mit den lokalen Aktionsgruppen von Altmühl-Jura und dem Landkreis Kelheim. Kein geringerer als Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) war zum Projektstart zum Wasserwerk der Jachenhausener Gruppe in Parleithen gekommen, um den Förderbescheid zu überreichen.

Vor allem die Landwirte sollten auf freiwilliger Basis mit ins Boot geholt werden. Doch hier wehte Stephan von Anfang an ein eisiger Wind entgegen. Aus seiner Enttäuschung machte er auch bei der jüngsten Versammlung des Wasserzweckverbands, wo er unter Tagesordnungspunkt neun eine Stellungnahme abgab, keinen Hehl. "Wir sind nicht weitergekommen", gab er unumwunden zu. Wie sehr man die Sipplquelle gebraucht hätte, belegte er mit Zahlen. Demnach wurde aus den sechs Tiefbrunnen der Jachenhausener Gruppe rund 1,87 Millionen Kubikmeter gefördert und 869 000 Kubikmeter verkauft. "Wir sind an der Grenze angelangt", so Stephan mit Blick in die Zukunft. Drei Versammlungen habe es mit den Landwirten gegeben, welche ihre Felder im Einzugsgebiet haben. Bei keinem einzigen sei ein Fortschritt erzielt worden. "Wir haben unsere Zielvorgabe nicht erreicht", schloss er.

Hier hakte die Dietfurter Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) ein. Auch sie bedauerte die ablehnende Haltung der Landwirte, die nicht verstehen wollten, dass das Quellwasser genutzt werden müsse, um auch für die künftigen Generationen sauberes Trinkwasser zu haben. Dass die ausschließliche Nutzung der Tiefbrunnen keine nachhaltige sei, betonte auch der Dietfurter Förster und CSU-Stadtrat Oliver Kuhn. Auch Ilse Werner (CSU) verstand die Welt nicht mehr. "Wenn auf freiwilliger Basis nichts geht, dann wird ein Gesetz kommen", prognostizierte sie.

"Was heute in der Quelle ist, ist in 20 bis 25 Jahren im Grundwasser", so der Vorsitzende des Zweckverbands. Mit einer Grafik untermauerte Stephan, dass die zulässigen Grenzwerte von 50 Milligramm pro Liter regelmäßig überschritten wurden.

Spätestens hier, als sich neben der allgemeinen Verständnislosigkeit Resignation breit machte, schaltetete sich Martin Schmid ein. Der langjährige Kreisobmann des Bauernverbands trug der überraschten Versammlung ein Gesprächsangebot einer Interessensgemeinschaft vor, der die betroffenen Landwirte angehören. "Das geht aber nur, wenn sie ihre Blockadehaltung aufgeben", gab der Vize-Vorsitzende und Ihrlersteiner Bürgermeister Josef Heckl die Marschroute vor. "Wir müssen im Dialog bleiben", stimmte ihm auch der Riedenburger Vize-Bürgermeister Konrad Halbig zu. Das soll dann auch so sein. Stephan betonte, dennoch gesprächsbereit zu sein und nahm das Angebot der Landwirte an.

Allerdings könnte der plötzliche Meinungsumschwung, so wurde gemutmaßt, der Tatsache geschuldet sein, dass die Landwirte ab 2018 ohnehin eine Düngebilanz vorlegen und aus eigener Tasche bezahlen müssen, was im Fall der Sipplquelle der Zweckverband übernommen hätte.