Scones und Semmelknödel

Margot Bunzel aus Schottland lebt seit mehr als 20 Jahren in Dietfurt

28.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:55 Uhr
Von Labrador-Hündin Kira lässt sich Margot Bunzel gerne begleiten, wenn sie am Wildensteiner Hang unterwegs ist. −Foto: Götz

Aus den schottischen Highlands, wo in der Nähe das Ungeheuer von Loch Ness alljährlich sein fabelhaftes Unwesen treibt und die Queen ihr Feriendomizil Schloss Balmoral besitzt, kommt Margot Bunzel. Seit inzwischen mehr als 20 Jahren ist sie in Dietfurt beheimatet.

Durch die Heirat mit Wolfgang Bunzel ist sie dem Vereinigten britischen Königreich untreu geworden. Als jungen Mann trieb es den Koch, der sein Englisch verbessern wollte, von Dietfurt in die Welt hinaus. Er trat eine Arbeitsstelle in einem Restaurant im schottischen Fort William an. In der attraktiven Touristenstadt jobbte auch die gelernte Bankerin Margot Maclean an der Kasse des Restaurants. Im Schottenrock versah die junge Frau ihren Dienst und fand den sympathischen Deutschen "ganz nett, hilfsbereit und gut aussehend".

Die bayerischen Highlights von Oktoberfest bis Neuschwanstein waren der Schottin bekannt, doch informierte sie sich bei einer Urlaubsreise intensiv über die Heimat ihres künftigen Partners. Die oberbayerischen Sehenswürdigkeiten wurden absolviert und in den Jura-Steinbrüchen die Fossilien bestaunt. Dabei fand die Britin, dass eigentlich vieles "ähnlich wie in Schottland" ist, wo der Ben Nevis, der höchste Berg der britischen Inseln, mit über 1300 Metern Höhe Eindruck macht.

Schweren Herzens ließen die Eltern ihre Tochter ziehen, die 1996 heiratete und in Dietfurt ansässig wurde. Der erste Winter in der Oberpfalz mit Temperaturen bis unter minus 20 Grad war sehr ungewohnt und frostig für die junge Frau, die an der See groß wurde und der auch heute noch "das Wasser fehlt". Von den kontinentalen Jahreszeiten gefällt ihr der Herbst am besten. Dann erinnert sie sich an die Fahrten zur Schule mit dem Zug, die über den Glenfinnan-Viadukt führten, wo auch der Hogwarts-Express in den Harry-Potter-Filmen verkehrte.

In der Schule hatte sie Französisch als Fremdsprache gelernt. Einen intensiven Deutsch-Crashkurs bescherte ihr die Arbeit im Dietfurter Kanal-Pavillon, wo es auch die dietfurterische Mundart als dritte Fremdsprache zu lernen galt. Gern denkt sie an die Stammgäste, die zum Sonntagskaffee kamen und mit denen sie ihre Sprachkenntnisse entwickelte.

Zu Hause überwiegt immer noch das Englische. Die beiden Kinder Patrick, 21, und Carys, 15, sind zweisprachig aufgewachsen. Auch schottische Gerichte bereichern den Speiseplan der Familie Bunzel, die gern Steak Pie und Scones essen. Als besonderen Leckerbissen gibt es Trifle als kalorienreiches Dessert zum Weihnachtsmenü, das abwechselnd bayrisch und schottisch zubereitet wird. "Traditional Christmas" wird gefeiert mit Pute und Ofenkartoffeln. Die Bescherung für die Kinder war immer schon am Heiligen Abend, während der 25. Dezember in Großbritannien der Geschenketag ist.

Das Heimweh hat die Wahl-Dietfurterin anfangs geplagt, besonders zu Silvester, wenn sie die Bräuche der Heimat vermisste, wo sich die Nachbarn am letzten Abend des Jahres besuchten, Getränke und Kohlen mitbrachten als Symbol für den Neujahrswunsch, dass das Haus immer gut gewärmt sein soll. Auf regelmäßige Spieleabende mit einigen deutschen Freundinnen reihum freut sie sich. Der Whisky, der als berühmte Spirituose schottischer Herkunft gilt, fehlt ihr gar nicht. In der deutschen Küche ist sie unter Anleitung ihres Mannes gut heimisch geworden, macht "tolle Semmelknödel" und einen prima Schweinebraten, wie versichert wird. Nicht anfreunden kann sie sich allerdings mit Spätzle, Essiggurken, Sauerkraut, Weißwurst und Wiener Würstchen.

Ins Schwärmen gerät sie beim riesigen Angebot der bayerischen Bäckereien. Vollkommen davon überzeugt sind auch ihre Verwandten, wenn sie samt Anhang zu Besuch kommen und mit Brezen empfangen werden. Aus Schottland mitbringen müssen sie HP-Sauce, die es in Bayern nicht gibt. Regen Kontakt über Telefon, Facebook, und WhatsApp hält sie mit den zwei Brüdern, der Schwester und dem 89-jährigen Vater, der sich als Mitbringsel Mozartkugeln wünscht, wenn die Bunzels kommen.

"Der Brexit nervt mich", stellt sie mit Bedauern über die Entscheidung der Wähler dafür fest. Gerade die unzureichende Information der Bürger macht sie für den Ausgang des Referendums verantwortlich. Die deutsche Staatsbürgerschaft wird sie demnächst erhalten, nachdem der Test gelaufen ist. Ihren britischen Pass will sie behalten.

Eine beliebte Hunderasse in Großbritannien ist der Labrador Retriever. So erweitert nun Kira, die einjährige Hündin, die Hausgemeinschaft auf dem Wildensteiner Hang. Mehrmals täglich streift Margot Bunzel mit der temperamentvollen Hundedame auf den Feldwegen durch das Gelände gleich rund um das Haus und versucht, dem Wildfang Manieren beizubringen.

Rosmarie Götz