Dietfurt
Nach zehn Jahren fertiggestellt

Stadtrat segnet Flächennutzungsplan ab - Hebersdorfer unzufrieden mit Erweiterung des Gewerbegebiets in Oberbürg

19.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Zu nah am Dorf ist nach Meinung vieler Hebersdorfer der Betrieb Koller. −Foto: Fotos: Kirschner

Dietfurt (uke) Er ist von langer Hand vorbereitet worden und soll in den nächsten 15 bis 20 Jahren die städtebauliche Entwicklung der Großgemeinde Dietfurt steuern. Am Montagabend hat der Dietfurter Stadtrat in einer Mammutsitzung den neuen Flächennutzungs- und Landschaftsplan einstimmig abgesegnet.

Weil zuvor sämtliche Ergebnisse der öffentlichen Auslegung vorgetragen werden mussten und über diese dann einzeln beschlossen wurde, war der Sitzungsbeginn vorsorglich um eine Stunde nach vorne gelegt worden.

Guido Bauernschmitt vom Büro Team 4 aus Nürnberg, der den Prozess von Anfang an, also seit fast zehn Jahren, begleitet hatte, war zu dieser für ihn finalen Sitzung gekommen und trug die Ergebnisse der öffentlichen Beteiligung vor. Das Gute vorweg: "Es gab keine großen Einwendungen", so Bauernschmitt, "sämtliche Bauflächen, die neu erarbeitet wurden, bleiben drin", betonte der Planer. Die meisten Behörden hätten sich auf allgemeine Hinweise beschränkt oder kleine Änderungen angeregt. So sei zum Beispiel auf Anraten des Landratsamts das Kartenwerk um eine ergänzt worden, auf der die Dolinen eingezeichnet sind. Die für die Baufirma Herrmann in Vogelthal vorgesehene gewerbliche Erweiterungsfläche war der Behörde zu groß erschienen. Der geforderten Eingrünung sei man planerisch nachgekommen, aber verkleinert habe man die Fläche nicht, so Bauernschmitt. Kritisch sah das Landratsamt zum Beispiel auch den neuen Standort für den Mühlbacher Kinderspielplatz auf einer Feuchtwiese am Mühlbach.

Viele Einwände der Bürger, so Bauernschmitt, seien zu Hebersdorf und Oberbürg gekommen, wo die Firma Koller direkt an das Ortsgebiet der genannten Dörfer angrenzt. Der Hebersdorfer Ortssprecher Wendelin Sippl, der schon früher Widerspruch gegen die neue Industrie- und Gewerbefläche eingelegt hatte, betonte, dass niemand in Hebersdorf, Oberbürg und Stetterhof etwas gegen den Formenbau der Brüder Koller habe. Ganz im Gegenteil: Grundsätzlich begrüße man das Unternehmen, das Arbeitsplätze bringe und Gewerbesteuereinnahmen für die Kommune. Allerdings sei für die genannten Dörfer die Grenze des Zumutbaren erreicht, was den Schwerlastverkehr in den genannten Ortschaften betrifft. Hebersdorf und Oberbürg seien reine Wohndörfer und keine Mischgebiete. Die Ortsstraßen mit nur 4,5 Meter Breite seien viel zu schmal. Ein Gehweg fehle und der Betrieb liege ganz einfach zu nahe am Dorf. Die neuen Gewerbeflächen, die im Flächennutzungsplan eingezeichnet sind, könnten mehr Schwerlastverkehr und Lärmbelastung nach sich ziehen, schilderte Sippl die Befürchtungen der Hebersdorfer und Oberbürger.

Der Stadtrat hatte bereits in einer vorangegangenen Sitzung per Beschluss klargestellt, dass eine Erweiterung des Gewerbegebiets zur Bestandssicherung des Betriebs Koller und zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen wichtig sei. Um die dort lebenden Menschen zu entlasten, war man sich einig, dass die Zufahrt zum Gewerbegebiet ohne Ortsdurchfahrten möglich sein müsse. Das war auch am Montag im Gespräch, zur Lösung des Dilemmas schlug Bauernschmitt vor, eine Zufahrt über bestehende Feldwege vom Westen aus, also aus Richtung Kevenhüll, zu schaffen sowie zusätzliche Ausweichstellen innerorts. Da sei man natürlich auf die Mithilfe der Nachbarstadt Beilngries angewiesen. "Wir wollen den Betrieb natürlich halten", fasste Harald Uhl schließlich die Meinung des Stadtrats zusammen. Aber es müsse darauf geachtet werden, dass sich keine anderen Betriebe dort ansiedeln.

Das habe die Stadt in der Hand, so Bauernschmitt, diese Entwicklung könne die Kommune steuern. Die Probleme der Menschen sollen nicht ungehört bleiben, eine Ortsversammlung sei noch in diesem Sommer geplant, informierte Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD).

Hinweise auf das Vorkommen der Feldlerche, die Warnung vor einem 1000-jährigen Hochwasser, der Rat, den Anteil der Laubbaumarten in den Dietfurter Wäldern zu erhöhen und Kritik am Zonierungskonzept zur Windkraft im Naturpark Altmühltal: Nach knapp zwei Stunden waren alle Stellungnahmen abgearbeitet und diskutiert und schließlich wurde abgestimmt. Mit dem Dank für eine hervorragende und effektive Zusammenarbeit mit dem Stadtrat und der Verwaltung verabschiedete sich Guido Bauernschmitt aus dem Gremium. Er hinterließ der Kommune einen Flächennutzungs- und Landschaftsplan, der "mit relativ wenig Änderungen" verabschiedet werden konnte. Darin eingearbeitet sind auch die neuen Baugebiete "Bahnhofstraße" und "Krampelmühlweg", mit denen sich der Stadtrat gleich im Anschluss befasste (weiterer Bericht folgt).

Der fertige Plan wird nun dem Landratsamt Neumarkt zur Genehmigung vorgelegt. Dann soll er amtlich bekannt gemacht werden.