Beilngries
"Ich liebe die Volksmusik"

Benjamin Zitzelsberger leitet den Beilngrieser Musikantenstammtisch - Begeisterter Sammler

26.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:34 Uhr
  −Foto: Fotos: Adam/Zitzelslberger

Beilngries (DK) Seit knapp einem Jahr organisiert Benjamin Zitzelsberger den Beilngrieser Musikantenstammtisch. Wer ihn inmitten der Musikanten und Gäste erlebt, erkennt schnell: Die Aufgabe ist dem 27-Jährigen wie auf den Leib geschneidert. Neben der Volksmusik hat Zitzelsberger aber auch noch einige weitere Hobbys.

"Griaß eich miteinand. Den Platz dort hab ich reserviert, des passt, oder?" Benjamin Zitzelsberger hat alles im Griff. Jeden Musiker kennt und begrüßt er persönlich, einen Großteil der Gäste auch. Der historische Gewölbekeller im Brauereigasthof Schattenhofer, wo der Beilngrieser Musikantenstammtisch seit März dieses Jahres jeden ersten Mittwoch im Monat stattfindet, füllt sich schnell. Langjährige Gäste sind ebenso willkommen wie neue oder Urlauber. Ehe auch nur die Musikinstrumente ausgepackt sind, ist die Stimmung bereits bestens, wird quer über die Tische gewitzelt und erzählt. Und als die ersten Musikanten aufspielen, gibt es kein Halten mehr, einige Tanzbegeisterte stürmen sofort nach vorne, andere singen oder summen zumindest mit. "Passt", scheint der Gesichtsausdruck von Benjamin Zitzelsberger auszudrücken, als er sich zufrieden im Saal umsieht.

Erst Anfang August 2017 hat der Hohenfelser die Organisation des Musikantentreffs übernommen, den es bereits seit 1989 gibt, gegründet von den "vier Diatonischen" Georg Nuber, Josef Pfisterer, Bernhard Wagner und Konrad Petschl. Anfangs fand der Treff im Gasthof Millipp statt, dann im Deutschen Hof und ab 2005 im Landgasthof Euringer in Paulushofen. Viele Jahre agierte Gumbert Mitzam sehr erfolgreich als Leiter, nach ihm Elisabeth Späth, die bis zu deren gesundheitlichem Ausscheiden von Charlotte Oberhofer unterstützt wurde. Mit Zitzelsberger scheint nun ein begeisterter Nachfolger gefunden zu sein.

"Mir gefällt das einfach saugut. Ich mach das sicher weiter, solange ich gesund genug bin, dass ich es machen kann", versichert er. Ganz selbstverständlich ist für ihn das mit der Gesundheit trotz seines jungen Alters nicht, denn der gelernte Bäcker und Konditor, der auch bereits als Fassadenbauer in der Firma des Vaters mitgearbeitet hat, ist seit einem schweren Autounfall 2014 erwerbsunfähig. Umso leidenschaftlicher stürzt er sich in Aufgaben, die ihm liegen. "Die Organisation ist kein Problem. Ich rufe halt ein paar Musikanten an und frage, ob sie Zeit haben. Bei einem gewissen Stamm brauche ich das schon gar nicht mehr, die kommen ganz selbstverständlich, auf die kann ich mich immer verlassen", sagt er. Selber musiziert Zitzelsberger ebenfalls, mit der Steierischen, auf der er schon mit zwölf Jahren spielen lernte, oder mit seinem Kontrabass, den er seit rund fünf Jahren beherrscht. "Musik ist was Wunderbares", schwärmt er und verrät: "Mein größter Traum wäre eine eigene Wirtschaft, in der sich Musikanten und Gäste treffen, in der musiziert und gelacht, getanzt und natürlich auch gegessen und getrunken wird. Eine eigene Wirtschaft, in der Musikanten immer willkommen sind."

Ob Zitzelsberger allerdings Zeit hätte, eine solche Gaststätte selber zu führen, ist fraglich, denn nach weiteren Hobbys gefragt folgt eine unglaublich lange Liste als Antwort. "Ich sammle Oldtimer, habe fünf Bulldog, der älteste ist ein Lizenznachbau eines Lanz, Baujahr 1931, mit 35 PS. Und dann habe ich noch einen VW Käfer Cabrio, Baujahr 1968." Regelmäßig ist Zitzelsberger mit seinem Freund zu Oldtimertreffen unterwegs. "Heuer sind es 36 Veranstaltungen, zu denen ich fahre. Am weitesten entfernt ist das Treffen vom 23. bis 25. August am Großglockner, das wird klasse", schwärmt er.

Ist er doch einmal zu Hause in Hohenfels, beschäftigt er sich mit der Taubenzucht. "Ich züchte Thüringer Farbentauben. Einschließlich Nachzucht habe ich derzeit rund 150 Tauben, die natürlich entsprechend Pflege brauchen." Und damit nicht genug. Auch als Hobbyimker betätigt sich Zitzelsberger. "Derzeit kümmere ich mich um zehn Bienenvölker", sagt er.

Den Grundstock für zwei weitere Hobbyleidenschaften hat seine Großmutter bei ihm gelegt: "Ich sammle Sterbebilder und ich sammle Rosenkränze." Den allerersten Rosenkranz hat Zitzelsberger von seiner Oma geerbt, als sie im Februar 2011 starb. "Es ist ein Rosenkranz aus dem Jahr 1853, der mich sehr fasziniert. Seitdem sammle ich Rosenkränze, es sind mittlerweile rund 480 Stück, die in einem eigenen Zimmer bei mir in der Wohnung hängen", sagt er. Auf Flohmärkten oder in Internetbörsen sucht er nach weiteren Stücken. "Und jeder weiß mittlerweile: Wenn man mir eine große Freude machen will, schenkt man mir einen Rosenkranz."

Eine weitere Ecke seines Sammler-Herzens gehört Sterbebildern. Rund 4000 dieser Erinnerungen besaß schon die Großmutter, "überwiegend Kriegssterbebilder". Mittlerweile hat Zitzelsberger die Sammlung auf über 10000 Stück erweitert, sauber sortiert und beschriftet in Alben. "Ein bisschen interessieren mich auch alte Postkarten", erzählt er, dann wendet er sich aber lieber wieder der Musik zu. "Volksmusik liebe ich seit dem Kindesalter, obwohl weder meine Eltern, noch meine Geschwister ein Instrument spielen. Nur ich wollte das unbedingt." Es freut ihn sehr, sagt er, dass ein Neffe jetzt Interesse zeigt und mitmusiziert, vielleicht auch irgendwann am Musikantenstammtisch.

Auf der Tanzfläche wird gerade eine Pause eingelegt. Zeit für deutliches Lob: "Wir sind sehr froh, dass die Treffen weitergeführt werden, der Benni macht das richtig gut", sagt Hildegard Poschenrieder aus Haunstetten. Sie ist schon jahrzehntelang treuer Gast beim Musikantenstammtisch, "weil das Tanzen Leib und Seele zusammenhält", sagt sie. Es gebe immer nette Gesellschaft, man könne singen und einen wirklich netten Abend verbringen. Genauso gern kommt Therese Braun aus Wildenstein: "Es gibt immer so viel zu Lachen hier. Daheim wäre ich allein, da ist es hier doch viel schöner." Zitzelsberger schmunzelt dazu und freut sich. Dann greift er nach seinem Kontrabass, nickt seinen Mit-Musikanten zu. Weiter geht's. Fast ist sein Traum ja wahr: eine Wirtschaft, in der Gäste und Musikanten zusammenkommen, eine Wirtschaft, in der musiziert und gelacht wird. Auch wenn es nicht die eigene Wirtschaft ist. Noch nicht, vielleicht.

Regine Adam