Hirschberg
Mehr als nur Informationsaufnahme

"Werkstatt Büchereiarbeit" auf Schloss Hirschberg stößt auf großes Interesse

16.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:23 Uhr

Hirschberg (DK) Auf starkes Interesse ist wieder die Fortbildung "Werkstatt Büchereiarbeit" gestoßen, die von der Diözesanstelle für Büchereiarbeit auf Schloss Hirschberg veranstaltet worden ist. Diözesanbibliothekar Wolfgang Reißner konnte gut 30 Büchereimitarbeiter aus dem ganzen Bistum begrüßen.

Beim ersten Thema "Mach was?! In Deiner Bibliothek! Veranstaltungen mit Kindern entwerfen, planen und gestalten" konnte Referentin Maria Hauk-Rakos, Büchereileiterin der Stadtbücherei Dietfurt und Religionslehrerin, von ihren langjährigen Erfahrungen mit vielen Veranstaltungen sprechen. "Büchereiarbeit hat sehr viel mit Leseförderung und Literaturvermittlung zu tun", führte sie in die Thematik ein. Lesen sei mehr als die Aufnahme von Information. Die Lesefähigkeit sei Voraussetzung für Denk- und Sprachfähigkeit und damit auch Voraussetzung für ein gelingendes Leben. So sollen Veranstaltungen für Kinder oder Familien die (Vor- )Leselust wecken und langfristig die Persönlichkeit stärken. Ferner regt sie die Phantasie an und weitet den kulturellen Horizont.

Wie wird eine Veranstaltung geplant? Hauk-Rakos schwört auf die Fünf-Finger-Regel, die fünf Planungsschritte umschreibt. Zuerst müssen Ziele gefunden werden. "Weniger ist oft mehr" - das gilt auch für Veranstaltungen. Für Institutionen wie Kindertagesstätten, Schule oder Pfarrgemeinderäte empfiehlt Hauk-Rakos Spezial-Büchereiführungen, die auf die jeweiligen Bedürfnisse der Gruppe zugeschnitten sind. Ebenfalls beliebt sind Ausstellungen, Vernissagen, der "Bibliotheksführerschein" für Vorschulkinder, Thementage oder Autorenlesungen für Schulen. Allein die Titel der Kinderprogramme machen schon neugierig: Beim "Ohrenspitzerclub" für Kinder geht es um die Schulung des Zuhörens, wenn bestimmte Geräusche erraten werden sollen. Musikalische und literarische Klassiker werden im "4 Coole Kids Club" (ab fünf Jahre) entdeckt.

Bei den "Büchereibambinis" (bis zwei Jahre) werden Laternen gebastelt. Für echte Spannung sorgen Grusel-, Sagen- oder Märchenwanderungen.

Diplombibliothekar Michael Sanetra, Leiter der Landesfachstelle in München, berichtete am nächsten Tag über die Möglichkeiten, eine Bücherei "aufzumöbeln". Bevor es um konkrete Anschauungsobjekte ging, umriss Sanetra zunächst die gegenwärtige Situation katholisch öffentlicher Büchereien: "Vor 50 Jahren", so resümierte er, "lagen große und kleine Büchereien noch relativ nah zusammen, was das inhaltliche Angebot anging. In den letzten Jahren sind die Anforderungen an Büchereien gewaltig gestiegen. Daher wird es für kleinere Büchereien mit einem ausschließlichen Angebot an Büchern immer schwieriger."

Sanetra führt mehrere Gründe für die bundesweit 2017 gering gesunkenen Entleihungen an, etwa bei den CDs, da Videos und Musikstücke heute überwiegend gestreamt werden können. Der demographische Wandel schlägt ebenfalls voll zu Buche. Ganztagsschulen und ein vielfältiges Freizeitangebot der Kinder haben zur Folge, dass die traditionell üblichen Öffnungszeiten nachmittags nicht mehr den Zulauf finden wie früher. Und schließlich haben sich die Mediennutzungsgewohnheiten grundlegend geändert, was sich unter anderem an den deutlich gesunkenen Sachbuchausleihen zeigt.

In einigen Zentralbibliotheken deutscher Großstädte zeichnet sich laut Sanetra daher auch ein Trend ab, keine Entleihungen mehr zu zählen, sondern nur die Benutzer sprich Leser, die sich in das WLAN-Netz der Bibliothek einwählen, Zeitschriften lesen, Kaffee trinken, sich in Datenbanken einloggen und alle weiteren umfangreichen Dienstleistungen nutzen.

Ein Musterbeispiel für eine wiederbelebte Bücherei ist Hofstetten, 15 Kilometer östlich von Eichstätt gelegen: aus einem heruntergekommenen Gebäude mit einem Pfarrhof aus dem Jahr 1616 entstand eine attraktive Bücherei mit Gruppenräumen, und gleich daneben ein Dorfladen, der gut angenommen wird. Ziel dieses Vorhabens war unter anderem wieder Leben ins Dorf und ins Ortszentrum zu bringen.

Als größte Schwachstelle der Büchereien zeigte sich am Ende der Veranstaltung die mangelnde Raumqualität an sich, aber auch die fehlende telefonische Erreichbarkeit sowie der fehlende Internetanschluss.