Beilngries
"Lebensmittel laufen über Genuss"

Hubert Bittlmayer vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium Hauptredner bei Agrarhandelstag

14.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:12 Uhr
Hubert Bittlmayer sprach bei der Versammlung in Beilngries. −Foto: Nusko

Beilngries (nur) Der diesjährige Agrarhandelstag des Bayerischen Vieh- und Fleischhandelsverbandes hat am Samstag in Beilngries stattgefunden. Dabei kamen auch zahlreiche aktuelle Entwicklungen sowie künftige Vorgehensweisen bei der Tierhaltung zur Sprache.

Nach der internen Versammlung der Verbandsmitglieder gab es einen öffentlichen Teil. Dabei stand ein Referat von Hubert Bittlmayer, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, im Mittelpunkt. In Vertretung der kurzfristig verhinderten Staatsministerin Michaela Kaniber sprach er zum Thema: "Die Landwirtschaftspolitik der Bayerischen Staatsregierung: Ein Ausblick auf die Tierhaltung der Zukunft".

Der Referent verdeutlichte zunächst, dass es in der Gesellschaft einerseits "deutlich weniger Wissen über agrarische Zusammenhänge" als früher, aber trotzdem viel öfter "eine Meinung" gebe. Man berufe sich bevorzugt auf vermeintliche Zeugen unterschiedlichster Art und lasse sich von deren Auffassungen beeinflussen. Für die Landwirtschaft gehe es nun darum, die Meinungsführerschaft zurückzugewinnen. Vor dem Hintergrund, dass sowohl in der Gesellschaft als auch in Medien immer mehr emotionalisiert werde, müssten auch die bayerischen Bauern die Bevölkerung verstärkt "über das Herz" ansprechen, sagte Bittlmayer. Dabei gelte für die Betriebe im Agrarbereich, zusammenzuhalten und das Feld des Handelns nicht anderen zu überlassen. Vielmehr sollte sich die Landwirtschaft selbstbewusst präsentieren. Schließlich versorge sie dieses Land in einer Qualität und auch einer Preiswürdigkeit, die es noch nie gegeben habe. Zudem sei der Ernährungsbereich der viertgrößte Arbeitgeber in Bayern.

Bittlmayer forderte außerdem, die Landwirtschaft solle mutiger auftreten und betonte, sie sei der reformfähigste Sektor überhaupt. Außerdem, so der Experte, sei ein offener und ehrlicher Umgang mit der Gesellschaft erforderlich, falls etwas nicht in Ordnung sei.

Als eine der großen Herausforderungen für die bayerische Agrarpolitik bezeichnete der Redner, sich des Wandels in der Gesellschaft bewusst zu sein. Diese sei viel heterogener geworden. Außerdem müsse man sich vor Augen führen, dass die Märkte sich vielfältiger und differenzierter entwickeln würden. Daraus ergebe sich aber auch eine Chance für die Tierhaltung in Bayern, weil sie noch vielfältiger als andernorts praktiziert werde und deshalb besondere Angebote an die Verbraucher machen könne. Dies sei besonders wichtig, denn: "Lebensmittel laufen über Genuss." Nicht zuletzt, so Bittlmayer, sei zu beachten, dass die Digitalisierung auch in der Landwirtschaft "in die Produktion hinein" wirke. Als wichtige Themen, die derzeit die Landwirtschaft in Bayern betreffen, nannte Bittlmayer zunächst die Anbindehaltung bei der Rinderhaltung. Diesbezüglich gehe der Trend eindeutig zu einem Wechsel in Richtung Laufstall. Mit einem speziellen bayerischen Förderprogramm solle diese Umstellung unterstützt werden. Letztlich gehe es um eine "möglichst praktikable, aber auch marktgerechte Lösung". Bezüglich der aktuellen Diskussion um die Kastration von Ferkeln sei das bayerische Landwirtschaftsministerium bemüht, möglichst schnell den sogenannten vierten Weg, also eine schmerzfreie Kastration durch die Landwirte, zu ebnen. Zum Thema Tiertransporte erläuterte Bittlmayer, man brauche Lösungen sowie den Aufbau eines Systems, das auch Überprüfungen zulasse. Wenn die Zustände in einem Land nicht den gültigen Normen entsprechen würden, sei zu überlegen, ob man Tiere überhaupt dorthin bringe.

Zur ebenfalls aktuellen Diskussion über das Tierwohllabel sagte der Redner, man dürfe dieses Thema nicht Leuten überlassen, die entsprechende Zusammenhänge nicht verstehen würden. Außerdem versicherte der Referent, man sei in Bayern gut vorbereitet, falls sich die Afrikanische Schweinepest sich bis in den Freistaat ausbreiten sollte.

Abschließend stellte Bittlmayer fest, die Landwirtschaft in Bayern habe die große Chance, anhand von Premiumprodukten den Genussaspekt noch stärker in den Vordergrund zu rücken. Allerdings hänge dies nicht zuletzt davon ab, wie sehr die Verbraucher bereit seien, dafür angemessen zu zahlen.