Beilngries
"Kein Typ, der sich nur auf die Couch setzt"

Vorstellung der Bürgermeisterkandidaten: Helmut Schloderer tritt für Bürgerliste/Freie Wähler an

06.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:25 Uhr
Als einen Lieblingsplatz hat sich Helmut Schloderer für das Gespräch mit unserer Zeitung den Arzberg ausgesucht. Von dort oben könne man so schön mit den Augen durch die Stadt "wandern", sagt der 54-Jährige. −Foto: F. Rieger

Beilngries - "Man kann von hier aus so schön mit den Augen durch Beilngries wandern." Mit diesem Satz beschreibt Helmut Schloderer, was ihn immer wieder auf den Arzberg führt. Er hat dort seine Lieblingsbank, von der aus er ins Tal blickt. Auf die Stadt, an deren Spitze er künftig als Bürgermeister die Geschicke leiten möchte.

 

"Beilngries war meine Heimat, ist meine Heimat und wird es immer sein", sagt der 54-Jährige. Was aber nicht heiße, dass es ihn nicht auch regelmäßig hinausgezogen habe in die große, weite Welt, wie Schloderer im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Leidenschaftlich gerne trete er größere Reisen an - nicht mit All-Inclusive in eine Touristenhochburg am Strand, sondern mit dem Rucksack. Mal nach Asien, mal nach Südamerika. Viel erlebt habe er dabei schon und spannende Leute kennengelernt. Aber der Weg habe selbstverständlich stets zurückgeführt nach Beilngries.

Daheim ist Schloderer in der Sandsiedlung. Zu seiner "kompakten" Familie, wie er selbst sagt, gehören seine Partnerin und seine Mutter, die wenige hundert Meter entfernt wohnt. Beilngries sei von Kindesbeinen an der Lebensmittelpunkt gewesen. Auch dann, als er in Eichstätt sein Abitur machte, in München seinen Wehrdienst ableistete, in Regensburg Betriebswirtschaft studierte und schließlich in München ins Berufsleben einstieg. Zwischenzeitlich hatte er zwar seine Wohnung in der Landeshauptstadt. Der Bezug nach daheim sei aber nicht verloren gegangen. Im Gegenteil: Schloderer wurde wieder in Beilngries sesshaft und pendelt seitdem von hier aus zur Arbeit - zunächst nach München und seit inzwischen mehr als 15 Jahren nach Regensburg, wo er als Projektmanager bei einem großen Unternehmen in der Energiebranche arbeitet.

Den Einstieg in die Politik fand Schloderer vor zwölf Jahren. Claudia Bach, damals noch an der Spitze der Beilngrieser SPD, sei wohl aufgefallen, dass er regelmäßig als Zuhörer die Stadtratssitzungen verfolgt habe, berichtet Schloderer. Eines Tages stand sie vor seiner Tür und fragte, ob er sich vorstellen könne, für die Sozialdemokraten auf der Stadtratsliste zu kandidieren. Die Mitarbeit in einem kompetenten und jungen Team habe ihn gereizt. "Und ich bin nicht der Typ, der sich daheim auf die Couch setzt und nichts macht. Meine Überzeugung ist: Wenn man hier lebt, sollte man sich im Rahmen seiner Möglichkeiten auch einbringen" - ob nun in Vereinen und Organisationen, wie er das bei der Nachbarschaftshilfe, der Altmühl-Jura-Energiegenossenschaft oder dem Verschönerungsverein tue. Oder eben in der Politik. Daher habe er 2008 für den Stadtrat kandidiert - erfolgreich. Vor der Wahl 2014 schloss sich Schloderer dann der Fraktion Bürgerliste-Parteiloser Block/Freie Wähler an, für die er bis heute im Gremium sitzt. SPD, Freie Wähler - ein Widerspruch? Auf Ebene der Kommunalpolitik sei die Parteizugehörigkeit nicht entscheidend, so Schloderers Überzeugung. Beim Bau eines Kindergartens oder einer Straßensanierung dürfe das Parteibuch keine Rolle spielen. Und doch ist der Beilngrieser Stadtrat seit Jahren dafür bekannt, dass es auch mal ordentlich kracht. Diese Gräben könne man nicht leugnen, so Schloderer. Obwohl man in der zurückliegenden Wahlperiode in den allermeisten Fällen einstimmige Entscheidungen zu wichtigen Grundsatzthemen gefällt habe, sei das Klima im Gremium nicht das beste. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, wolle er gerne versuchen, dies zu ändern, kündigt Schloderer an. Es müsse möglich sein, dass man als Gremium nach einer Stadtratssitzung auch mal geschlossen auf ein Bier geht.

Dass es in den kommenden Jahren genügend heiße Themen in der Beilngrieser Kommunalpolitik geben wird, steht fest. Schloderer verwendet bei den Wahlversammlungen seiner Gruppierung das Bild des "gepackten Rucksacks", der in der Amtsstube bereits auf den neuen Bürgermeister warte. Kindergartenneubau, Grundschulerweiterung, Altstadt- und Gemeindeentwicklungskonzept, Freibadsanierung und vieles mehr - die Liste der bevorstehenden Aufgaben ist lang. Abschrecken könne ihn das aber nicht, so der 54-Jährige. Auch die Tatsache, dass man als Gemeindeoberhaupt mit Kritik leben können muss, sei ihm bewusst. Blauäugig gehe er die Kandidatur definitiv nicht an, "ich habe einen Heidenrespekt vor dieser Aufgabe und vor all denjenigen, die sie schon ausgeübt haben". Und doch stehe er mit voller Überzeugung hinter dem Ziel, Bürgermeister werden zu wollen. Warum? Weil Beilngries "unheimlich viel Potenzial" habe und er in maßgeblicher Funktion daran mitwirken wolle, dieses auszuschöpfen. Es gebe eben Situationen im Leben, in denen man bereit sein müsse, Verantwortung zu übernehmen. Und für ihn sei jetzt so ein Moment gekommen.

Seine Ziele, die er bei den Wahlversammlungen derzeit ausführlich erläutert, fasst Schloderer unter den fünf Oberpunkten "Bürgernähe und Transparenz", "Lebensqualität und Wohnen", "Familie und Soziales", "Umwelt und Natur" sowie "Wirtschaft und Arbeit" zusammen. Ausdrücklich verweist er auf das Team der Stadtratskandidaten in seiner Gruppierung, das von viel Idealismus getragen werde und mit dem er gerne im Wahlkampf zusammenarbeite. Noch lieber würde er diese Zusammenarbeit über den 1. Mai hinaus fortführen, dann aber als Bürgermeister mit einer "Gestaltungsmehrheit" im Gremium - sprich einer Zusammensetzung des Stadtrats, in der er als Gemeindeoberhaupt nicht gegen eine absolute Mehrheit der CSU anarbeiten müsste.

All das ist aber noch Zukunftsmusik. Jetzt stehen erst einmal mehrere Wochen in der heißen Phase des Wahlkampfes an. Ob da allzu viel Zeit für den Arzberg bleibt, erscheint fraglich. Ausgeschlossen ist es aber sicherlich nicht, dass Spaziergänger auf dem Beilngrieser Hausberg auch künftig des Öfteren mal auf Helmut Schloderer treffen, wenn der gerade mit den Augen durch Beilngries "wandert".

DK

Fabian Rieger