Berching
Kleine Puppen, große Wirkung

In Berching geht das erste Figurentheater-Festival über die Bühne

03.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:36 Uhr
  −Foto: Palm

Berching (pmd) Mit kleinen Figuren große Geschichten erzählen: Darum ist es beim ersten Figurentheater-Festival in Berching gegangen.

Organisiert wurde die Veranstaltung vom Verband der bayerischen Amateurtheater.

Die Spielorte in der Turnhalle und der Aula der Mittelschule Berching waren gut abgedunkelt. Bei kühlen Temperaturen wurde das Festival ein Erlebnis für alle Altersklassen. Los ging es mit dem Kinderstück, "Die kleine Raupe" am Nachmittag. In der Turnhalle wurde ab 19.15 Uhr das Marionetten-Theater "Volpone" gespielt. Stimmgewaltig und mit tollen Figuren präsentierte die Gruppe Kleines Spiel München ihre Marionetten.

Die Eröffnung fand in der Aula statt. Organisator Bernd Bischoff freute sich, dass so viele gekommen waren, um beim ersten Festival dieser Art dabei zu sein. Er bedankte sich bei allen, die ihn unterstützt hatten, vor allem bei der Stadt, welche die Räume zur Verfügung stellte. Ebenso zollte er dem Hausmeister der Grund- und Mittelschule, Peter Fleischmann, ein großes Lob für die Unterstützung und Mitarbeit.

Für seine monatelange Vorarbeit wurde Bischoff bei der Eröffnung die Silberne Ehrennadel des Verbands Bayerischer Amateurtheater überreicht. Der Bezirksvorsitzende der Oberpfalz und stellvertretende Landesspielleiter Guido Rind hatte das Festival vorbereitet und unterstützt. Der Verbandsvorsitzender Horst Rankl war ebenso gekommen wie Verbandspräsident Simon Isser, Stephan Schnell, Bildungsreferent für den Bund der deutschen Amateurtheater, und Anette Albrecht-Schaffer vom Bezirk für Figurentheater.

Der Verband der bayerischen Amateurtheater gründete den Bezirk Figurentheater für Bayern vor ein paar Jahren neu. Unter dem Dach des Verbandes fanden über zehn Figurentheater zueinander, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und an Fortbildungen teilzunehmen. "Ohne Unterstützung des Verbandes wäre das Festival auf diesem Niveau nicht möglich gewesen", so Bischoff. Berchings Bürgermeister Ludwig Eisenreich (CSU) freute sich, dass die Veranstaltung in seiner Stadt stattfand. "Theater verbindet alle Altersklassen und ist ein Ort der Begegnung. Theater möchte unterhalten, bietet aber auch einen Zugang zu ernsten Themen. "

Musikalisch wurde die Eröffnung mit Andreas Brunner am Cello und beschwingten Liedern der Swinging Puppets umrahmt. Gekonnt setzte Tania Schnagl ihre selbstgenähten Klappmaulfiguren in Szene und sorgte mit ihren Liedern und "Stars" wie Tina Turner oder singenden Fröschen für viele Lacher. Zum Schluss präsentierte Schnagl den putzenden Paolo, der sich immer ins rechte Licht rücken wollte. Die Zuschauer waren bei so viel Putzakrobatik zu heißen Rhythmen kaum noch zu halten. Die rundum gelungene Eröffnung erntete viel Lob und Applaus.

Den Abschluss am Freitagabend bildete ein Erzähltheater von Ingeborg Neldner mit dem Titel "Augsburgerisch-Venezianischer Kräuterstreit". Neldner präsentierte die Geschichte einer Augsburger Bürgerin, die sich an ihre Vorfahren erinnert. Das Märchen wurde erzählt zwischen Kräutern in einem Leiterwagen.

Auch am Samstag ging es mit einem bunten Programm weiter. Bereits um 10 Uhr zeigte die Puppenbühne Lippelpie ein Märchen von Freya Jaffke. Die Puppenspielerin Irene Gesell begann mit einer leeren Bühne und baute die Kulisse für ihre Geschichte mit Hilfe der Zuschauer Stück für Stück auf. So gelang es ihr, die Kinder in die Atmosphäre der Erzählung einzubeziehen.

Den Nachmittag eröffnete Hermanns Kasperltheater mit dem Stück "Seppl, der verzauberte Elefant", einer klassischen Kasperlgeschichte mit allerlei Verwicklungen und falschen Verdächtigungen. Um 15 Uhr folgte das Haluschke Zottel Theater mit der Premiere von "Schäfchen ahoi". Als Elke Künkel das kleine Schäfchen Rosina aus ihrer Handtasche zog, waren die jungen Zuschauer sofort begeistert. Vor den Augen der erstaunten Besucher verwandelte sich eine Zeitschrift in ein Schiff, ein rot-weiß-gestreiftes Halstuch in den notwendigen Rettungsring und Künkels Jacke in eine Brücke. So erlebte Rosina ein spannendes Abenteuer.

Angelika Albrecht-Schaffer vom Figurentheater Kladderadatsch kam mit einer Menge Taschen auf die Bühne. In denen steckten viele Geschichten drin, aber nicht jede konnte erzählt werden. Das Märchen, für das sich Albrecht-Schaffer entschied, zeigte, dass man auch bei schlechten Ausgangschancen sein Glück finden kann. Mit einfachsten Mitteln ließ sie die Geschichte lebendig werden.

Den Abschluss des nachmittäglichen Potpourris bildete das Erzähltheater Klein aber fein. Katharina Daxlberger präsentierte das Märchen vom "Froschkönig". Ein großer Lacher war der Stofffrosch, der völlig überraschend den Song "What a wonderful world" loswerden musste.

Das Marionettentheater Santas kleine Welt bestritt die letzte Aufführung für diesen Nachmittag. Drache und Maus unterhielten sich über den Computer und freundeten sich an. Aber die Maus schummelte bei ihrem Foto, denn sie schämte sich für ihr Schielen und die schiefen Zähne. Ein ruhiges und berührendes Stück, das Susanne Hallerbach zusammen mit ihren Söhnen ganz eindrucksvoll mit wundervoller Livemusik inszenierte.

Viele Künstler haben ihre Figuren selbst gefertigt. Dabei wurden in mühevoller Kleinstarbeit liebevolle Marionetten und andere Puppen erschaffen.
Das ganze Wochenende über stellte das Figurentheater Kunterbunt kleine Bühnen aus. Über viele Jahre hat das Theater sie gebaut und gesammelt. Die Ausstellung zeigte verschiedene Möglichkeiten, auf dem Tisch Theater zu spielen. "Wir machen die Geschichten, damit sie gehört werden, sonst wären wir keine Geschichtenerzähler", verriet Bischoff zum Schluss. Er freute sich, dass das Puppentheater-Festival so gut angenommen wurde.