Beilngries/Dietfurt
Juraleitung wird nicht gänzlich im Boden verschwinden

Beim Webinar für Beilngries und Dietfurt kommt auch das Thema Erdverkabelung zur Sprache

28.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:05 Uhr
Eine flächendeckende Erdverkabelung der Juraleitung wird es nicht geben. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Der geplante Ersatzneubau der Juraleitung erhitzt die Gemüter - und es gibt jede Menge offene Fragen. Letzteres hat sich auch durch das Webinar für den Raum Beilngries und Dietfurt am vergangenen Donnerstag nicht geändert (wir berichteten). Recht deutlich waren die Aussagen dabei allerdings hinsichtlich der Möglichkeit, dass die Juraleitung zum großflächigen Erdkabel-Projekt wird. Und die dürften all denjenigen Bürgern, die Hoffnungen in diese Verfahrensweise stecken, gehörig den Wind aus den Segeln genommen haben.

 

Grundsätzlich sei vor einem Jahr von der Politik das Signal gekommen, dass die Juraleitung als eines von drei Netzausbauvorhaben in Bayern zu einem Pilotprojekt für Erdverkabelung wird, wie am Donnerstag zu erfahren war. Der rechtliche Rahmen soll bei der Novellierung des Bundesbedarfsplangesetzes geschaffen werden. Dies erwarte man bis zum Ende des Jahres, so der Informationsstand des Übertragungsnetzbetreibers Tennet. Wie weiter erläutert wurde, sei das Unternehmen bereits vor Monaten durch die Raumordnungsbehörde aufgefordert worden, die Möglichkeit von Abschnitten mit Erdkabel in den "Untersuchungsrahmen aufzunehmen und im Antrag auf Raumordnung zu prüfen".

So weit, so theoretisch. Dass die Leitung, um die es auch in unserer Region so viele Debatten gibt, in weiten Teilen unter der Erde verschwindet, ist aber nicht anzunehmen. Ausgangspunkt aller Planungen sei stets eine Freileitung, wurde am Donnerstag von den Vertretern der Tennet mehrmals betont. "Nur dort, wo ein Abstand von 400 Metern zur Wohnbebauung unterschritten wird, ist ein Erdkabel genehmigungsfähig", so die Mitteilung. Zu Ansiedlungen im Außenbereich gelte diesbezüglich der bekannte 200-Meter-Abstand. Im Klartext bedeutet das: Nur in Gebieten, in denen die Planer keinen Trassenverlauf finden, der die angestrebten 400/200 Meter Abstand zu Wohnhäusern berücksichtigen kann, wird das Thema Erdkabel überhaupt eine Rolle spielen. Im Bereich Beilngries/Dietfurt könnte ein solcher Fall laut den vorgestellten Varianten-Vorschlägen grundsätzlich nur dann eintreten, wenn die Trasse künftig zwischen Mallerstatten und Stetterhof verläuft - wobei es dann tatsächlich so sei, dass die Leitung nicht sofort nach dieser Engstelle wieder aus dem Boden heraus müsse, sondern an einem bautechnischen sinnvollen Punkt. Ob dies alles auch so eintreten würde, falls dieser Verlauf bei Mallerstetten ausgewählt wird, steht dann aber noch einmal auf einem anderen Blatt Papier.

Darüber hinaus wurde mitgeteilt, dass es schon rein aus technischer Sicht nicht möglich wäre, die Leitung entlang der kompletten Ausbaustrecke unter der Erde verschwinden zu lassen. Laut der Tennet sind Erdkabel "aus elektro- und bautechnischen Gründen nur auf kurzen Teilabschnitten von zirka zwei bis sechs Kilometern pro Abschnitt möglich".

Ob das Erdkabel überhaupt als problemlose(re) Alternative gesehen werden kann, wird von vielen Seiten ebenfalls angezweifelt. So wären hier beispielsweise immense Erdbewegungen notwendig, die ebenfalls einen massiven Eingriff in das Landschaftsbild bedeuten würden.

Wer das Webinar in der vergangenen Woche versäumt hat, kann dieses im Übrigen auch noch nachträglich ansehen. Eine Aufzeichnung ist inzwischen über die Internetseite der Tennet abrufbar.

rgf