Beilngries
Himmlische Klänge

Die Zuhörer sind begeistert vom Benefizkonzert in der Beilngrieser Stadtpfarrkirche

23.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:01 Uhr
Wahrlich ergreifend war das Kirchenkonzert am Sonntagabend. −Foto: Adam

Beilngries (arg) Mehr Superlative gehen kaum: Als "grandios" und "einzigartig", als "unglaublich beeindruckend mit diesen Stimmgewalten" und mit "beachtlicher Klangfülle und Klangvielfalt" wurde das Konzert am Sonntagabend in der Pfarrkirche St. Walburga von den weit über 300 Besuchern mit Lob überschüttet. Es trat der Altmannsteiner Kirchenchor mit verschiedenen Solisten gemeinsam mit der Orchestergemeinschaft Nürnberg auf. Zu hören waren "Stabat Mater" von Johann Simon Mayr sowie die "Cäcilienmesse" von Charles Gounod.

"Wer heute nicht hier ist, der hat etwas Wichtiges versäumt. Nicht nur für diesen Abend, sondern für sein ganzes Leben." Jürgen Krummel aus Beilngries ist einer der Konzertbesucher und zeigt sich bereits in der Pause tief beeindruckt und berührt. Gerade sind die letzten Klänge von "Stabat Mater" verklungen, komponiert von Johann Simon Mayr, der 1763 in Mendorf bei Altmannstein geboren wurde, dann im italienischen Bergamo bis zu seinem Tod lebte und tätig war. Stabat Mater - nach dem Gedichtanfang Stabat mater dolorosa: "Es stand die Mutter schmerzerfüllt" - erzählt von dem Schmerz Marias um ihren gekreuzigten Sohn Jesus. "Der Dramatik dieses Karfreitagsgeschehens geschuldet bitte ich Sie, am Ende auf Applaus zu verzichten und stattdessen den Kirchenglocken zu lauschen, die erklingen werden", hat Dirigent Rainer Grasser gebeten.

Zu diesem Zeitpunkt sitzen die Besucher noch entspannt in den Reihen, warten auf den Beginn des Benefizkonzertes, zu dem der Lionsclub Beilngries mit seiner Präsidentin Sabine Scharnagl - selbst Sängerin im Chor - in Zusammenarbeit mit dem Freundeskreis St. Walburga zugunsten der Glocken der Kirche St. Walburga eingeladen hat. Die Sängerinnen und Sänger des Altmannsteiner Kirchenchors stehen im Altarraum, davor sitzen die Musiker der Orchestergemeinschaft Nürnberg mit ihren Instrumenten. Stadtpfarrer und Domkapitular Josef Funk hat die Gäste als Hausherr begrüßt. Mehrere Lionsfreunde und auch Bürgermeister Alexander Anetsberger sind gekommen, den Schirmherren der Veranstaltung, Innenminister Horst Seehofer (CSU) und auch Bischof Gregor Maria Hanke, musste Funk bedauernd entschuldigen.

Und dann erklingen die ersten Töne. Es beginnt das, was Jürgen Krummel und viele andere Besucher mit"einmalig schön" beschreiben. Rainer Grasser erhebt den Dirigentenstab und die Kirche St. Walburga beginnt zu klingen, die Töne tragen über das Kirchenschiff bis hoch hinauf zur Empore, Violinen und Cello füllen den Raum. Zu Johann Simon Mayrs Zeiten wurde der Karfreitag stets mit großer Feierlichkeit in der Basilika begangen. Dass Mayr beim Komponieren dieses Bild vor Augen hatte, drängt sich spätestens dann auf, als Karin Banzer ihren ersten Einsatz hat. Mit glockenheller Stimme fesselt die Sopranistin mit "O quam tristis" das Publikum, das nicht mehr entspannt in den Reihen sitzt, sondern mitfühlt, mitleidet, jede Nuance der Stimmen - und Musik - fast den Atem anhaltend verfolgt. Auch die weiteren Solisten, Franziska Schenk (Sopran), Lena Bogner (Alt), Petra Körndl (Sopran), Wolfgang Schlagbauer (Tenor) und Karl Mayerhöfer (Bass) sorgen gemeinsam mit dem Orchester, Johannes Kammerl (Orgel) und Jennifer Schröder-Johnson (Solovioline) dafür, dass alle wie verzaubert sind von dem ungewöhnlichen Konzert. "Es sind Klänge für die Seele", schwärmt eine Besucherin und ganz am Ende des Stücks, als alle tatsächlich ohne Applaus ergriffen den Beilngrieser Kirchenglocken lauschen, ist der Moment, von dem Jürgen Krummel sagt: "Da hat man doch fast Tränen in den Augen, so schön ist es."

Nach der Pause geht es weiter mit der Cäcilienmesse und auch hier verstehen es die Musiker, ihr Publikum wieder ab der ersten Minute zu fesseln. Dass alle Chormitglieder und Musiker ausnahmslos keine Berufsmusiker sind, scheint angesichts der hochklassigen Leistungen kaum vorstellbar. Gemeinsam geprobt wurde für die Aufführung nur dreimal. "Einmal in Nürnberg, einmal vor dem Konzert in Altmannstein und einmal heute", verrät eine Chorsängerin. Die Altmannsteiner Sänger und Sängerinnen treffen sich allerdings wöchentlich mit ihrem engagierten Chorleiter Wolfgang Schlagbauer, der an diesem Abend nicht den Taktstock in der Hand hält, sondern als Solist agiert. Von vielen Kontrasten ist die Cäcilienmesse gekennzeichnet: Kraftvolle Passagen wechseln harmonisch zu leisen Bildern, untermalt mit fast engelsgleichen Sopransoli, Tenor- und Bassgesängen. Zum Schluss erklingen die "Domine salvam", die Fürbitten. Der Text wird dreimal gesungen. Es ist gerade ein Satz verklungen, als Dirigent Rainer Grasser seine Musiker innehalten lässt. Die Kirchenglocken läuten - dieses Mal nicht, weil es bewusst ins Programm eingebaut wurde, sondern weil sie die volle Stunde schlagen. Trotzdem ruht das Konzert und die Zuhörer lauschen. Als würde von "ganz oben" ein Zeichen kommen: "Öfter solche Konzerte in meiner Kirche."