Beilngries
Hilfe bei der Ankunft in Sicherheit

Auch Ehrenamtliche des Beilngrieser BRK engagieren sich bei der Erstaufnahme ukrainischer Flüchtlinge

29.04.2022 | Stand 23.09.2023, 1:03 Uhr
Auch Beilngries ist vertreten. Wie sich die Aufgabe gestaltet, berichtet Erhard Sommer im DK-Gespräch. −Foto: Adam/BRK

Beilngries/Kösching - Es soll schnell gehen, denn die Menschen sind erschöpft, sie wollen ankommen und sich endlich ausruhen.

Trotzdem muss genau gearbeitet werden, die Namen und alle Personaldaten müssen exakt erfasst werden, damit keine Verwechslungen vorkommen. Beidem gerecht zu werden, das ist keine leichte Aufgabe, gerade dann, wenn jegliche Konversation nur über Dolmetscher laufen kann, wenn nicht einmal das Schriftbild in den Ausweisen oder in anderen Unterlagen immer das gewohnte ist. Trotzdem hilft Erhard Sommer vom Beilngrieser Roten Kreuz seit Wochen gern mit, die aus der Ukraine ankommenden Geflüchteten, die vom Ankerzentrum in München auch in den Landkreis Eichstätt weitergeschickt werden, zu erfassen und in der Köschinger Realschulturnhalle in Erstaufnahmelager einzuteilen. Sommer ist einer der Ehrenamtlichen, die in den ersten Wochen weit über 1500 Stunden geleistet haben und für die BRK-Kreisgeschäftsführer Michael Gorum aus Eichstätt viele lobende und dankbare Worte findet: "Die Mitarbeiter aus allen Bereichen, ob die hauptamtlichen Mitarbeiter des Landratsamtes oder aus dem Ehrenamt, alle wachsen in diesen Tagen weit über sich hinaus. Wir spüren ein Zusammengehörigkeitsgefühl, wie ich es noch nie in den über 20 Jahren, in denen ich beim BRK arbeite, verspüren durfte. "

Erhard Sommer ist beim Kreisauskunftsbüro, kurz KAB, tätig, eine Einheit des BRK Beilngries, die zur Aufgabe hat, Personen in Katastrophenfällen zu registrieren, um Familien wieder vereinen oder grundsätzlich Auskünfte über Vermisste erteilen zu können. In Kösching teilt er mit seinen Mithelfern die in Bussen ankommenden Geflüchteten für die Erstlager in der Köschinger Realschulturnhalle ein - immer sechs Personen teilen sich ein "Zimmer", sprich einen notdürftig abgetrennten Bereich mit Stockbetten und Spinden. Noch vor der Registrierung werden Corona-Tests bei allen vorgenommen. "Ist ein Erkrankter dabei, haben wir für diese Familien eigene Bereiche", erzählt Sommer. Alleinreisende werden nach Geschlecht zusammengruppiert, Familien möglichst gemeinsam aufgenommen. Auch wenn Sommer das schnelle und effektive Arbeiten hier mittlerweile gewöhnt ist und er kaum persönliche Worte wechseln kann mit den Hilfesuchenden aus der Ukraine - manche Erlebnisse gehen ihm doch sehr nah. "Ich werde wohl nie zwei Frauen vergessen, die mit acht Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren ankamen. Es stellte sich heraus, dass nur drei der Kinder die eigenen der Frauen waren, die anderen waren Kinder von Nachbarn und Verwandten, die ihnen deren Eltern mitgegeben hatten, damit wenigstens sie in Sicherheit waren", erzählt Sommer. Auch wenn er selber noch keine Kinder habe, die Gefühle der zurückbleibenden Eltern wolle er sich gar nicht vorstellen, sagt der BRK-Helfer.

Neben dem KAB des BRK sind noch viele andere Gruppen und Ehrenamtliche tätig, alle arbeiten Hand in Hand. Ein Kriseninterventionsteam steht zur Hilfe bereit, Feuerwehr, THW, Malteser und weitere Freiwillige helfen bei Kleiderausgabe, Betteneinteilung, Essensverteilung. Sogenannte "Kümmerer" sind Ansprechpartner und versuchen, Fragen zu beantworten - zu Arztbesuchen, zu Medikamenten, auch zur Tierbetreuung, wenn Haustiere mit dabei sind. Und zu Handyauflademöglichkeiten. Denn das ist neben dem Gefühl, in Sicherheit zu sein, extrem wichtig für die Geflüchteten. So können sie in Kontakt bleiben mit ihren Lieben in der Heimat, selbst erzählen, wie es ihnen geht, nachfragen, ob auch bei den Zurückgebliebenen noch alles in Ordnung ist. Und erfahren, wie es in der Heimat aussieht. Denn, das hört Sommer oft genug: Der größte Wunsch fast aller ist, dass sie bald wieder nach Hause zurückkehren können.

DK

Regine Adam