Paulushofen
Heimatinteressierte hoffen auf ein "Warnsignal"

Zweites Treffen der Geschichtsfreunde aus der Region: Zerstörung weiterer Bodendenkmäler soll verhindert werden

22.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:45 Uhr
  −Foto: Patzelt

Paulushofen (DK) Zum zweiten Mal haben sich die Heimat- und Geschichtsinteressierten des östlichen Landkreises Eichstätt in Paulushofen getroffen. Unter anderem stellte sich die Agenda 21 aus Denkendorf vor und berichtete über ihre bisherigen Aktivitäten, Vorhaben und allgemeinen Ziele. Wolfgang Brand referierte über das Thema "Gefährdung unserer Bodendenkmäler" und ging dabei auch auf die angenommene Zerstörung der Brunnstube und Hügelgräbergruppe im Haunstetter Forst ein.

Brand musste zu Beginn Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder entschuldigen, der einen anderen wichtigen Termin wahrzunehmen hatte. Das Treffen begann mit einer kurzen Vorstellungsrunde der Teilnehmer. Da Brand an der Spitze des Beilngrieser Verschönerungsvereins steht, stellte er auch diesen kurz vor. Bernhard Braun aus Beilngries berichtete über das virtuelle Museum, ein Vertreter aus Biberbach ging auf die Vorbereitung eines Heimatbuches näher ein und der Stammhamer Ortsheimatpfleger Kurt Richter gab einige Informationen aus seinem Ressort. Das Spielzeugmuseum in Beilngries und das Technikmuseum in der Kratzmühle lagen Hans Fanderl am Herzen und er machte auf einige anstehende Veranstaltungen aufmerksam.

Josef Wittmann aus Kottingwörth sprach als Vertreter des heimischen Vereins für Tradition und Kultur. Mit berechtigtem Stolz konnte er verkünden, dass man für die vorbildliche und gelungene Sanierung des Treffer-Stadels die Denkmalschutz-Medaille bekommen habe. Nikolaus Rieger aus Amtmannsdorf erläuterte seine aktuellen Projekte, darunter auch die Erstellung und den Druck eines Kalenders für das Jahr 2019 im Auftrag des Paulushofener Pfarrgemeinderates. Karl Metz aus Aschbuch berichtete über seine Kriegsgräberforschung, den Brunnenfund von Altenzell und die Dorfchronik, die momentan erstellt wird.

Eine positive Bilanz zog Tim Brand im Auftrag des Denkendorfer Arbeitskreises Agenda 21. Seit 1998 pflegen, erneuern und erarbeiten freiwillige Bürger in Gemeinschaft Konzepte für ihre Denkendorfer Heimat. Es waren ursprünglich drei Arbeitskreise, die unter dem Namen Agenda 21 wirkten: Der erste Arbeitskreis beschäftigte sich mit der Jagd, der zweite mit dem Verkehr und der dritte mit Bebauung, Kultur, Umwelt und Geschichte. Regelmäßig trafen sich die Mitglieder im Denkendorfer Meierhof zum Gedankenaustausch. "Wir sind eine sehr lebendige Gruppe und die letzte noch aktive Agenda im Landkreis", freute sich Tim Brand. Im Laufe der Zeit habe man auch viele Aufgaben des Gartenbauvereins übernommen. "Als heimatkundliche Zeugnisse der Volksfrömmigkeit und des Brauchtums gehören Flurdenkmäler zur bäuerlichen Kulturlandschaft in Bayern. Der Erhalt und die Pflege waren und sind für uns auch heute noch eine wichtige kulturelle Aufgabe", ging Tim Brand auf ein weiteres Projekt der Agenda 21 ein. Auch der Denkendorfer Friedhof zeige an vielen Stellen das Ergebnis der geleisteten Arbeit der Agenda auf. Außerdem erzählte der Referent die Geschichte eines bei Zandt abgestürzten Soldaten und dass der Verein zur Erinnerung daran ein Marterl errichtet habe. Danach ging er auf ein aktuelles Projekt ein - die Errichtung von Mitfahrbankerln. Das Ganze mache allerdings nur dann Sinn, wenn sich auch umliegende Gemeinden an dem Projekt beteiligen würden. "In Beilngries wäre es sinnvoll, wenn ein Mitfahrbankerl an der Straße nach Paulushofen stehen würde", meinte Tim Brand. Nach seiner Aussage beschäftige man sich in Denkendorf "mittlerweile seit 14 Jahren mit der Dorferneuerung". Allerdings trete man "mehr oder weniger auf der Stelle". Weiter beschäftige sich die Agenda 21 mit dem gemeindlichen Ökokonto, den Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bei Naturschutz und baurechtlichen Eingriffen. Am Herzen liege den Mitgliedern auch der Schutz der Limesgrenzzonen. "Mitreden" will der Arbeitskreis ebenso bei der Errichtung des neuen Gewerbegebiets II. "Wohlgemerkt: Wir sind nicht dagegen - wir wollen nur unsere Meinung äußern", merkte dazu das Agendamitglied Alfons Geyer an.

Mit den Worten "Unsere Forste sind wahre Schatztruhen, was die Bodendenkmäler betrifft. Leider sind diese durch die moderne Forsttechnik mehr denn je gefährdet", leitete Wolfgang Brand zu der vom Landesamt für Denkmalpflege vor einigen Wochen bestätigten Zerstörung der Brunnstube im Haunstetter Waldgebiet über. Anhand einer Übersichtskarte zeigte Brand das Gebiet im süd-östlichen Abschnitt des erweiterten Steinbruchs, in dem sich die Brunnstube befunden habe. "Wir haben das Bodendenkmal wie unseren Augapfel gehütet. Jahrzehntelang waren wir der Meinung, dass unsere Warnungen und auch die entsprechenden Zeitungsartikel dem Denkmal Schutz geben. Jetzt hat uns jemand einen gehörigen Streich gespielt und die Raupe drüber fahren lassen", ärgerte sich der Beilngrieser gewaltig. Er ging anschließend noch einmal auf die Bedeutung der ehemaligen Brunnstube für die Heimatforschung ein. Durch die neue Technik der Bodenreliefkarten habe Rieder im Bereich des früheren Bodendenkmals rechteckige Strukturen, eventuelle Grundmauern, entdeckt. "Das könnte bedeuten, dass der Brunnen vielleicht zu einer aufgelassenen Ansiedlung gehörte", erläuterte der Heimatforscher. Brand las einige Schreiben an die zuständigen Stellen und Behörden aus den Jahren 1996 und 1997 vor, in denen immer wieder auf die Bodendenkmäler im Haunstetter Forst hingewiesen wurde. "Die zerstörte Brunnstube kann man nicht mehr herstellen. Aber sie muss in der Zukunft zumindest ein Warnsignal für ähnlich gelagerte Fälle sein", so Brand abschließend.

Danach gab der Beilngrieser einen Ausblick auf weitere Veranstaltungen. Das Jurahaus steht am Freitag, 9. November, im Mittelpunkt der Herbstversammlung des Beilngrieser Verschönerungsvereins. Am Dienstag, 4. Dezember, lädt die Gesellschaft für Landeskunde Dolina zur Barbarafeier nach Berching ein. "Im Frühjahr" ist ein Workshop zum Thema "Entwicklung der Karthographie und Lesen historischer topographischer Karten" mit Wolfgang Blum geplant.

Zum Schluss nannte Wolfgang Brand noch einige Adressen, Kontakte und Webseiten, die im Bereich der Heimatforschung hilfreich und nützlich sein können. Auch hatte er einiges an Literatur und Nachschlagewerken aus seinem privaten Fundus mitgebracht, in die man Einsicht nehmen oder sich die Buchtitel und Verlage notieren konnte.

Anton Patzelt