Kratzmühle
Glänzender Lack und röhrendes Gebrumm

40 Oldtimer-Lastwagen machen Station an der Kratzmühle

20.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:50 Uhr
Einen besonderen Anblick hat es jüngst an der Kratzmühle gegeben. Rund 40 Oldtimer-Lastwagen haben dort Station gemacht und das Technikmuseum besucht. −Foto: Foto: Adam

Kratzmühle (arg) Da staunten die Badegäste nicht schlecht: Mit tiefem Gedröhne und röhrendem Gebrumm, Motorengeheul und teils schwerem Arbeitsgerät sind fast 40 Lastwagen auf der Wiese beim Kratzmühlsee vorgefahren. Beim zweiten Blick wurde offensichtlich: Zum Arbeiten war diese Truppe wohl nicht gekommen.

Die Lkw glänzten in intensiven Farben - Grün, Blau oder Rot - wie frisch lackiert, waren aber doch mindestens 30 Jahre alt, viele noch wesentlich älter. Ihre Besitzer nahmen am Lkw-Veteranentreffen teil, zu dem Michael Kleinert aus Neuburg im Zwei-Jahres-Rhythmus einlädt. Dieses Jahr konnte ein kleines Jubiläum gefeiert werden: Das zehnte Treffen dieser Art fand statt und wie bereits bei der allerersten gemeinsamen Ausfahrt war das Technikmuseum des Kulturhistorischen Vereins Beilngries-Kinding Ziel der Oldtimerfans. Hier erhielten sie in zwei Gruppen, geführt von den Vereinsmitgliedern Hans Fanderl und Dieter Schweiger, Einblick in Technik und Motorisiertes, das aus der Zeit ihrer eigenen "Schätzchen" stammt.

Wer bei dem Veteranentreffen von Michael Kleinert teilnehmen will, muss auf eine Einladung hoffen. Denn der 57-Jährige hat in seinem Hof, in dem sich die Oldtimerfans treffen können, nur begrenzt Platz und legt deshalb eine konkrete Auswahl fest. "40 Lkw ist das Limit für mich", sagt der selbstständige Transportunternehmer. Bis aus Kusel am Rhein sind heuer Oldtimerfans gekommen, viele aus dem Stuttgarter Raum, aber auch Lkw mit Kennzeichen aus München, Kelheim, dem Landkreis Eichstätt und viele weitere mehr sind vertreten. Zwei Tage dauert das Treffen, bei dem die Fahrer ihre Lkw im Hof von Kleinert aufreihen, Fachgespräche führen können, sich gegenseitig ihre liebevoll restaurierten einstigen Nutzfahrzeuge zeigen, abends gemütlich zusammensitzen und sich Bilder und Filme von vergangenen Treffen anschauen. Höhepunkt des ersten Tages ist immer eine gemeinsame Ausfahrt, die dieses Jahr eben zur Kratzmühle führte.

"Im Jahr 2000 habe ich das erste Veteranentreffen organisiert und es ist faszinierend zu sehen, wie in diesen Jahren das Spektrum bei den Fahrzeugen breiter geworden ist", sagt Kleinert. Er selber besitzt 25 Oldtimer: Lkw, Anhänger, Baumaschinen. "Als wir begonnen haben, waren es Fahrzeuge aus den 1950er und 60er Jahren, die das Kriterium für einen Oldtimer, also 30 Jahre und älter, erfüllt haben und bei den Treffen zu sehen waren. Jetzt ist schon eine nächste Generation dabei und ich finde es sehr schön, dass es noch immer viele Jüngere gibt, die sich interessieren und begeistern." Auch Kleinerts Sohn Julian ist bei dem Veteranentreffen dabei "und bereits infiziert". Für Michael Kleinert ist das Sammeln und Bewahren der großen Nutzfahrzeuge nicht nur lieb gewonnenes Hobby, sondern auch sinnvolle Aufgabe: "Wir erhalten so technisches Kulturgut für die Nachwelt. Je älter die Lkw sind, umso weniger gibt es davon und umso wichtiger ist es, dass sie nicht einfach verschrottet werden", meint er. Ihn freut es, sagt er, wenn Leute Interesse zeigen, bei dem Veteranentreffen vorbeikommen, am Hof bei ihm oder beim Stopp an der Kratzmühle.

Michael Sturm und sein achtjähriger Sohn Simon gehören zu den staunenden Bewunderern der 40 Lkw. Sie sind vom Badestrand herübergeeilt, um die glänzenden Kolosse, MAN oder Büssing, Mercedes oder Kaelbe, Krupp oder Scania, näher zu begutachten. Freundlich werden sie empfangen und erhalten gern überall Auskunft. Am Ende fasst Simon kindlich-naiv zusammen: "Das sind Oldtimer? Die schauen ja viel schöner und neuer aus als die Lastwagen auf einer echten Baustelle."