Hollerstetten
Genehmigungen nur im Ausnahmefall

Eigenjagdbesitzer kritisieren Landratsamt wegen schwieriger Nutzung der Nachtsichtgeräte

21.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:48 Uhr

Hollerstetten (swp) Heftige Kritik am Landratsamt hat es bei der Versammlung der Jagdvorsteher und Eigenjagdbesitzer im Kreisverband Neumarkt des Bayerischen Bauernverbands (BBV) gegeben. Vor allem die Vorgehensweise der Behörde bei der Erteilung von Ausnahmegenehmigungen zur Nutzung von Nachtsichtgeräten zur Wildschweinjagd missfiel allgemein.

Bei den turnusgemäßen Wahlen wurden die Mitglieder des Vorstandsteams um Sprecher Alois Schuster aus Tauernfeld einstimmig bestätigt.

In der Arbeitsgemeinschaft des BBV sind 97 der 148 Jagdgenossenschaften im Landkreis Neumarkt sowie elf Eigenjagden als Mitglieder vertreten. Rund 70 Vertreter begrüßte Schuster zu der Versammlung in Hollerstetten. Er sprach von einem bewegten Jahr für die Jagd und großen Problemen um die Themen Wolf, Biber und Schwarzwild. "Naturschützer haben ihre Freude daran, die Politik schaut zu und die Probleme werden immer größer", monierte er. "Ausgiebig wurde immer wieder das Thema Nachtsichtgeräte diskutiert, aber beim Landratsamt hat man da bisher eher auf Granit gebissen." Das bestätigte ein Waidmann aus Velburg, der eine Ausnahmegenehmigung beantragt hat: "Da werden Auflagen gemacht, die es bei anderen Landratsämtern nicht gibt. Ich warte schon wieder seit Wochen und weiß aus vielen Gesprächen mit anderen Landratsämtern sowie mit der Regierung, dass es überall solche Ausnahmegenehmigungen für mehrere Jahre gibt. Wenn ich eine Genehmigung erhalte für ein Jahr, überlege ich, ob ich die zurückgebe, die bringt nichts."

In die gleiche Kerbe stieß Obmann Michael Gruber aus Günching: "Wir haben eine wahnsinnige Population bei den Wildschweinen, aber das Landratsamt stellt sich stur und baut Hürden auf." Auch der Bauernfunktionär forderte dazu auf, zahlreich von der Möglichkeit der Antragstellung auf Ausnahmegenehmigung Gebrauch zu machen. Kurz ging Gruber auf das Volksbegehren "Rettet die Bienen, Vögel und Schmetterlinge - stoppt das Artensterben" ein. "Wir machen da nicht mit, das ist ein weiterer Eingriff in das Eigentumsrecht der Landwirte." Geschäftsführer Thomas Bayerl nahm in Sachen Nachtsichtgeräte ebenfalls die Kreisverwaltungsbehörde ins Visier: "Es ist ernüchternd und nicht zu verstehen, warum Landratsämter hier die Richtlinien des Ministeriums unterschiedlich handhaben." Ansonsten hatte Bayerl Informationen zur Datenschutzgrundverordnung mitgebracht und erläuterte, was die Jagdgenossenschaften beachten müssen. So müssten jetzt zum Beispiel alle Jagdgenossenschaften einen Datenschutzbeauftragten benennen und in vielen Bereichen Vorsicht walten lassen, etwa bei einer beantragten Einsichtnahme in das Jagdkataster.

Forstdirektor Harald Gebhardt vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ging auf das Vegetationsgutachten 2018 ein. "Wir müssen uns heuer Gedanken über die Abschusspläne machen", sagte er. "Ziel muss es sein, gemischte Verjüngungen zu erzielen und das im Idealfall ohne besondere Schutzmaßnahmen." Einer von ihm gezeigten Übersicht war zu entnehmen, dass es wohl in einer Mehrzahl der Hegegemeinschaften empfehlenswert sein dürfte, die Abschusszahlen zu erhöhen, wenn man diese Zielsetzung erreichen will.

Bei der Wahl wurde Alois Schuster aus Tauernfeld wieder zum Sprecher gewählt. Stellvertretender Sprecher ist nach wie vor Martin Federhofer aus Unterweickenhof. Beiräte bleiben Johann Hengl aus Zell, Josef Regnet aus Seubersdorf und Alfons Bradl aus Dippenricht. BBV-Geschäftsführer Thomas Bayerl gehört kraft seines Amtes dem Vorstandsteam an.