Beilngries
"Für die Sache brennen"

Sabine Scharnagl ist die erste Frau im Präsidentenamt der Beilngrieser Lions

13.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:05 Uhr
Anpacken und etwas bewegen will Sabine Scharnagl in ihrer Amtsperiode als Präsidentin des Beilngrieser Lions Clubs. Unterstützt wird sie unter anderem von Martin L. Landmesser. −Foto: Adam

Beilngries (arg) Vor gut zwei Wochen ist Sabine Scharnagl zur ersten weiblichen Präsidentin des Beilngrieser Lions Clubs ernannt worden. Die 52-Jährige will sich nun getreu ihres gewählten Mottos mit "Empathie, Engagement und Enthusiasmus" in die Aufgabe stürzen.

Noch vor fünf Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Sabine Scharnagl - oder überhaupt eine Frau - Präsidentin des Lions Clubs Beilngries wird. Aus einfachem Grund: Erst 2015 öffnete sich der "reine Herrenclub" nach durchaus kontroverser Diskussion auch für Damen. Vier weibliche Mitglieder sind seitdem aufgenommen worden, eine davon die neue Präsidentin. Dass sie sich für dieses Amt zur Verfügung stellte, war im Frühjahr 2017 eine Spontanentscheidung von wenigen Minuten. "Es wurde in der damaligen Mitgliederversammlung besprochen, wer 2018 die Präsidentenaufgaben übernehmen würde. Niemand hat sich gemeldet. Also habe ich kurz Blickkontakt mit meinem Mann aufgenommen und mir dann gedacht: Warum nicht? Jetzt kann ich das doch gut machen, meine Eltern sind gesund, ich selber fühle mich fit", erzählt die Beilngrieserin und fügt schmunzelnd hinzu: "Und solange man mich auf Fotos noch anschauen kann, dachte ich, warum also nicht jetzt?" Gänzlich unvorbereitet fiel die Entscheidung allerdings nicht. Denn welche Aufgaben auf sie zukommen würden, wusste Sabine Scharnagl von ihrem Mann Peter, der bereits Lions-Präsident war.

Ein Jahr lange hatte die künftige Präsidentin dann Zeit, sich als Vizepräsidentin auf "ihr Jahr" vorzubereiten, ein Programm aufzustellen, ihr Leitmotto festzulegen, sich Ziele zu setzen. Die größte Herausforderung dabei war für sie, sagt Scharnagl, "eine Rede bei der Präsidentschaftsübergabe zu halten, mit der ich die Leute erreiche, mit der ich sie mitreißen kann, damit sie wieder richtig brennen für die Sache". Lange habe sie sich auf diese Rede vorbereitet. Und umso glücklicher sei sie gewesen, dass sie diese erste Aufgabe wohl gut gemeistert habe: "Es gab viel Zustimmung, das hat mich wirklich glücklich gemacht." Auch dass sie nach dem Bekanntwerden ihrer Präsidentschaft von Nicht-Lions - Freunden, Nachbarn oder sogar entfernten Bekannten - Zuspruch und Gratulation erhalten habe, sei "ein sehr schönes Gefühl". Eine besonders wertschätzende Überraschung habe ihr der Chor Cantabile bereitet: "Sie kamen zum ersten Clubabend, den ich als Präsidentin geleitet habe, und sangen ein Ständchen. Das war wirklich wunderbar!"

Trotz aller positiven Bestätigung: Mit dem Kopf durch die Wand will die Präsidentin nun aber nicht. "Ich bin keine Emanze. Ich möchte gern mein Amt mit weiblichen Zügen ausfüllen, mit Diplomatie, und so, dass es heißt, es ist gut, dass uns eine Frau repräsentiert." Deutschlandweit gibt es nur 18 Prozent weibliche Lions-Mitglieder, in Bayern liegt der Frauen-Anteil bei zwölf Prozent. Für ein Ehrenamt wie das einer Lions-Präsidentin brauche man Mitgefühl, viel Zeit und Ausdauer, meint Scharnagl. "Aber letztendlich bereichert uns so ein Ehrenamt, es trägt zur eigenen positiven Stimmung bei, man lernt viele neue Leute kennen, schließt Freundschaften. Lions sind Menschen allen Alters, die sich alle sozial engagieren, das finde ich wunderbar." Die Präsidentin, die sich bereits zwei Jahre als Schatzmeisterin im Club engagierte, zählt auf: "Ich finde es beachtlich, dass wir seit der Gründung unseres Beilngrieser Clubs 1996 bereits 490000 Euro verteilen konnten, allein 28000 Euro im Jahr 2017. Und das Geld bleibt hauptsächlich in der Region. Um nur ein Beispiel zu nennen: Wir finanzieren Ausbildungen für Lehrer, damit sie präventiv bei Sucht und Gewalt an ihrer Schule tätig werden können. Es gibt so viel, wo wir helfen können. Und das tun wir gern." Wichtig ist der Präsidentin, Folgendes zu betonen: "Alles Geld, dass wir ausgeben, haben wir vorher erarbeitet. Selbst. Wir sind kein Scheckkartenclub, sondern unser Motto ist ,we serve'. Wir sind uns für keine Arbeit zu schade, sondern packen beim allem mit an." Genau das will Sabine Scharnagl tun: "Ich bin stolz, dass ich den Club repräsentieren darf. Engagement habe ich, zeige ich auch gern, mir macht es Spaß, Menschen zu helfen und etwas umzusetzen. Und das ist es, was ich letztendlich versuchen werde, bei allem zu verkörpern."