Dietfurt
Die Metzger auf die Schippe genommen

Dietfurter Moritatensänger sorgen für volle Wirtshausstuben und jede Menge Gelächter

04.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:42 Uhr

Dietfurt (pmd) Mit lautem Gebimmel sind die Dietfurter Moritatisten am Sonntagnachmittag in die Wirtschaften eingezogen. Mit dabei hatten sie heuer einen Leiterwagen, der ihre Requisiten enthielt. Obwohl es den ganzen Tag nicht aufhörte zu schneien, waren alle Wirtsstuben bis zum letzten Platz besetzt.

Anlässlich des Jubiläums, zum ersten Mal sind die Moritatensänger vor 50 Jahren durch die Sieben-Täler-Stadt gezogen, wurden die vier Männer - Martin Neger, Martin Huber, Stefan Röll und Stephan Graf - von einem Fernsehteam aus Neumarkt begleitet. Dass dieser Dietfurter Faschingsbrauch mittlerweile weit über die Landkreisgrenzen bekannt ist, zeigte auch der Anruf, den Stefan Röll eine Woche zuvor erhalten hatte. Am anderen Hörer war Antenne Bayern und bat um ein Interview. Dieses wurde bereits am Sonntagmorgen ausgestrahlt. Darin erklärte Röll den alten Brauch und die Bedeutung der Bänkelsänger.

Genau 50 Jahre ist es somit her, dass die Dietfurter Moritatisten diese Tradition wieder aufgegriffen haben. Seither ziehen sie zur Faschingszeit durch die Wirtschaften und wissen allerhand über ihre Mitbürger zu berichten. In diesem Jahr hatten ihnen die Dietfurter Metzger Stoff für fast den ganzen Abend geliefert.

In der ersten Moritat ging es um eine Armbanduhr. Passend dazu besangen sie zu der Melodie des Liedes "Wer hat an der Uhr gedreht?" das Missgeschick eines stadtbekannten Dietfurter Hochleistungssportlers. Der bekam zu seinem 60. Geburtstag eine hippe Uhr geschenkt, die ihre Tücken hatte. Trotz aller Schikanen wie Herzfrequenzmesser, eingebauter Fitnessalterberechnung und grafischer Routenanzeige gelang es ihm nicht, die Uhr zum Laufen zu bringen. Erst die Tochter fand den Fehler. Der Vater hatte schlicht und einfach vergessen, die Schutzfolie über dem Display abzuziehen.

Ein kleiner Werbeblock unterbrach die einzelnen Moritaten. Darin bedankten sich die Sänger mit dem Satz "Dieser Moritatenabend wird ihnen präsentiert von der Metzger AG, den Metzgern ihres Vertrauens!" bei den Ideengebern.

Dann ging es um eine Hochzeit im vergangenen Sommer in Ottmaring. Die Messe begleitete der Dietfurter Kolpingchor. Zu den Sängern gehörte auch ein Dietfurter Metzger. Da es furchtbar heiß war, waren alle in Schweiß gebadet. Besagter Metzger schwitzte besonders, weshalb er sofort nach dem Gottesdienst ins Auto sprang, um sich zu Hause frisch zu machen, bevor er zur Feier fuhr. "Es springt net o, die Elektrik spinnt, er nicht mehr aus dem Auto kimmt", sang das Quartett zur Freude des Publikums. Weiter berichteten die Sänger: "Die Fensterheber haben auch gelitten, er ist von der Außenwelt abgeschnitten."

Allen Hochzeitsgästen, die vorbeifuhren, winkte der arme Mann aus dem Auto zu. Alle Vorbeifahrenden winkten artig zurück. Erst die Tochter bemerkte die missliche Lage ihres Vaters. Sie fuhr nach Hause und holte den Ersatzschlüssel. So konnte sie ihren Vater befreien. "Schweißgebadet kommt er in Dietfurt an und zieht ungeduscht den guten Anzug an", hieß es weiter.

Die nächste Moritat handelte von drei großen Wurstplatten, die in einer Dietfurter Metzgerei bestellt worden waren. Doch die wurden zur ausgemachten Uhrzeit nicht abgeholt. Als die Angestellte im Kalender nachsah, stellte sie fest, dass die Platten erst für eine Woche später geordert worden waren. Deshalb nahm sie die Wurst kurzerhand am Abend mit zur Musikprobe. Darüber beschwerte sich keiner der Musikanten, die anstatt zu proben lieber die Platten leerten.

In der nächsten Geschichte ging es um das Blutspenden am Aschermittwoch. Da gab es diesmal keine Wienerl, sondern Käse- und Fischsemmeln. Ein Spender wunderte sich über den bereit gestellten Senf. Er strich ihn dann auf die Fischsemmel, was ihm offenbar nicht gut bekam. "Und die Moral vo dera Gschicht, Fisch und Senf vertrogn se nicht. Oder: Lachsersatz und süaßa Senf machen gerne Magenkrämpf."

Die Metzger waren in diesem Jahr fleißig. Sie lieferten auch das Material für das nächste Stück: So übergab im Sommer eine örtliche Metzgerei an eine Metzgerei aus Kipfenberg ihr Geschäft. Als die Mitarbeiterinnen davon erfuhren, wollten sie zum Spionieren fahren. Sie setzten sich Sonnenbrillen auf und versteckten sich hinter breiten Halstüchern. Zu dritt fuhren sie los. Eine nach der anderen ging in das Geschäft, um einzukaufen. Sie wollten ja schließlich wissen, was ihr neuer Chef so alles anbot. Doch dieser ließ nicht lange auf sich warten. Ihre doch wohl etwas auffällige Tarnung flog auf. Er fragte nach, ob sie wohl aus Dietfurt seien. Die dazu gemalten Bilder ließen keine Zweifel daran offen, wer da zum Spionieren nach Kipfenberg gefahren war.

In der vorletzten Moritat ging es um eine Metzgersgattin, die arge Schmerzen hatte. Sie bekam von einer Freundin den Rat, sich Traumeel-Tabletten zu besorgen, da ihr diese geholfen hätten. Sie schenkte der Metzgersfrau ein paar, die auch wirklich halfen. Um zu sparen, bestellte diese eine Großpackung im Internet. "Sie dachte bei sich, welch ein Schnäppchen und aß danach noch zwei bis drei Häppchen, der Briefträger schleppte schwer heran, ja wos denn in dem Packerl drin sein kann." Martin Neger spazierte mit einer riesigen Packung Traumeel durch die Besucher und verteilte dabei Pfefferminzbonbons. Die Metzgersfrau öffnete das Paket und entdeckte ihre bestellten Traumeel-Tabletten. Doch diese waren für Ochs und Esel. "Und die Moral vo dera Gschicht, trau online gekauften Tabletten nicht."

Die siebte und letzte Moritat des Abends handelte von einer hübschen Metzgerstochter aus Dietfurt. Aus Gründen der Privatsphäre gab es zu diesem Stück kein Bild. Weshalb, das wurde bald klar. Zu Beginn der Moritat zogen sich die Sänger eine dunkelrote Schürze an. Im August, es war sehr heiß, da schlüpfte besagte Metzgerstochter nur in Unterwäsche, damit sie nicht so schwitzen musste. Darüber zog sie sich eine Schürze und machte sich an die Hausarbeit.

Als es an der Haustür läutete zog sie völlig unbedacht Schürze aus und öffnete die Tür. Vor ihr stand der Paketfahrer. Dass sie nur sehr leicht bekleidet war, merkte sie erst, als dieser einen roten Kopf bekam.

Mit dem Lied "Wer hat an der Uhr gedreht?" verabschiedeten sich die vier Moritatensänger unter tosendem Applaus. Sie luden alle zur zweiten Runde ihres Bänkelgesangs ein mit neuem Programm bei gleichen Uhrzeiten und Wirtshäusern.

Die zweite Tournee findet am Sonntag, 24. Februar, statt zu folgenden Zeiten und in folgenden Gaststätten: 16 Uhr Café Untermühle in Mühlbach,
17 UhrCafé Bay.Chi, 17.45 UhrGasthaus zum Lukas, 18.30 Uhr China Restaurant, 19.15 Uhr Pizzeria Da Enzo, 20 Uhr Gasthaus Scheippl, 20.45 Uhr Gasthaus Zur Post und 21.30 Uhr Gasthaus Zum Bräu-Toni.