"Hells Negls" und jubelnde Kicker vom Kiez

23.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:50 Uhr
Besonders turbulent ging es bei den zahlreichen Fans des FC St. Pauli zu. Sie feierten den tags zuvor errungenen Derbysieg gegen den Hamburger SV. −Foto: Nusko

"Hamburg - meine Perle" hat es am Sonntagnachmittag im Herzen der Marktgemeinde Kinding geheißen. Unter diesem Motto ging vor sehr vielen Besuchern der traditionelle Faschingszug der Fosanegl über die Bühne.

 

Kinding - Nachdem sie zuletzt einen kurzzeitigen Abstecher in den Orient gemacht hatten, stellten die Brauchtumspfleger aus der Marktgemeinde dieses Mal das "Tor zur Welt" in den Mittelpunkt ihres närrischen Treibens. Dabei gab es unterhalb der Wehrkirche zahlreiche Eindrücke vom pulsierenden und nicht immer hiesigen moralischen Grundsätzen entsprechenden Leben in der Millionenstadt.

 

Während an Elbe und Alster die Wahl einer neuen Bürgerschaft in vollem Gang war, machte sich im Altmühltal eine große Schar von "Nordlichtern" auf den Weg durch die Marktgemeinde. Dabei war die von Georg Brandstetter verkörperte Drag Queen Olivia Jones die Hauptfigur. Für ihn nahm Stephan Schmidt dieses Mal beim Umzug die Rolle des Moderators ein. Ihm oblag es auch, die Akteure vorzustellen.

 

Vor allem in der ersten Hälfte der insgesamt rund 40 Beiträge dominierten Motive aus der Hansestadt. So waren Meerjungfrauen und Hochseefischer ebenso zu sehen wie Szenen vom Hamburger Fischmarkt und etliche quicklebendige Leuchttürme. Dem Thema entsprechend hatten sich zudem etliche Rocker der "Hells Negls" unter das närrische Volk gemischt. Unmittelbar nach ihnen folgten Polizisten aus der Davidswache und die Landjugend Haunstetten präsentierte Darsteller aus dem Musical König der Löwen.

 

Eine große Gruppe aus Beilngries war als Fans des Hamburger Kult-Fußballclubs FC St. Pauli mit von der Partie. Nachdem dieser erst rund 24 Stunden zuvor das Stadtderby gegen den Hamburger SV mit 2:0 gewonnen hatten, war es kein Wunder, dass die Fans besonders ausgelassen feierten. Da ging es bei den ebenfalls vertretenen Anhängern der unterlegenen Mannschaft verhaltener zu. Und selbst das Wetter passte zum Thema. So wehte vor allem gegen Ende der Veranstaltung die eine oder andere steife Brise durch die Marktgemeinde. Indes blieb es sehr zur Freude der Organisatoren trocken. Dies freute Oberfosanegl Thomas Mahler und seine Mitstreiter ganz besonders. "Wir waren alle ganz brav, da kann nichts passieren", zeigte er sich zu Beginn des Umzugs zuversichtlich.

 

Wie in den Jahren zuvor waren beim Kindinger Faschingszug auch wieder etliche Vereine und Gruppen aus der Umgebung mit von der närrischen Partie. So gab es zum Beispiel Eskimos aus Irlahüll und Buch sowie Bauarbeiter aus Greding, Landerzhofen und Attenhofen. Teilnehmer aus Röckenhofen befassten sich mit dem Pflegenotstand, bei der Landjugend Petersbuch/Kaldorf ging es um den Klimawandel und der Kindinger Ortsteil Erlingshofen präsentierte eine stattliche Almhütte.

 

Natürlich marschierten auch die Fosanegl wieder mit. Sie ließen nicht nur ihre Goaßln schnalzen, sondern erwiesen sich auch als Freunde der zahlreichen Kinder unter den Besuchern. Indes ließen es sich die Maskierten erneut nicht nehmen, etliche Zuschauer zu necken.

 

Weitere Brauchtumspfleger beim Umzug waren die Faschingsvereine aus Enkering, Greding und Kipfenberg sowie die Haunstettener Schewerer. Für einen Farbtupfer sorgten wieder zwei Guggenmusik-Gruppen, die Weißahoarer Giggalesbronzer und die Guggenmusi Isny. Zudem waren die Original Altmühltaler Blaskapelle aus Beilngries und die Musikkapelle Pollenfeld dabei. Einen originellen Schlusspunkt setzte der Männergesangverein Haunstetten. Er verriet, dass man im Kindinger Ortsteil Diskussionen um das nächtliche Läuten der Kirchenglocken ganz gelassen verfolgen könne. Schließlich sei das örtliche Geläut schon seit längerer Zeit außer Betrieb.

DK

 

 

 

Hans Nusko