Beilngries
Einst per Bahn oder mit dem Rad zum Kicken gefahren

Fußballer des 1. FC Beilngries verzeichnen zum dritten Mal eine unfreiwillige Unterbrechung des Spielgeschehens

22.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:41 Uhr
Mit dieser Mannschaft nahm der 1. FC Beilngries erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg wieder am Spielbetrieb teil (links). Zu den Gründungsmitgliedern zählten Johann Haas (rechtes Bild von links), Josef Thumann, Anton Schröder und Gabriel Weikl. −Foto: Nusko (Repros)

Beilngries - Der 1. FC Beilngries feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Als aus diesem Anlass vor sechs Wochen ein großer Festakt stattfand, war noch nicht abzusehen, dass man ausgerechnet im Jubiläumsjahr sämtliche sportliche und gesellschaftliche Aktivitäten auf derzeit noch nicht absehbare Zeit einstellen musste. Damit gibt es in der Vita des mitgliederstärksten Vereins in der Großgemeinde ein weiteres besonderes Kapitel.

Wie ein Blick ins Vereinsarchiv zeigt, gab es in der Altmühlstadt vorher nur zweimal längere Unterbrechungen des sportlichen Geschehens. Die erste fand bereits vor der offiziellen Gründung des Vereins im Jahr 1920 statt. Sport wurde zu Füßen von Schloss Hirschberg nämlich schon seit dem Jahr 1895 betrieben. Zunächst bot ein Turnverein Geräteturnen sowie Leichtathletik an. Im Jahr 1909 wurde man auch in Beilngries auf den Fußball aufmerksam; bereits im folgenden Jahr entstand erstmals eine Fußballmannschaft. Dies führte indes zu Rivalitäten zwischen Turnern und Fußballern. Doch mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 waren die sportlichen Aktivitäten gut vier Jahre lang vorbei.

Im Jahr 1919 fand sich erneut eine Fußballmannschaft zusammen. Aus deren Reihen ging im Februar 1920 der Fußballclub Beilngries hervor. Dessen erster Trainingsplatz war die Eierwiese, gespielt wurde auf verschiedenen Wiesen im Tal sowie ab dem 1. Mai jeden Jahres auf der Arzbergebene. Die nun organisierten Kicker absolvierten zunächst nur Freundschaftsspiele. Dabei trat man unter anderem gegen Mannschaften aus Nürnberg, Feucht, Neumarkt, Berching, Dietfurt, Riedenburg oder Eichstätt an. Zu Auswärtsspielen fuhren die Beilngrieser entweder mit dem Zug oder mit dem Fahrrad.

Erst 1927 erfolgte der Eintrag ins Vereinsregister. Nun rollte der Ball quasi offiziell, aber schon zehn Jahre später gab es wegen der politischen Entwicklung erneut kaum noch Fußballspiele. Dies galt umso mehr mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939. Die Unterbrechung dauerte bis zum August 1945. In diesem Monat entstand mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung aus dem ehemaligen FC Beilngries der 1. FC Beilngries. Michael Bändl übernahm den ersten Vorsitz. Erich-Peter Ramsch war dessen Stellvertreter und zudem Spielleiter; auch Anneliese Gack gehörte dem damaligen Vorstand an.

Das erste Freundschaftsspiel als neuer Verein bestritt der 1. FC Beilngries gegen eine Soldatenmannschaft aus dem seinerzeitigen ungarischen Lazarett in Hirschberg. Bei ihrem 9:1-Sieg stellte die neue Elf ihre Spielstärke unter Beweis. Der 1. FC Beilngries wurde 1946 dem Fußballbezirk Oberpfalz zugeteilt, aber er wechselte kurz danach wegen der günstigeren Verkehrsverbindungen in den Bezirk Mittelfranken. Zu dieser Zeit nahm sich der Verein auch der Sanierung des längst nicht mehr existierenden Beilngrieser Altmühlbads an. Mitglieder reparierten Kabinen und bauten mit großem finanziellen Aufwand einen neuen Steg über die Altmühl. Mit Gabriel Weikl fungierte ein FC-Mitglied zudem als Bademeister. Erst 1961 gab der Verein das Schwimmbad an die Stadt Beilngries zurück.

Zu diesem Zeitpunkt spielte schon längst nicht nur der Fußball eine Rolle beim 1. FC Beilngries. Man organisierte große Leichtathletikfeste, gründete schon 1946 eine Turnabteilung für Damen. Ihr folgte 1947 eine Schachabteilung, die zehn Jahre später zu einem eigenen Verein wurde. Schon 1951 wurde erstmals eine Tischtennisabteilung gegründet; 1961 riefen die Gebrüder Rindt eine Turnabteilung ins Leben, der im Laufe der Zeit weitere Sparten folgten. Nicht zuletzt errichtete der 1. FC Beilngries schon vor gut 70 Jahren einen eigenen Sportplatz.

Weil auf dem zunächst genutzten Spielfeld auf der Bauernwiese in jedem Jahr auch das Volksfest stattfand, beschloss der Verein, südöstlich davon ein dauerhaftes Domizil zu erstellen. Es erhielt Pfingsten 1949 die kirchliche Weihe. Aber schon 20 Jahre später musste dieser Fußballplatz dem Neubau der Hauptschule weichen.

Seit August 1969 spielt der 1. FC Beilngries nun im Altmühlstadion. Wann dort der Ball wieder rollt, steht derzeit ebenso in den Sternen wie die Wiederaufnahme der Aktivitäten in den mittlerweile sieben weiteren Sparten des Vereins.

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