Dietfurt
Eine exklusive musikalische Kostprobe

Armin Reinsch will Werk eines vergessenen Dietfurter Komponisten mit dem Kirchenchor einstudieren

12.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr
Sehr beeindruckt war Heimatpfleger Franz Kerschensteiner (r.), als Chorleiter Armin Reinsch mit der Hörprobe der Orchestermesse von Laurentius Ott das Werk erstmals in Dietfurt, dem Geburtsort des Komponisten, hörbar machte. −Foto: Götz

Dietfurt (gtz) Ein in der Lautlosigkeit verharrendes musikalisches Erbe des aus Dietfurt stammenden Augustinerchorherren Laurentius Ott mit neuem Klang zu beleben, hat sich Armin Reinsch, der Leiter des Chors der Stadtpfarrkirche Dietfurt, vorgenommen.

Die ersten Schritte des ehrgeizigen Projektes sind bereits getan. Im Frühjahr konnte sich der Kirchenmusiker mit Unterstützung durch Heimatpfleger Franz Kerschensteiner in München in die musikalische Hinterlassenschaft von Ott vertiefen und einige Werke daraus auswählen. Inzwischen wurden die Papiere kopiert. In fleißiger Ferienarbeit hat Reinsch die Partitur von 160 Seiten für eine Orchestermesse mit einem Notationsprogramm in seinen Computer übertragen und damit hörbar gemacht. Die "Missa solemnis et brevis in C" hat der junge Musiker nun dem Heimatpfleger vorgestellt.

Dem einstigen Musikdirektor des Klosters Weyarn, das durch Jahrhunderte religiöser und kultureller Mittelpunkt der oberbayerischen Region und wegen seiner Musikerziehung berühmt war, bescheinigt Reinsch eine sehr saubere und lesbare Handschrift, die ihm die Arbeit wesentlich erleichterte. Durchaus anspruchsvoll sind die Orchesterstimmen des Werkes, das 1787 zur Zeit Mozarts entstand und dem Stil des großen Klassikers ähnlich ist. Immer ideenreicher werde die Musik der Festmesse, schickte Reinsch voran, bevor er den Heimatpfleger die Klänge des Musikers hören ließ, der 1748 in Dietfurt als Sohn des Gerichtsprocurators geboren wurde, mit zehn Jahren ins Studienseminar Neuburg kam, in München bei den Jesuiten studierte und 1767 in Weyarn den Ordensnamen Laurentius Justinianus bekam.

Kerschensteiner freute sich, als das Kyrie heiter und temperamentvoll erklang, das Gloria mit schönen Melodien und effektvollen Passagen der Instrumentalmusik wirkte. Sehr hörenswert präsentierte sich das Werk des ehemaligen Dietfurters, der das Musikleben in Weyarn im 18. Jahrhundert zu großer Blüte führte. Das Weyarner Orchester war dem kurfürstlichen Orchester in München gleichrangig, bemerken doch alte überlieferte Schriften, die dem Musikunterricht und den Musikaufführungen durch Elementarschüler, Seminaristen und Chorherren des Klosters höchste Qualität attestieren.

Dem kurzen getragenen Sanctus folgte das Benedictus für die Solisten, deren Ausdruck sich Reinsch bereits lebhaft ausmalte. "Sehr harmonische und logische Musik", freute er sich, als auch das Agnus Dei verklungen war. Als Fachmann hat er inzwischen auch Rudolf Pscherer, den ehemaligen Musikpräfekten des Priesterseminars Eichstätt, zu Rate gezogen, den die Weyarner Musik ebenfalls sehr beeindruckt hat und der seine Unterstützung bei der weiteren Bearbeitung zugesichert hat.

Auch Diözesanmusikdirektor Christian Dostal, der in Dietfurt als Regionalkantor noch in guter Erinnerung ist, soll hilfreich zur Seite stehen. "Es werden noch einige Stunden Arbeit nötig sein", weiß Reinsch, der sich mit großem Eifer der Möglichkeit annimmt, die sich geboten hat, und der sich sehr auf die geplante Aufführung zu Ostern freut.

"Vielleicht gelingt es sogar, im vorweihnachtlichen Konzert schon ein Lied von Ott zum Vorgeschmack anzustimmen", meint er, der die Mozarterfahrung des Chores als gute Grundlage und Garanten für die Harmonik sieht. Stattliche Probenarbeit erwartet auch den Kirchenchor, auf dessen Probenplan künftig auch die Einstudierung der Messe steht, die zum österlichen Hochamt als eine Wieder-Uraufführung in der Stadtpfarrkirche Dietfurt erklingen soll, wo der Komponist vor 270 Jahren getauft wurde.