Eglofsdorf
Sorgfalt bis ins Detail

In Eglofsdorf müssen nur 49 Stimmen ausgewertet werden – Briefwahl verzerrt das Ergebnis

23.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr

Trotz aller Übersichtlichkeit bei den Stimmzetteln schaut das Team von Wahlvorstand Franz Schmidtner in Eglofsdorf genau hin. Von 95 Wahlberechtigten gaben 49 ihre Stimme am Sonntag ab, 24 hatten sich bereits zuvor entschieden - Foto: Schoplocher

Eglofsdorf (DK) Es mag nach wenig Aufwand klingen, wenn die Statistik für Eglofsdorf 49 abgegebene Stimmen ausweist. Doch auch diese müssen gezählt, sortiert und mitsamt Protokoll ins Rathaus gebracht werden. Und das Wahllokal ist genauso lange besetzt wie in den großen Bezirken.

In einer guten Viertelstunde war das Team um Wahlvorstand Franz Schmidtner das erste Mal durch. Allerdings galt es dann, einen Beschluss zu fassen, denn ein Eglofsdorfer hatte bei der Zweitstimme zwei Kreuze gemacht. Da der Wählerwille nicht eindeutig erkennbar war, lautete das Urteil der sechs Männer „ungültig“. Alltag im Wahllokal? Schmidtner lacht. „Eher nicht“, sagt das Stadtratsmitglied, das es wissen muss. Über 30 Jahre ist er bereits als Wahlvorstand tätig. „Angefangen hat alles mit der Frage, ob ich mal aushelfen könnte“, wie er später im Rathaus bei der Übergabe der Unterlagen verrät.

Da ist es bereits 19.12 Uhr und die Eglofsdorfer sind für ihre Verhältnisse spät dran. „Bei der Schnellmeldung sind wir immer die Ersten“, wissen seine Kollegen. „Aber darauf brauchen wir uns nichts einbilden“, schmunzeln sie. Keine Frage, die Stimmung ist gut. Während Josef Schneider, Michael Datzmann, Karl Waffler, Bernhard Mödl und Manfred Nikol auszählen, herrscht Ruhe im Gasthaus Schmittlein, das zugleich als Wahllokal fungiert. „Wir arrangieren uns. Der hintere Bereich gehört uns und den Wählern, der vordere den Gästen“, berichtet Schmidtner. Reger Betrieb hätte an diesem Tag nur zur Frühschoppen-Zeit geherrscht. Dessen Besucher waren „dezent interessiert“, berichtet Schmidtner. Um 18 Uhr ist außer den Helfern und Michael Schmittlein allerdings niemand da. „Die kommen erst nach 7 Uhr, damit sie sich über die Ergebnisse unterhalten können“, wissen die Ehrenamtlichen und der Gastwirtssohn. Dieser ist es auch, der gegen 18.40 Uhr, als die Wahl in dem kleinsten Beilngrieser Stimmbezirk ausgewertet ist, die ersten bundesweiten Trends vermelden darf. „Nein, wir haben absolut noch nichts mitgekriegt“, erklären Schmidtner und Co. zu diesem Zeitpunkt.

Viel Zeit zur Analyse bleibt nicht. Wie alle Verantwortlichen muss auch Schmidtner nach Beilngries fahren, um die gesammelten Unterlagen im Rathaus abzugeben. Nicht benötigte Stimmzettel, Wählerverzeichnis, Niederschrift, aber auch die Papiere, auf denen die Eglofsdorfer ihre Kreuze gemacht haben – Letztere stecken in verschiedenen Päckchen.

Ehe diese endgültig verpackt und versiegelt werden, überprüfen die Eglofsdorfer noch einmal alles. „Halt, jetzt wart Ihr zu schnell.“ Mit diesen Worten musste Schmidtner seine Helfer einmal sogar sanft zurückpfeifen: Die Stimmzettel, in denen Erst- und Zweitstimme anderen Parteien zufallen, müssen in einem eigenen Stapel erfasst werden. Als dann nachgezählt ist, gibt es ein Lob: „49, passt. Heh, gut seid Ihr“, sagt Schmidtner.

Dass nur 49 Stimmzettel in der Urne im Gasthaus gelandet sind, wird am Abend ebenso Gesprächsstoff sein wie die Bundespolitik. Wer denn nun etwa in dem Ortsteil die NPD gewählt haben könnte, wird hingegen nicht thematisiert. „Das interessiert nicht.“ Was die Eglofsdorfer allerdings schon beschäftigt, ist die Wahlbeteiligung, die für sie magere 51,6 Prozent ausweist. „Aber wir hatten 24 Briefwähler, die uns nicht zugeschlagen werden“, erklärt Franz Schmidtner. Bei 95 Wahlberechtigten verfälsche dies jedes Resultat. Denn unter Einbeziehung derer, die ihr Kreuzchen schon vorab gemacht hätten, läge man bei fast 77 Prozent. „Hier wird das Wahlrecht meist noch als Wahlpflicht gesehen“, erklärt er. Auch die Aufteilung auf Parteien sei im Grunde nicht aussagekräftig. Mit diesen Zahlen sei man Schmidtners Meinung nach an einer Grenze. Ob da die Aufrechterhaltung des Stimmbezirks Sinn mache, müsse kritisch hinterfragt werden.