Dietfurt
Taiji-Bailong-Ball ebnet Weg zu Stefan Raab

02.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Eifrige Sportler: Auch wenn noch nicht alles perfekt klappt, sind die Absolventen des europäischen Trainerlehrgangs im Taiji-Bailong-Ball in der Dietfurter Sieben-Täler-Halle mit viel Freude und Begeisterung bei der Sache. - Foto: Rieger

Dietfurt (DK) Die europäische Trainerausbildung im Taiji-Bailong-Ball hat Station in Dietfurt gemacht. Bei dieser Sportart handelt es sich um eine 1992 in China erfundene Form der Bewegungskunst, gekennzeichnet durch dynamische und fließende Aktionen mit einem Sand gefüllten Ball und Schläger.

Die Sieben-Täler-Halle ist erfüllt von dynamischen, fließenden Bewegungen. Im Rhythmus der asiatisch meditativen Musik wirkt jeder Schritt der Spieler anmutig. Fast entsteht das Gefühl, die Personen und deren Spielgeräte wären eins. Bei Fritjof Nelting, amtierender Europameister und Vertreter der Taiji-Bailong-Ball-Association (TBBA), klappt das, die Bewegungen wirken schwerelos und flüssig. Bei den übrigen 20 Sportlern jeden Alters funktioniert das Zusammenspiel zwischen Körper und Racket nicht immer perfekt.

"Nicht zum Ball schauen, ihn einfach spüren", weist Nelting seine Schützlinge an. Sein inneres Gleichgewicht zu finden und ruhig zu werden, dabei könne Taiji-Bailong-Ball helfen, erklärt der Ausbilder.

Der Sport stellt eine Verschmelzung der östlichen und westlichen Kulturen und Bewegungsphilosophien dar. Diese Vermischung ist schon am Namen der Sportart abzulesen. Taiji steht für das Finden des Gleichgewichts. Bailong hat zwei Bedeutungen: Zum einen trägt der chinesische Erfinder des Spiels den Namen Bai-Rong, zum anderen lautet die Übersetzung "Weißer Drache". Im Chinesischen steht die Farbe weiß für den Westen, der Drache für die dynamischen, runden Bewegungen. Dieses Wechselspiel der Kulturen ist stellvertretend für die Sportart.

Die Trainerausbildung in Dietfurt soll "die Grundkenntnisse vermitteln", erläutert Nelting. Der Kurs ist in zwei Blöcke aufgegliedert, von denen einer in dieser Woche absolviert wurde, der andere im August stattfindet. Durch das Programm werde eine gute Basis gelegt, die es den Teilnehmern ermöglicht, das Spiel zu lehren und weiter zu transportieren, erläutert Nelting.

Sowohl Neulinge als auch aktive Trainer, die ihre Fähigkeiten auffrischen wollen, sind mit Eifer bei der Sache. Als wichtigen Aspekt der Ausbildung bezeichnet Nelting die Eigenverantwortung der Teilnehmer. "Die Aufwärmprogramme werden oft von verschiedenen Personen gestaltet", sagt der Europameister. Die Auszubildenden bekämen dadurch ein Gefühl für Menschenführung, das es erleichtere, bei anderen Fehler zu erkennen und ihnen Wege aufzuzeigen, sich zu verbessern.

"Taiji-Bailong-Ball ist in erster Linie ein Kampf mit sich selbst", erläutert Nelting. Es gehe nicht um einen Wettkampf, sondern um Bewegung ohne Aggression.

Und das ist den Sportlern an diesem Morgen anzumerken. Jeder ist mit guter Laune bei der Sache. Auch misslungene Aktionen rufen keinen Ärger oder Frust hervor, sondern nur den Ansporn, es eben beim nächsten Versuch besser zu machen. "Wir in Europa gehen sehr verbissen an die Sachen heran, das überträgt sich auch auf den Sport", merkt Nelting an. Beim Taiji-Bailong-Ball stelle der Ball den Feind und das Problem dar. Das Spiel eröffne aber Alternativen, mit der Situation umzugehen. Neben dem im Westen gebräuchlichen Schlagen offenbare sich dem Spieler die Option, das Problem spielerisch zu lösen und die Kraft des Feindes in die eigene umzuwandeln. Mit Bewegungskunst und Lebenspflege sei die chinesische Sportart wohl am treffendsten zusammenzufassen, schloss Nelting.

In China hat die Sportart bereits einen enormen Boom erlebt, mehrere Millionen Menschen üben sie aus. Auch in Europa ist diese Form der Bewegungskunst auf dem Vormarsch. Sogar zu einem Auftritt bei Stefan Raabs TV Total habe er es als Vertreter der TBBA gebracht, erzählt Nelting stolz. Einer der bisherigen Höhepunkte für die in Europa noch junge Sportart war ein Auftritt bei einer Tennis-Davis-Cup-Veranstaltung. Und sogar die Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Taiji-Bailong-Ball bei einem Besuch in China schon ausprobiert.

Auf solch großer Ebene denken die Auszubildenden in Dietfurt nicht. Sie genießen einfach nur den Spaß am Spiel und die auf den Körper ausstrahlende Ruhe.