Dietfurt
Ein Ort der Stille und Begegnung

Seit 40 Jahren schöpfen Menschen aus der gesamten Region im Dietfurter Meditationshaus Kraft für den Alltag

15.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr

Sie teilen sich die Verantwortung im Meditationshaus St. Franziskus in Dietfurt: Rolf Fleiter (von links), Johannes Matthias Tumpach und Othmar Franthal. - Foto: Palm

Dietfurt (DK) Still und leise hat das Meditationshaus St. Franziskus in Dietfurt im Dezember sein 40-jähriges Bestehen gefeiert. Im Januar 1978 wurden die ersten Kurse gehalten. Seitdem ist es eine Anlaufstelle für Menschen geworden, die Kraft für die Herausforderungen des täglichen Lebens suchen.

Anfangs von den Einheimischen eher kritisch beäugt, ist das Meditationshaus schon lange nicht mehr aus der Sieben-Täler-Stadt-Stadt wegzudenken und weit über die Region hinaus bekannt. Im Gespräch mit unserer Zeitung werfen Pater Rolf Fleiter, Bruder Johannes Matthias Tumpach und Othmar Franthal einen Blick zurück und schauen in die Zukunft. Die drei Männer sind es, die derzeit mit verschiedenen Aufgaben für die Einrichtung verantwortlich sind.

Viele glückliche Umstände haben 1977 zur Gründung des Meditationshauses geführt. So hatten der Jesuitenpater Enomiya Lassalle und Pater Viktor Löw die Idee, Menschen auf der Suche nach tieferer Erfahrung - egal, welcher Religion sie angehörten - eine geistige Heimat zu bieten. In einer Zeit, in der viele Klöster geschlossen oder zusammengelegt wurden, machten sich auch die Franziskaner in Dietfurt Gedanken, wie sie zukunftsfähig bleiben könnten. Die Idee für das Meditationshaus wurde 1974 geboren, als die Brüder eines Abends zusammensaßen und diskutierten, wie man der Meditationswelle, welche die westlichen Länder erfasst hatte, ein eigenes Angebot entgegensetzen könnte.

Vor 40 Jahren wurde die japanische Zen-Halle an das Kloster aus dem Jahr 1665 angebaut. Das war gar nicht so einfach, ist aber in jeder Hinsicht sehr gut gelungen - da sind sich die Ordensbrüder und Zen-Meister Franthal einig.

Er ist Leiter des Mediationshauses. Sein Dialekt verrät, dass er aus Österreich stammt. Aufgewachsen ist er in der Steiermark. Dort hätte er den elterlichen Kfz-Betrieb übernehmen sollen, wie er erzählt. Doch das Schicksal wollte es anders. "Mit 19 Jahren wurde ich Opfer einen schweren Verkehrsunfalls", erinnert er sich. An der Schwelle zwischen Leben und Tod kam es zu einer Neuorientierung, Franthal gab seinem Leben eine neue, ganz andere Richtung.

Er schulte zum Altenhelfer um. Dann besuchte er die katholische Sozialakademie. Bevor er nach Dietfurt kam, lebte er zehn Jahre in Graz. Vor 27 Jahren zog er dann mit Ehefrau Barbara nach Dietfurt. Das Meditationszentrum kannte er von früheren Kursen, die er besucht und später gehalten hatte. Die Nahtoderfahrung und das Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit haben ihn auf den Zen-Weg gebracht. Auf diesem Weg traf er Pater Lassalle und Pater Löw. Durch sie lernte er das Dietfurter Meditationszentrum kennen. "Als ich zum ersten Mal die Meditationshalle betrat, liefen mir Tränen über das Gesicht. Ich hatte das Gefühl, heimgekommen zu sein. Es hatte sich alles zum Guten gefügt. Wenn ich an das Erlebnis von damals denke, dann bekomme ich auch heute noch eine Gänsehaut", verrät Franthal.

Seine Aufgaben sind sehr umfangreich. Dazu gehören die wirtschaftliche und personelle Leitung des Meditationshauses. Kurse müssen inhaltlich festgelegt und Referenten gewonnen werden. Mindestens fünf Kurse im Jahr übernimmt Franthal selbst. Auch um die Internetpräsenz muss er sich kümmern. Als Pater Johannes Messerer, der ehemalige Direktor des Meditationshauses, das Kloster 2007 verließ, wurde Franthal sein Nachfolger. Er bezeichnet sich nicht als Direktor, sondern als Leiter des Hauses. "Als Zen-Meister vor Ort bemühe ich mich um Wahrung der Linie und der Verbindung der großen Traditionen: Zen-Meditation und die christliche Anbindung. Diese Integration ist nicht immer leicht, doch sehe ich sie als eine meiner Hauptaufgaben", sagt er. Vor allem Pater Lassalle habe ihn nachhaltig geprägt. Er fühle sich daher dem Erbe der beiden Patres in Dietfurt verpflichtet.

Das Dietfurter Franziskanerkloster ist ein staatliches Kloster, in dem die Franziskaner das Nutzungsrecht haben. Dies gilt auch für das Meditationshaus. Das macht es oft etwas kompliziert, da vieles nicht vom Orden aus entschieden werden darf, sondern immer beim Staat beantragt werden muss.

Pater Rolf Fleiter ist seit September 2016 hier. Geboren wurde er 1947 in Westfalen. 1966 ist er dem Franziskanerorden beigetreten, 1972 wurde er zum Priester geweiht. Er ist der geistliche Leiter des Meditationshauses. Täglich wird in der kleinen Kapelle im Meditationsbereich eine Eucharistiefeier angeboten. Pater Rolf, der die Messen zelebriert, erlebt, dass mindestens ein Drittel der Kursteilnehmer daran teilnehmen. Nicht wenige Besucher erfahren durch die Wirkung der Zen-Meditation die Eucharistiefeier neu und können ihren Glauben vertiefen oder einen neuen Zugang finden. "Für viele ist das Meditationshaus zur geistigen Heimat geworden. Hier schöpfen sie Kraft für ihren Alltag und können sich zur Besinnung zurückziehen", so Pater Rolf. St. Franziskus will ein Ort der Begegnung für Menschen aller Kulturen sein. Jeder ist willkommen. Der Geist der Toleranz ist in diesem Haus überall zu spüren.

Auch Pater Rolf ist die Zen-Meditation nicht unbekannt: Im Laufe seiner unterschiedlichsten Wirkungsstätten kam er immer wieder mit Zen in Berührung. Er sagt über sich selbst: "Die Meditation im Stile des Zen hat wesentlich zur Vertiefung meines geistlichen Lebens beigetragen. So war ich gerne bereit, die Aufgabe im Meditationshaus zu übernehmen. Gerne will ich mich als Seelsorger für die Kursteilnehmer und viele andere einbringen."

Rolf Fleiter sieht sich als "Bruder unter Brüdern" und legt keinen besonders großen Wert darauf, als Pater bezeichnet zu werden. Er fühlt sich in Dietfurt und der Gemeinschaft im Kloster sehr wohl. Die Gespräche und Begleitung der Kursteilnehmer ist für ihn jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung und Bereicherung. Zwei kontemplative Kurse leitet er jährlich selbst in Dietfurt. Er stammt aus einer Musikerfamilie und begleitet als Ko-Referent besonders gern Musikmeditationen. Pater Rolf erzählt: "Beim Meditieren bin ich in der Anwesenheit Gottes. Je tiefer mein Gebet wird, desto weniger Worte brauche ich."

Die Abschlussmesse der Kurse wird jeweils am Samstagabend gehalten, nicht wie früher am Sonntag. So hat Pater Rolf Zeit, wenn er am Sonntag gebraucht wird, und kann aushelfen. Dies ist auch Bruder Johannes Matthias Tumpach ein großes Anliegen, denn zwei seiner Mitbrüder sind schon um die 80 Jahre alt. Bruder Johannes Matthias ist der Guardian des Hauses und somit der Leiter des Klosters. Er kümmert sich um seine Mitbrüder und alle, die im Kloster leben und arbeiten. Ebenso hat er die Klosterverwaltung inne und sorgt sich um das, was in Haus und Garten anfällt.

Weil die Patres immer älter werden, soll sich bei den Sonntagsgottesdiensten einiges ändern. Das könnte schon jetzt geschehen, da man noch gut planen kann und nicht aus der Not heraus handeln muss, wenn einer mal wegen Krankheit ausfällt. So soll ab Ostern am Sonntag ein Gottesdienst in der Klosterkirche wegfallen. Besondere Gottesdienste und Andachten sind von den Änderungen ausgenommen. Auch die Ölbergandachten finden wieder wie gewohnt statt.

Auf der Internetseite des Klosters kann man lesen: "Es hat sich bewahrheitet, was auf Pergament geschrieben in einem Kupferbehälter bei der Grundsteinlegung im Fundament eingemauert wurde: Möge dies ein Ort sein, wo die Menschen unserer Zeit finden, was sie so sehr suchen: Stille, Verinnerlichung, Gott!"