Beilngries
"Dieses Ostern bleiben wir eben daheim"

Menschen aus der Großgemeinde Beilngries erzählen, wie sie diese besonderen Festtage begehen

10.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:34 Uhr
Briefe an den Osterhasen haben Jakob und Felix Baumeister geschrieben (links) ? und Antwort erhalten. −Foto: Adam

Beilngries/Kottingwörth - Es ist ein Osterfest unter ganz besonderen Bedingungen, das den Menschen bevorsteht. Keine Familienfeste, kein Gottesdienstbesuch und auch keine Ausflüge mit Freunden. Fällt Ostern also heuer aus? Keinesfalls! Die Menschen in der Großgemeinde Beilngries sind kreativ. Unsere Zeitung hat sich umgehört, wie dieses besondere Osterfest gefeiert wird - von der jungen Familie bis zu den Senioren.

• Natürlich gibt es ihn, den Osterhasen. Jakob (2) und Felix (4) Baumeister aus Kottingwörth wissen das genau. Sie haben nämlich jeder einen Brief an ihn geschrieben - und tatsächlich Antwort erhalten. "Die beiden waren so aufgeregt, es ist wirklich eine nette Idee", erklärt ihre Mama Stephanie Baumeister. Im Internet hat sie von dem Angebot gelesen, dass Kinder einen Brief an den Osterhasen schicken können. "Sie haben jeder ein Bild gemalt und nach dem Wegschicken jeden Tag darauf gewartet, ob Antwort kommt", erzählt Stephanie Baumeister. Entsprechend groß war die Aufregung, als tatsächlich Post ankam, mit einem lustigen Schreiben und mit Geschenkgrußkarten - von Hanni Hase aus Ostereistedt, Am Waldrand 12. Jetzt freuen sich alle auf das Osterfest und zumindest die Kleinen spüren keinen Unterschied zu allen anderen bisher erlebten Ostertagen. Die Erwachsenen schon. "Wir haben uns sonst immer gegenseitig besucht. Das geht heuer halt nicht, wir bleiben daheim", bedauert Baumeister. Ausnahmen sind nur Oma und Opa, Franz und Theresia Baumeister. "Zu denen haben wir natürlich engen Kontakt, das geht ja auch gar nicht anders, wenn alle gemeinsam in einem Haus leben. Zu meinen Eltern, auch wenn sie nur wenige Meter weit weg wohnen, haben wir aber keinen direkten Kontakt seit Wochen, nur per Telefon. So wird das auch an Ostern sein." Glücklich ist die Familie über den großen Garten, in dem am Ostersonntag für die Buben Nestchen versteckt werden. "Das ziehen wir etwas in die Länge, weil es allen so viel Spaß macht. Wir stellen nicht nur zwei Osternester auf, sondern weisen auch ein wenig den Weg dahin, mit einzelnen Eiern, die der Osterhase verloren hat", verrät die Mama von Jakob und Felix. Die Buben beschäftigen sich mittlerweile gut miteinander, was nicht von Beginn an der "Daheim-Bleib-Wochen" so war. "Es gab viel Rangelei, aber mittlerweile spielen sie, es tut der Bruderbeziehung sogar ganz gut. Felix hat ja nun niemand anderen als seinen kleinen Bruder, da arrangieren sie sich." Gemeinsam basteln mit Mama oder arbeiten mit Papa und Opa im Holz oder Garten - so gingen die Tage nun bis Ostern wie im Flug vorbei. "Für die Kinder ist alles ein großes Abenteuer und das ist gut so, auch wenn es für uns ein etwas anderes Osterfest, noch dazu ohne Gottesdienst in der Osternacht, werden wird", sagt Baumeister.

• Mit gemischten Gefühlen, "aber schon überwiegend positiv", schaut Monika Reisinger auf die Ostertage. Es wird das erste Mal sein, dass die Beilngrieserin diese Feiertage ganz alleine verbringt. Normalerweise war sie immer im Kreis der Familie, mit ihren Kindern und Enkeln hier in der nahen Umgebung oder bei ihren Eltern in Norddeutschland. Der Trubel mit Osternester suchen und aufgeregten Kindern um sich fällt dieses Jahr allerdings aus, eine Reise in den Norden ist ebenfalls nicht möglich. Seit Wochen gibt es für sie nur Kontakt auf Distanz. Reisinger nimmt das Unabänderliche gelassen hin. "Ich habe mir meine Wohnung hier schön geschmückt und auch einen Osterzopf gebacken. Die Tage werden sehr ruhig werden, aber deshalb muss es mir ja nicht schlecht gehen", sagt sie. Ganz ohne Gedanke an die Enkel geht es aber doch nicht: "Natürlich bekommen sie kleine Nestchen, das holen mein Sohn und meine Tochter ab, ich lege alles vor die Türe. Und wir telefonieren dann, so kann man sich auch schöne Ostern wünschen." Der Gottesdienst in der Osternacht wird ihr fehlen und auch die Speisenweihe, sagt Reisinger. Wenn das Wetter passt, will sie an den Feiertagen viel Rad fahren, alleine halt. "Nur daheim sitzen ist nichts für mich, ich bin immer viel unterwegs gewesen. Soweit möglich, muss ich das auch jetzt machen. Sonst fällt mir die Decke auf den Kopf", verrät sie und plant: "Ich schaue jetzt schon voraus und freue mich auf Ostern 2021. Und überhaupt auf die Corona-freie Zeit."

• So ähnlich geht es auch Stefanie Hochholzer. "Planen für die Zeit danach" sei ein guter Weg, um jetzt die Ausgangsbeschränkung gut hinnehmen zu können. Außer in der Arbeit hat sie seit Wochen keinen realen Kontakt zur Außenwelt. Und auch Ostern verbringt sie zu Hause oder in der nahen Umgebung, erzählt Stefanie Hochholzer. Fernsehen, Rad fahren, Walken am Trimm-Pfad und ein gemütliches Osterfrühstück mit ihrem Vater stehen auf dem Programm. "Sonst treffen wir uns jedes Jahr bei meiner Cousine und machen lustiges Osternester suchen im Garten dort. Das fällt heuer leider aus. Aber vielleicht mache ich mir einen Spaß und verstecke heuer halt für Papa ein Nest", nimmt die 24-Jährige das ungewöhnliche Osterfest überwiegend mit Humor. Langweilig sei es ihr aber schon öfter mal zu Hause - und darunter leide auch ab und zu die Laune. "Ich hatte jetzt drei Wochen frei und Fernseh geschaut bis zum Abwinken. Sogar im Garten habe ich einiges gemacht in den vergangenen Wochen, Ostereier gefärbt und einen Hefezopf gebacken. Ich bin voll häuslich geworden", erzählt Hochholzer lachend. Kontakt zu ihren Freundinnen hat sie aber doch: per Telefon und Videochat halt. "Das machen wir bestimmt auch an Ostern, ein Gruppenchat ist mittlerweile Partyersatz geworden für uns, da haben wir auch ziemlich viel Spaß." Trotzdem freue sie sich sehr, wenn endlich wieder reale Treffen möglich sind.

• Die sicherlich ungewöhnlichste Zustellung eines Ostergrußes in Form eines Blumenstraußes hat Annemarie Schleger erlebt. Die 85-Jährige lebt im Betreuten Wohnen des Roten Kreuzes Beilngries. Ihre Enkeltochter kam in der Karwoche zu Besuch - bis zur Haustüre der Wohnanlage. Damit sie ihrer Oma nicht zu nahe kommen musste beim Überreichen der Blumen, spannte sie den Strauß kurz entschlossen auf ein ferngesteuertes Auto, lenkte es mitsamt Ladung zu ihrer überraschten Oma und überbrachte so einen "Blumengruß auf Rädern". Kein Wunder, dass Schleger sich darüber riesig freute. Den Senioren in der Wohnanlage gehe es allen gut, versichert Pflegedienstleiterin Ulli Nester. Unterhaltungen gebe es mit dem nötigen Abstand oder einfach aus dem Fenster. Alle Veranstaltungen wie das regelmäßige gemeinsame Kaffee trinken oder Mensch-ärgere-dich-nicht-spielen seien allerdings abgesagt. "Viele gehen bei dem schönen Wetter gern spazieren, hier gleich im Duftgarten. Wir merken, dass die überall aufgestellten Desinfektionsmittel gut genutzt werden. Die Senioren verhalten sich sehr vernünftig", lobt Nester. Dass möglichst kein Besuch ins Haus soll, verstehen alle. Und auch die Versorgung ist gesichert: Für die Einkäufe gibt es einen wöchentlichen Service, den die Senioren, die sich selbst versorgen, nutzen können. Wer Essen aus dem Seniorenzentrum nebenan bezieht, wird von den Schwestern beliefert. "Der Essenswagen wird vom Seniorenzentrum bei uns abgestellt und wir teilen dann aus. So gibt es keinen Kontakt", erklärt Nester. Das Pflegepersonal arbeitet bei allen Arbeiten mit Mundschutz und das ist das Einzige, mit dem manche Heimbewohner etwas hadern. "Aus einem ganz einfachen Grund: Wir sind damit schwieriger zu verstehen. Aber es ist halt nötig. Und wir sind froh, dass wir keinen Mangel haben, wir sind mit allen Schutz- und Pflegemitteln gut ausgestattet", sagt Nester und fasst in einem Satz das zusammen, was wohl auf jeden Einzelnen heuer zutrifft: "Das Osterfest werden wir schön feiern, soweit das eben geht."

DK