Kipfenberg
Die alten Römer und ihre Wunderwaffen

31.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:16 Uhr
Ein römisches Katapult im Praxistest: So sieht eine der von Josef Mederer nachgebauten Militärmaschinen aus. −Foto: Mederer

Kipfenberg - Einige hochspezialisierte Großwaffen der Römer sind von diesem Sonntag, 2. August, bis zum 13. September im Römer- und Bajuwarenmuseum auf der Burg Kipfenberg zu sehen.

Sie ergänzen die laufende Sonderausstellung "Holz macht Sachen". Start- und Höhepunkt der kleinen Präsentation ist ein Praxistest an diesem Sonntag durch eine Abordnung der "Legio III Italica Pia Fidelis" ab 10 Uhr im Außenbereich der Burg.

Ein Umweltsiegel für nachhaltige Waldwirtschaft hätten die Römer gewiss nicht verdient. Ganze Waldstriche holzten sie ab, um mollig warmes Badewasser für ihre Thermen zu gewinnen. Und klafterweise verbauten sie die Stämme zu Kastellen, Wachtürmen und kilometerlangen Palisaden - so auch in der hiesigen Limes-Region. Die großen römischen Angriffswaffen kosteten einiges an Holz. Einen ganzen Pulk technisch ausgefeilter Wurfwaffen und Geschosse - Katapulte, Bliden und Ballisten - haben die römischen Truppen damals quer durch Europa gekarrt. Und wenn die Maschinen zu sperrig waren zum Transport, dann wurden sie vor Ort aus dem vorhandenen Holz kurzerhand neu zusammengebaut. Kein Zweifel, mit ihren gefährlichen Hightech-Waffen haben die Römer ihre Gegner in Angst und Schrecken versetzt, wenn die Pfeile plötzlich aus scheinbar heiterem Himmel auf sie herabgeprasselt sind. Besonders gefürchtet war der Scorpio, ein zweiarmiges sogenanntes "Torsionsgeschütz", das seine Energie über einen ausgefeilten Spannmechanismus gewann. Seine Durchschlagkraft soll so immens gewesen sein, dass ganze Schweinehälften bei Eintritt der Pfeile regelrecht verkohlen, wie Wissenschaftler der Uni Osnabrück im Feldversuch jüngst herausgefunden haben.

Mit Schweinehälften wird am Römer- und Bajuwarenmuseum aber nicht hantiert, wenn die Abordnung der "Legio III Italica Pia Fidelis" einige der römischen Wunderwaffen am 2. August testet. Der Hirnstettener Josef Mederer, ein profunder Kenner römischer Militärausrüstung, hat ein ganzes Arsenal dieser Kriegsmaschinen nach antiken Befunden nachgebaut. Während der ganztägigen Vorführung lässt er sich zusammen mit seinen römisch gewandeten Gefährten der Legio bei Schießübungen über die Schulter schauen. Interessierte Besucher erfahren, was der Unterschied zwischen Blide und Balliste ist, wie viele Pfeile ein römischer Skorpion in der Minute abschießen kann und welche Maschine wann im Feld zum Einsatz kam.

Wer will, kann das Spektakel auch aus der sicheren Entfernung des Museums-Biergartens beobachten. Im Anschluss an die ganztägige Präsentation wandern die hölzernen Wunderwaffen ins Museum, wo sie bis zum 13. September als Bereicherung zur laufenden Sonderausstellung "Holz macht Sachen" zu bestaunen sind.

DK

Anne Müller