"Geschichte ist ein riesiges Frühwarnsystem"

19.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:12 Uhr
Wichtiger Gedenktag: In Hirschberg sprach unter anderem der Vorsitzende der örtlichen Feuerwehr, Thomas Sedlmeier (l.). Beim Kriegerverein Wolfsbuch/Arnbuch wurden Ehrungen vorgenommen. −Foto: Patzelt

In der ganzen Großgemeinde Beilngries haben die Menschen am vergangenen Wochenende der Opfer von Kriegen, Gewalt und Terror gedacht. Vielfach wurde an das Ende des Ersten Weltkriegs vor genau 100 Jahren erinnert. Auch der Appell, in der heutigen Zeit entschieden für den Erhalt des Friedens einzutreten, war vielerorts zu hören.

KOTTINGWÖRTH
Die Pfarrei Kottingwörth hat am Samstagabend mit einem Gottesdienst und Kranzniederlegungen am Kriegerdenkmal der Vermissten und Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht. "Jeder Gefallene ist für uns ein Mahnmal für den Frieden", mahnte Kaplan Thomas Attensberger. "Wir sollten alles zu seiner Aufrechterhaltung tun und Gott danken, dass wir in Frieden leben können." Nach den Fürbitten wurden die Namen der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege aus Kottingwörth, Grögling, Leising und Vogelthal unter dem Klang der großen Glocke verlesen.

Eskortiert von Fahnenabordnungen der Kriegervereine und Feuerwehren von Kottingwörth und Vogelthal, die wieder mit einem Fackelzug, angeführt von der Kolpingkapelle Töging, zur Kirche marschiert waren, legten Alois Herrmann und Brigitte Frauenknecht im Namen der Kriegervereine und der Stadt am Ehrenmal Kränze nieder. Die Ortssprecherin und Stadträtin bedauerte in ihrer Ansprache die weltweite Zunahme von nationalistischen Tendenzen, die eine Gefahr für den Frieden seien. Sie erinnerte neben den Opfern der beiden Weltkriege auch an die Opfer von Verfolgungen und Gewaltexzessen in der heutigen Zeit. "Wir hier kennen das Leid der Kriege - Gott sei Dank - nicht mehr."

Diese abschließende positive Aussage hat auch eine Kehrseite, die vor allem vom Kriegervereinsvorsitzenden Rudolf Paulus immer wieder beklagt wird: 100 Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs scheint die Erinnerung an das unsägliche Leid allmählich zu verblassen beziehungsweise das Interesse daran deutlich nachzulassen. Auch der an Opfern noch reichere Zweite Weltkrieg ist schon fast ein Dreivierteljahrhundert vorbei. Nur die älteren Jahrgänge haben seine Opfer noch gekannt. Der mittleren und jüngeren Generation fehlt der persönliche Bezug zu den vorgelesenen Namen. Die im Vergleich zu früheren Jahrzehnten viel geringeren Teilnehmerzahlen am Volkstrauertag zeigen diese Entwicklung. Dabei gebe es keinen geeigneteren Tag als diesen, um in die Vergangenheit zurückzublicken und sich bewusst zu machen, dass der Friede keine Selbstverständlichkeit ist. Der amerikanische Journalist und Friedensaktivist Norman Cousins hat es auf den Punkt gebracht: "Geschichte ist ein riesiges Frühwarnsystem."

jwt  

ASCHBUCH
Auch heuer standen die Feierlichkeiten anlässlich des Volkstrauertages im Mittelpunkt der Gedenkveranstaltung des Krieger- und Kameradenvereins Aschbuch. Am Sonntagvormittag fand man sich zum Gottesdienst in der Pfarrkirche in Kirchbuch ein. Der Ortsgeistliche Edward Kabba ging in seiner Ansprache der Frage nach, wie Gott es zulassen konnte, dass die zwei Weltkriege so viel Leid und Schrecken über die Menschheit brachten. Er wies darauf hin, dass es in erster Linie fehlende Liebe der Menschen sei, die so etwas zulasse. Er mahnte eindringlich, sich wieder mehr dem Grundsatz von Liebe, Respekt und Wertschätzung zu widmen.

Nachmittags fand man sich am Friedhof in Aschbuch am Kriegerdenkmal ein. Bürgermeister Alexander Anetsberger ging auf den besonderen Jahrestag "100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs" ein. Noch mehr hob er jedoch den geschichtsträchtigen 9. November 1918 hervor. Erstmals konnte der Beginn einer Demokratie in Deutschland verzeichnet werden, der jedoch schon recht bald durch die Schrecken des Nationalsozialismus wieder eingeholt werden sollte. Anetsberger wies warnend darauf hin, dass es auch in diesen Tagen in zahlreichen Ländern wieder nationalistische Bestrebungen gebe. In der Hoffnung auf dauerhaften Frieden legte der Bürgermeister im Namen der Stadt einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder.

Erster Vorsitzender Stefan Schöls ging in seiner Ansprache auf den Film "Wege zum Ruhm" mit Kirk Douglas als Hauptdarsteller ein. Darin hatten sich französische Truppen im Ersten Weltkrieg geweigert, noch einmal aus ihren Schützengräben zu klettern, um schwer befestigte deutsche Stellungen erneut anzugreifen. In einem ersten erfolglosen Versuch waren zahlreiche ihrer Kameraden ums Leben gekommen. Der kommandierende französische General nahm dies zum Anlass, den Befehl an seine eigene Artillerie zu geben, das Feuer auf die eigenen Kräfte zu eröffnen. Dies wurde jedoch dank eines verantwortungsvollen Kommandanten nicht umgesetzt. Um jedoch ein Exempel zu statuieren, wurden kurze Zeit später drei zufällig ausgewählte Soldaten unschuldig zum Tode verurteilt. Schöls nahm dies zum Anlass, aufzuzeigen, welche Grausamkeiten Kriege mit sich bringen, und er mahnte an, dass die Erinnerung an diese grausamen Zeiten niemals vergessen werden dürfe.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch das Abspielen des Liedes vom Kameraden und der deutschen Nationalhymne durch die Wolfsbucher Blaskapelle. Ihren Abschluss fand die Veranstaltung bei einem gemütlichen Beisammensein in einem örtlichen Gasthaus.

DK  

HIRSCHBERG
In einem feierlichen Gottesdienst hat die Pfarrgemeinde Hirschberg nicht nur der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege gedacht, sondern auch der Opfer sexuellen Missbrauchs. Für den gesanglichen Rahmen sorgte der Sankt-Sebald-Chor aus Schwabach. An der Messe, die der Eichstätter Diözesanpriester und Hausgeistliche Pius Schmidt zelebrierte, nahmen neben den Fahnenabordnungen der Hirschberger Feuerwehr und der Schützen auch Bürgermeister Anetsberger und Ortssprecher Peter Röll teil. Spalier stand eine Soldatenabordnung.

Mit einem Lied aus der Schubertmesse eröffnete der Sankt-Sebald-Chor den Gottesdienst. Die Leitung lag in den Händen von Hartmut Kawohl aus Windsbach. Am Keyboard spielte Katharina Nowotny. Der Geistliche betonte, dass der 18. November nicht ausschließlich dem Gedenken der Opfer der Weltkriege, der Vertreibung und der Terroranschläge gewidmet sei. Papst Franziskus und die deutschen Bischöfe hatten diesen Tag auch als europäischen Gedenktag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch vorgeschlagen. Besonders die Kyrie-Rufe waren diesem Thema gewidmet: "Wir wollen auf die Geschichten der Opfer hören und an ihrem Schmerz Anteil nehmen. Wir wollen über die Verantwortung sprechen, die jeder in sich trägt. Und wir wollen schweigen, wo Erklärungen und Ratschläge nicht angebracht sind."

In seiner Predigt ging der Diözesangeistliche vor allem auf die Trauer ein. Diese müsse man zulassen. "Ünfähigkeit zur Trauer richtet nur Schaden an." So manches Unrecht werde in diesem Leben keine Gerechtigkeit finden. Selbst die Apokalypse, die sich in Visionen, Träumen, Abschiedsreden, Weissagungen mit dem kommenden Weltende befasst, könne ein Art Trostbotschaft sein. "Lass alle Verantwortlichen Wege des Friedens gehen", hieß es dann in den Fürbitten.

Angeführt von einer Soldatenabordnung mit brennenden Fackeln ging es anschließend im Schweigemarsch zum Ehrenmal. Bevor Anetsberger im Auftrag der Stadt eine Blumenschale abstellte, erinnerte er noch einmal an den vor 100 Jahren zu Ende gegangen Ersten Weltkrieg und den noch grausameren Zweiten Weltkrieg. Man dürfe sich auch heute nicht zu sicher fühlen, betonte er.

Für die Ortschaft Hirschberg stellte der Vorsitzende der Feuerwehr, Thomas Sedlmeier, eine Blumenschale ab und äußerte ebenfalls Gedanken über die Sinnlosigkeit der Kriege. Ortssprecher Röll bedankte sich bei allen Teilnehmern für die würdevolle Gestaltung der Gedenkfeier. Zum Lied vom "Guten Kameraden", das die Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries intonierte, knallten Böllerschüsse in den Abendhimmel.

pa

WOLFSBUCH
Mit einer Gedenkfeier gestaltete der Krieger-und Kameradenverein Wolfsbuch/Arnbuch den Volkstrauertag erneut in einem würdigen Rahmen. Angeführt von der Wolfsbucher Blaskapelle bewegte sich bereits vor der Eucharistiefeier ein Zug zur Andreaskirche, an dem sich die örtlichen Vereine mit Fahnenabordnungen beteiligten. In seiner Predigt erinnerte Pfarrer Matthäus Luka an die unzähligen Opfer und die Sinnlosigkeit der Kriege. Am Kriegerdenkmal auf dem neu gestalteten Friedhof legte der Vorsitzende des Krieger- und Kameradenvereins Wolfsbuch/Arnbuch, Max Schweiger, einen Kranz nieder. Zu den Klängen des Liedes "Ich hatt' einen Kameraden" ließ Franz Meyer Böllerschüsse knallen.

Mit einem Gedenken an die im abgelaufenen Vereinsjahr gestorbenen Mitglieder August Spies, Karl Wolfsmüller, Josef Hofmann und Franz Wolfsmüller eröffnete der Vorsitzende die anschließende Jahresversammlung. In einem kurzen Rückblick ließ er die Aktivitäten des vergangenen Jahres Revue passieren. "Nicht ganz zufrieden" zeigte sich Schweiger mit der Beteiligung am Kappenabend. "Wenn wir mit dem Denkendorfer Prinzenpaar und der Garde schon eine hochkarätige Besetzung aufweisen können, wäre eine höhere Besucherzahl angebracht." Weiter nannte er die Vatertagswanderung, die Teilnahmen am Fronleichnams-, Herz-Jesu- und Erntedankfest sowie die Beteiligung an der Einweihung des restaurierten Glockenstuhls. Dem Verein gehören 114 Wolfsbucher und 18 Arnbucher an. 24 Ehrenmitglieder aus Wolfsbuch und zwei Ehrenmitglieder aus Arnbuch halten dem Verein nach wie vor die Treue. Zwei Neumitglieder durften im vergangenen Jahr begrüßt werden. Mit Johann Dürr hat der Verein noch einen Kriegsteilnehmer in seinen Reihen.

Auch Ehrungen standen auf der Tagesordnung. Für 25 Jahre Vereinstreue bedankte sich Schweiger bei Michael Pfaller, Karl Voreck und Manfred Wasner, alle aus Wolfsbuch, für über vier Jahrzehnte bei Franz Bögl und Andreas Wittmann, beide aus Arnbuch.

Ohne Probleme gingen die Neuwahlen über die Bühne. Max Schweiger übernahm für weitere fünf Jahre den Vorsitz. Als Vize steht ihm Anton Klügl junior zur Seite. Die Kassenführung liegt in den Händen von Max Götz und anstelle von Hubert Dürr kümmert sich Anton Patzelt um die schriftlichen Angelegenheiten. Als Beisitzer ließen sich Hans Braun, Jürgen Schmid und Andreas Pfaller eintragen, als Böllerschütze fungiert weiter Franz Meyer. Die Kassenprüfung obliegt Josef Schneider und Ludwig Kastner. Als Fahnenträger stellten sich erneut Andreas Schlagbauer, Hans Schlagbauer und Michael Wolfsmüller zur Verfügung.

Zum Schluss ging der Vorsitzende noch auf die geplanten Veranstaltungen ein. Zur Datenschutzgrundverordnung soll eine kurze Zusammenkunft stattfinden. Der Kappenabend steigt am 26. Januar im Gasthaus zum Fuchs. Es tritt wieder die Denkendorfer Garde mit Prinzenpaar auf. Nicht groß gefeiert werden soll das 100-jährige Bestehen des Krieger- und Kameradenvereins Wolfsbuch/Arnbuch im Jahr 2021. Eine während der Versammlung durchgeführte Sammelaktion zugunsten der Kriegsgräberfürsorge erbrachte 173,50 Euro.

pa