Beilngries
Weniger Unfälle in Corona-Zeiten

Verkehrsstatistik der Beilngrieser Polizei für das Jahr 2020 weist einen deutlichen Rückgang aus

25.02.2021 | Stand 23.09.2023, 5:11 Uhr
  −Foto: F. Rieger

Beilngries - Die Botschaft ist in den vergangenen Jahren stets dieselbe gewesen, wenn die Verantwortlichen der Beilngrieser Polizeidienststelle die aktuelle Verkehrsstatistik präsentiert haben: "Leider ein neuer Negativ-Rekord, mehr Unfälle als je zuvor.

 

" Der Grund für diese unerfreuliche Entwicklung lag auf der Hand: Die Einwohnerzahlen in der Region steigen kontinuierlich an, es gibt regen Zuzug - und so sind auch immer mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Aber nicht so im Ausnahme-Jahr 2020. Corona bremste das öffentliche Leben und ein gutes Stück weit auch das Verkehrsaufkommen aus. Das macht sich in der Unfallstatistik der Beilngrieser Polizei für das Jahr 2020 bemerkbar, die Verkehrsexperte Christian Gerner am Donnerstag gemeinsam mit Dienststellenleiter Maximilian Brunner und dessen Stellvertreter Franz Dräxler präsentierte.

1052 Unfälle sind im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Beamten (mit den Gemeinden Altmannstein, Beilngries, Denkendorf, Kinding, Kipfenberg, Mindelstetten, Oberdolling, Pförring und Stammham) passiert. Im Vorjahr waren es 1241 gewesen und im Jahr 2018 immerhin auch schon 1189. Der deutliche 2020er Rückgang sei keine Beilngrieser Besonderheit, betonte Brunner. Der Corona-Effekt auf die Verkehrsstatistik mache sich überall bemerkbar.

So erfreulich die Entwicklung bei der reinen Gesamtzahl an Unfällen auch ist - die Bilanz, die Gerner näher erläuterte, beinhaltet auch traurige Passagen. Zwei Menschen haben im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Polizei bei Unfällen ihr Leben verloren. Am 23. April 2020 starb ein 88-Jähriger, als er auf der Kreisstraße zwischen den Altmannsteiner Ortsteilen Mendorf und Bettbrunn von der Fahrbahn abkam und gegen einen Baum prallte. Vier Monate später verunglückte ein 22-jähriger Motorradfahrer bei Hirschberg. Er fuhr am Ausgang einer Kurve auf eine Pferdekutsche auf.

Bei Verkehrsunfällen verletzt wurden im vergangenen Jahr 173 Menschen. Das bedeutete einen Anstieg im Vergleich zu 2019, als es 160 Verletzte gewesen waren. Obwohl also 2020 insgesamt weniger Unfälle passierten, gingen diese für die Beteiligten weniger glimpflich aus. Bei 118 Personen waren es leichte Verletzungen, 55 Unfallbeteiligte wurden schwer verletzt.

Hauptursache für Unfälle im fließenden Verkehr war die überhöhte Geschwindigkeit. Bei 37 Unglücksfällen war dies der maßgebliche Grund (im Vorjahr 48), gefolgt von Vorfahrtsmissachtungen (30, Vorjahr 38), Fehlern beim Abbiegen (26, Vorjahr 19) und Überholvorgängen (17, Vorjahr 26).

 

Ein deutlicher Anstieg ist im Bereich der Fahrradunfälle zu verzeichnen gewesen - was ebenfalls auf die besonderen Umstände durch Corona zurückzuführen sein dürfte. Es seien schlichtweg deutlich mehr Radfahrer unterwegs , so Gerners Beobachtung. Und das schlage sich dann auch auf die Unglückszahlen nieder. 58 Radfahrer (darunter zwölf mit Pedelecs unter 25 Kilometer pro Stunde Maximalgeschwindigkeit, keines darüber) waren an Unfällen beteiligt - 19 mehr als noch im Jahr 2019. Fast alle (52) zogen sich dabei auch Verletzungen zu: 33-mal waren es leichte Blessuren, 19-mal musste das jeweilige Unfallopfer für mindestens einen Tag stationär behandelt werden, was dann als schwere Verletzung in die Statistik Eingang findet. Was den Verantwortlichen der Beilngrieser Polizei in diesem Zusammenhang als Hinweis besonders am Herzen liegt: Es gebe unter den Radfahrern "enormes Steigerungspotenzial", was das Tragen eines Schutzhelms anbelangt. Von den 19 Schwerverletzten waren acht ohne Helm unterwegs, wie zu erfahren war.

Bei der Gesamtzahl der Motorrad- und Leichtkraftradunfälle war derweil ein Rückgang zu verzeichnen - von 37 im Jahr 2019 auf nun 27. Im Jahr 2018 waren es sogar 55 gewesen. Wie wichtig es wäre, diese Zahl noch weiter zu senken, zeigt der Blick auf die Summe der verletzten Personen bei den Biker-Unfällen: Sie lag bei den 27 Unfällen im vergangenen Jahr bei 33, die Gefahr für alle Beteiligten ist hier besonders hoch. Wie Gerner darüber hinaus mitteilte, sind in der Mehrzahl der Fälle die Motorradfahrer die Verursacher. 20-mal war dies im Berichtsjahr so, siebenmal waren nicht die Biker die Hauptverursacher des Unglücks.

Eine andere Thematik, die Gerner diesmal explizit herausstellte, betraf die Rolle der 16- bis 24-Jährigen im Straßenverkehr. Immer wieder sei zu hören, dass diese Fahranfänger ein erhöhtes Risiko darstellen würden. Die Zahlen sprechen aber eine Sprache, betonte Gerner. Auch der Anteil der jungen Leute an der Gruppe derjenigen Verkehrsteilnehmer, die alkoholisiert oder unter Drogen an einem Unfall beteiligt waren, fällt gering aus. Elf Unfallbeteiligte waren insgesamt alkoholisiert, drei hatten Drogen konsumiert - und nur in jeweils einem dieser Fälle war es ein Fahranfänger. Ganz allgemein ist bei den alkoholisierten Unfallbeteiligten ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen (von 20 auf besagte elf), was ebenfalls eine Folge der Corona-Pandemie und des stillgelegten gesellschaftlichen Lebens sein dürfte. Wie Dienststellenleiter Brunner zudem erläuterte, habe man 71 Verkehrsteilnehmer bei Kontrollen des ahndungswürdigen Alkohol- oder Drogenkonsums überführt. Dies sei eine sehr erfolgreiche Nachweisquote in Bezug zur Anzahl der Alkohol- und Drogenfahrten, bei denen es tatsächlich zu einem Unfall gekommen ist.

Wie bei der Vorstellung der Statistik ebenfalls zu erfahren war, gestaltete sich die Schulweg-Situation in der gesamten Region im Jahr 2020 sehr erfreulich. Es gab nur einen Vorfall, der als Schulwegunfall zu werten war: In Beilngries stürzte ein 13-Jähriger auf dem Nachhauseweg, aber nicht mehr im Umfeld einer Schule, vom Rad und verletzte sich.

Jeder Unfall sei letztlich einer zu viel - vor allem dann, wenn dabei Menschen verletzt werden -, lautet die grundsätzliche Botschaft. Und so ist für heuer in Bayern die Vorstellung eines neuen Verkehrssicherheitsprogramms bis 2030 auf Grundlage des Konzeptes "Vision Zero" angekündigt. Das Ziel sei, schwere oder gar tödliche Unfälle so gut es nur irgendwie geht zu vermeiden und insbesondere die schwächsten Personengruppen im Straßenverkehr noch besser zu schützen. Die Beilngrieser Polizei werde ihre Präventions- und Kontrollarbeit weiterhin engagiert vollziehen, kündigten Gerner, Brunner und Dräxler an. Und dann formulierte Gerner noch einen Appell an die Verkehrsteilnehmer, der so auch trefflich in die Corona-Zeit passt, selbst wenn es in dieser weniger Unfälle gibt: "Wir müssen einfach gegenseitig mehr auf uns aufpassen. "

DK

 

Fabian Rieger