Beilngries
"Verlasst euch auf den Heiligen Geist"

Unter Corona-Schutzvorkehrungen findet in Beilngries für die ersten Jugendlichen die Firmung statt

25.10.2020 | Stand 23.09.2023, 15:00 Uhr
Mit Mundschutz und weitestmöglichem Abstand hat Kaplan Christof Schaum am Samstag einer ersten Gruppe der diesjährigen Beilngrieser Firmlinge das Sakrament der Firmung gespendet. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Ruhiger, einsamer, ja auch dunkler - so empfinden viele Menschen dieses Corona-Jahr 2020 mit all seinen Einschränkungen und Entbehrungen. Insbesondere diese Tage, in denen vollkommen offen erscheint, wie herausfordernd die kommenden Monate wohl werden mögen, sind eine Belastung für die Seele. Wie schön wäre es da, wenn die inneren Fenster aufgehen und Licht hineinströmt in den Menschen?

Genau diese Erfahrung versprach Kaplan Christof Schaum den Jugendlichen, die am Samstagvormittag in der Beilngrieser Stadtpfarrkirche St. Walburga das Sakrament der Firmung empfingen.

Gleich zu Beginn des Gottesdienstes, der unter strenger Beachtung aller Corona-Schutzvorkehrungen stattfand, ging der Geistliche auf den besonderen Zeitpunkt dieses Festtages ein. Normalerweise werde die Firmung rund um Pfingsten gespendet. Doch heuer sei eben nichts normal. Auch die Erstkommunion hatte bekanntlich erst deutlich später gefeiert werden können (wir berichteten) - und nur in mehreren Etappen, um die Festgemeinde nicht zu groß werden zu lassen.

Letzteres ist nun auch bei der Firmung der Fall. Es kommen nicht wie sonst üblich alle Firmlinge des Pastoralraumes zu einer großen Feier zusammen. Vielmehr begehen die Pfarreien eigene Firmtage - und in Beilngries wurde die Gruppe von gut 30 Jugendlichen noch einmal auf zwei Termine aufgeteilt. Einer davon war nun am Samstag, der andere ist voraussichtlich am 14. November. Auf diese Weise könne man sicherstellen, dass die Firmung unter dem bekannten und in den vergangenen Monaten bewährten Abstands- und Hygienekonzept vonstatten gehen kann, das man in den Gotteshäusern des Pfarreienverbandes anwendet.

In Beilngries bedeutete das am Samstag, dass die Firmlinge jeweils eine eigene Bank für sich und ihre engen Angehörigen hatten. Zwischen den Bänken wurde immer eine Reihe Freiraum gelassen. Und auch sonst war einiges anders, als man dies aus gewöhnlichen Jahren kennt. Wie bereits bei der Kommunion wurde darauf verzichtet, die Hauptpersonen des Tages - die Firmlinge - für gemeinsame Gebete oder Ähnliches zusammen in den Altarraum zu holen. Jeder blieb den gesamten Gottesdienst über auf seinem Platz, auch während der Spendung des Firmsakraments. Dazu ging Kaplan Schaum - als Firmspender fungieren heuer die Ortsgeistlichen und nicht etwa ein angereister (Weih-)Bischof - von Bank zu Bank. Die Firmlinge standen mit ihren Paten jeweils am nächsten zum Mittelgang. Und sie trugen ebenso eine Mund-Nase-Bedeckung wie der Kaplan. Letzterem assistierte Mesner Ivo Dropulja, damit sich der Geistliche nach jedem Kreuz, das er auf die Stirn eines der Jugendlichen zeichnete, die Hände desinfizieren konnte. Ein besonderes Prozedere, das in diesem Jahr notwendig sei, um überhaupt das Sakrament der Firmung spenden zu können, wie Domkapitular und Stadtpfarrer Josef Funk bereits vor Wochen im Gespräch mit unserer Zeitung betont hatte. Man solle den besonderen Ablauf aber nicht nur als Verlust im Vergleich zu früheren Jahren sehen, so Funk. Denn diese Umstände könnten auch einen Gewinn bedeuten, beispielsweise für die Angehörigen, die diesmal beim besonderen Moment der Firmung so nah an den Firmlingen sein können wie nie zuvor.

Und somit wurde am Samstag mit Leben erfüllt, was Kaplan Schaum bereits eingangs angekündigt hatte und was in Zeiten des Abstandhaltens noch einmal eine ganz besondere Dimension gewinnt: "Christ ist keiner für sich allein." In seiner Predigt erläuterte der Geistliche dann, was es auf sich habe mit der auf den ersten Blick durchaus abstrakten Vorstellung, den Heiligen Geist in sich aufzunehmen. Man könne sich die Seele als eine innere Wohnung mit ganz vielen Zimmern vorstellen. Und das Innerste der Seele, sozusagen das Fundament des menschlichen Seins, könne der Heiligen Geist ausfüllen. Dies sei in ganz alltäglichen Dingen zu spüren, wenn man beispielsweise nicht über einen Schulkameraden lästert, den man vielleicht nicht ganz so gern mag, wie Schaum den Jugendlichen erläuterte. Der Heilige Geist sei dann "wie eine innere Stimme, die sagt: Lass dich nicht hinreißen!" Man müsse ihn einfach machen lassen - und dann auch mitmachen. Auf diese Weise würden dann ganz automatisch die Fenster der Seele aufgehen. Und so wird es dann auch in dunklen Zeiten tief im Menschen heller.

DK

Fabian Rieger